Butjadingen/Arnsberg. Ultrasportler Adrian Raczka-Buchwald hat eine 300-Kilometer-Tour von der Nordsee nach Arnsberg absolviert. Es gab schlimme und schöne Momente.

Als frisch gewordener Papa – Töchterchen Maja kam am 11. Mai auf die Welt – kann Adrian Raczka-Buchwald nur allzu gut nachvollziehen, was es bedeuten kann, wenn eine Familie in Not ist. Der dreifache Familienvater aus Arnsberg-Hüsten hat nun, wie bereits vorab berichtet, einer nach dem Tod des Ehemannes und Vaters von drei Kindern in Not geratenen Familie mit einer außergewöhnlichen sportlichen Leistung enorm unter die Arme gegriffen.

Der 37-jährige Raczka-Buchwald erzählt von den schlimmsten und schönsten Momenten seiner mehr als 300 Kilometer langen Tour als Lauf- und Radsportler von Tossens an der Nordsee bis nach Arnsberg, einer phänomenalen Spendenaktion und dem eigenen Antrieb, immer wieder an persönliche Grenzen zu gelangen.

Adrian Raczka-Buchwald, um einer befreundeten Familie zu helfen, haben Sie mit einem Teil Ihres Teams „#Adrianlaeuft“ mehr als 300 Kilometer von Tossens an der Nordsee – dem Ort des letzten gemeinsamen Urlaubs der Familie vor dem Ort des Vaters – bis nach Arnsberg zurückgelegt. War das so kurz nach der Geburt Ihrer dritten Tochter logistisch schwierig?

Adrian Raczka-Buchwald: Es war relativ schnell klar, dass ich diesen Lauf machen möchte, um vor allem auch die Spendenkampagne für die Familie zu unterstützen. Meine Frau und ich haben aber natürlich darüber gesprochen, und sie hat zu mir gesagt: Geh’ laufen. Ich hab’s dann auch durchgezogen.

Wie geschlaucht waren Sie, nachdem Sie in drei Tagen etwa 200 Kilometer laufend und dann noch mal 117 Kilometer mit dem Mountainbike zurückgelegt haben?

Ehrlich gesagt bin ich das erste Mal nach einem solchen Projekt in den Tagen danach nicht komplett gerädert gewesen. Klar, ich hatte Muskelkater in den Waden, vielleicht auch, weil ich zuvor im Lockdown sechs Kilo zugenommen hatte. Die Tour an sich war meine bislang angenehmste – ich hatte sogar keine Blasen an den Füßen. (lacht)

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Am Ende des zweiten Tages entschieden Sie sich mit Ihrem Team dafür, den Rest der Strecke von etwa 117 Kilometern nicht mehr laufend, sondern mit dem Mountainbike zurückzulegen. Warum?

Ich hätte auch noch etwas weiter laufen können, aber dann wäre unser Zeitplan in Gefahr geraten. Es ging ja diesmal vor allem um den guten Zweck und nicht um irgendwelche Rekorde. Ich wollte meinem Team auch etwas zurückgeben, weil sie mich über Pfingsten unterstützt und dafür ihre Familien allein zu Hause gelassen hatten. Deshalb wollte ich, dass wir auch pünktlich wieder in Arnsberg ankommen.

Bei einer solchen Tour kommt es vor allem auf funktionierenden Teamwork an. Wie war Ihre Unterstützung aufgestellt?

Kurzfristig mussten wir unser Team ändern, daher war es diesmal ziemlich zusammengewürfelt. Das hat aber super funktioniert. Tomasz Zajas und Torben Hoven als Betreuer, Jens Hesse als Radbegleitung und Marco Schulte als Autobegleitung sowie Organisator waren eine enorme Hilfe für mich. Wir haben uns sehr gut verstanden – das war super.

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Was waren die schwierigsten und was die schönsten Momente auf dem Weg von der Nordsee zurück?

Am zweiten Tag gab es für mich einen sehr heiklen Moment, als meine Frau mich anrief und über Halsschmerzen klagte. Ich habe sie sofort gefragt, ob ich die Tour abbrechen und verschieben soll, aber sie meinte, dass ich es durchziehen solle. Ich hatte trotzdem ein schlechtes Gewissen, als es weiterging. Dagegen war besonders schön der Moment, zu dem man gemerkt hat, dass wir als Team zusammengewachsen sind. Wir haben uns alle gegenseitig gepusht und unsere Familien und Freunde zu Hause uns.

Wie war die Rückmeldung der betroffenen Familie, die Sie mit dieser Aktion unterstützt haben?

Natürlich hat sich Susanne, die Frau meines verstorbenen Freundes, sehr gefreut. Keiner hätte gedacht, dass sich die Spendenkampagne so toll entwickeln würde. Die Familie konnte das alles gar nicht so richtig fassen. Wir wollten sie mit den Spenden entlasten, und diese Hilfe kommt einfach auch an.

Sie entwickeln seit Jahren immer wieder neue Ideen, darunter sind auch tollkühne Rekordjagden. Wie groß ist Ihr eigener Antrieb als Sportler, sich immer wieder an die eigenen Grenzen zu führen?

(schmunzelt) Ich möchte mich einfach gerne selbst pushen und einen Wettkampf gegen mich allein austragen. Mein Motto lautet dabei immer: „Einfach machen!“ Ob das Ganze dann am Ende gelingt, ist eine ganz andere Sache. Ich hab’ kein Problem damit, wenn die Leute sagen, dass ich ja bekloppt sei, solche Dinge anzugehen – stimmt ja schließlich auch! (lacht)

Marke von 70.000 Euro ist fast erreicht

Die Spendenkampagne zu Gunsten der Arnsberger Familie, die durch den Verlust des Vaters und Ehemannes auch in finanzielle Bedrängnis geraten ist, und die Adrian Raczka-Buchwald mit seiner Tour nun unterstützte, soll noch bis Ende September weiterlaufen.

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Bislang sind bereits etwa 69.500 Euro Spendensumme für die Ehefrau und die drei Kinder des verstorbenen Marius S. aus Arnsberg zusammengekommen (Stand: 26. Mai, 18 Uhr). „Das ist eine enorme Summe. Wir erhoffen uns aber natürlich trotzdem, dass die Menschen weiterhin noch spenden möchten“, sagt Mitinitiator Adrian Raczka-Buchwald. Bereits etwa 2700 Menschen haben geholfen.

Insgesamt sollen 75.000 Euro für die Sauerländer Familie zusammenkommen, „damit wir ihnen noch ein wenig mehr Sicherheit für die kommenden Jahre geben können“, so der heimische Ultrasportler, der bei seinen Projekten stets auch einen guten Zweck verfolgt.

Wer der Familie helfen möchte, kann dies im Internet tun unter:https://www.betterplace.me/gemeinsam-stark-fuer-familie-s