Sauerland. Soll DFB-Präsident Fritz Keller zurücktreten? Das sagen Fußball-Funktionäre aus dem Sauerland.
Die Präsidenten der Landes- und Regionalverbände haben nach einem zweitägigen Krisengipfel in Potsdam Fritz Keller, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), und Generalsekretär Friedrich Curtius ihr Vertrauen entzogen. Fritz Keller, der zuvor den 1. Vizepräsidenten Rainer Koch mit dem Nazi-Richter Roland Freisler verglichen hatte, und sich dafür nun vor dem Sportgericht verantworten muss, wurde zum Rücktritt aufgefordert. Diese Zeitung hat bei Fußball-Funktionären aus den zwei Kreisvorständen sowie Vorstandsmitgliedern der HSK-Vereine nachgefragt, ob Fritz Keller als DFB-Präsident noch tragbar ist.
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Michael Schütte, Vorsitzender des Fußballkreises HSK: „Nach dieser Aussage ist Herr Keller nicht mehr der richtige Präsident. Allerdings gibt die gesamte DFB-Spitze ein blamables Bild ab. Allein die Tatsache, dass es zwei Lager gibt, kann nicht sein und fördert den Eindruck, dass es hier nur um Macht und Machtstreben geht.“
Paul Pieper, Vorsitzender des Fußball-Landesligisten FC Arpe/Wormbach: „Ich kann nicht nachvollziehen, warum sich der ansonsten so besonnene Herr Keller zu einer solchen Aussage hat hinreißen lassen. Da muss er einen Blackout gehabt haben. Ich glaube, dass Herr Keller aus dem beschaulichen Freiburg zu naiv für die Aufgabe ist. Als neuer Präsident wäre mir Rudi Völler sehr recht. Karl-Heinz Rummenigge, der ebenfalls ein fähiger und kompetenter Funktionär ist, wäre meines Erachtens zu Bayern-lastig.“
Roland Keggenhoff, Sportlicher Leiter des Fußball-Bezirksligisten BC Eslohe: „Mit dieser Aussage hat er sich ein ganz schlechtes Zeugnis ausgestellt. Von daher wäre ein Rücktritt nachvollziehbar. Ansonsten fand ich ihn immer sympathisch. Für die Amateure hätte er aber mehr tun sollen. Als Nachfolger würde ich für Rudi Völler votieren. Der kann noch die Ärmel hochkrempeln.“
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Martin Gerbracht, Vorsitzender des Fußball-Bezirksligisten SV Oberschledorn/Grafschaft: „Die Aussage von Herrn Keller ist völlig inakzeptabel. Der Fußball soll und muss für eine tolerante und vielfältige Gesellschaft stehen. Er muss zurücktreten. Beim DFB muss aber nicht nur der Präsident ausgetauscht werden, auch Herr Curtis muss seinen Hut nehmen. Ich war und bin immer noch für eine Besetzung mit ehemaligen Fußballgrößen. Es gibt mit Rummenigge, Lahm, Schweinsteiger oder Völler einige gute Kandidaten.“
Stephan Picht, Präsidiumsmitglied des Fußball-Bezirksligisten VfB Marsberg: „Herr Keller ist als DFB-Präsident nicht mehr tragbar. Das war eine Entgleisung allererster Güte, die er nicht mehr kitten kann. Ich bin der Meinung, dass insgesamt ein neuer Vorstand installiert werden muss. Ich wäre dafür, wenn ein neuer DFB-Präsident mal nicht aus dem Profilager kommen würde. Es gibt genug kompetente Personen in den Landesverbänden.“
Jürgen Hillebrand, Präsidiumsmitglied des Fußball-Landesligisten SV Brilon: „Mich stört an der ganzen Diskussion um Fritz Keller, der sich zweifelsfrei einen unentschuldbaren verbalen Fehltritt geleistet hat, dass dies nun einige Funktionäre zum Anlass nehmen, den unbequemen DFB-Präsidenten loszuwerden, um die eigene Position zu verbessern. Ich finde, man sollte die komplette DFB-Spitze austauschen und durch neue sowie unverbrauchte Köpfe ersetzen, die dann sowohl den Profi- als auch den Amateurbereich angemessen vertreten.“
Holger Hömberg, Vorsitzender des Fußball-Bezirksligisten SV Schmallenberg/Fredeburg: „Der Vergleich mit Freisler geht gar nicht. Trotzdem halte ich Herrn Keller für gut. Er hat auch mal kritische Fragen gestellt. Wenn jeder kleine Verein so arbeiten würde wie der DFB, wäre das der Untergang des Fußballs. Der Nachfolger sollte eine neutrale Person sein, auf keinen Fall Rainer Koch.“
Michael Ternes, Vorsitzender des Fußball-Ausschusses des Kreises Arnsberg: „Der Satz mit dem NS-Vergleich war alles andere als glücklich. Eigentlich ist ein Rücktritt unumgänglich. Sein Vorgänger Reinhard Grindel hat auf jeden Fall mehr für den Amateurfußball getan.“