Neheim. Die Sauerlandsport-Redaktion hat mit Reinhard Pietz, dem Vorsitzenden des Kreisschiedsrichterausschusses des Fußballkreises Arnsberg, gesprochen.
Er ist ein Urgestein unter den Schiedsrichter-Funktionären in Fußball-Südwestfalen. Der 73-jährige Reinhard Pietz aus Neheim ist seit mittlerweile 25 Jahren Chef der Unparteiischen im Kreis Arnsberg. Die Sauerlandsport-Redaktion hat mit dem Vorsitzenden des Kreisschiedsrichterausschusses unter anderem über die Probleme während der Corona-Pandemie und der zurzeit unterbrochenen Punktspielsaison gesprochen.
Hallo Herr Pietz. Hat es durch die Corona-Pandemie und die dadurch unterbrochene Meisterschaftssaison Abmeldungen von Fußball-Schiedsrichtern im Kreis Arnsberg gegeben?
Reinhard Pietz: Bislang noch nicht. Wir haben aktuell 96 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter im Kreis Arnsberg. Es könnte aber sein, dass gerade ältere Kollegen die Unterbrechung dazu nutzen, um doch einen Schlussstrich unter ihre Laufbahn zu ziehen. Zumal man als Schiedsrichter nur selten Anerkennung bekommt. Ich hoffe aber, dass alle bei der Stange bleiben.
Glauben Sie noch eine Fortsetzung der Saison 2020/2021?
Nein. Wir bräuchten dazu ein Wunder. Ich bin allerdings auch der Meinung, der Sport muss in diesen Zeiten hintenanstehen. Es gibt viel wichtigere Dinge.
Wie bei den Vereinen gibt es auch bei den Schiedsrichtern Auf- und Absteiger. Wie soll das geregelt werden, wenn die Saison demnächst annulliert wird?
In der vergangenen Spielzeit sind nach dem Abbruch alle Unparteiischen in ihren Ligen geblieben. Es gab keine Auf- und Absteiger. Mein aktueller Stand ist, dass es noch Prüfungen geben soll. Aber auch das hängt ja vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. Fakt ist: Sollte die neue Saison tatsächlich im August starten, brauchen wir Schiedsrichter, um die Spiele durchzuführen. Ansonsten gibt es keinen Spielbetrieb, egal in welcher Liga. Der Verband muss jetzt zeitnah eine Entscheidung treffen.
Sind Sie mit 73 Jahren selbst noch als Schiedsrichter aktiv?
Meine Knie-Operation ist gut verlaufen, ich fühle mich fit und möchte wieder einsteigen, allerdings nicht mehr im Seniorenbereich. Ich könnte mir gut vorstellen, einige Partien bei den Kids, zum Beispiel bei den D-Junioren, demnächst wieder auf dem Platz zu leiten.
Sie sind jetzt 25 Jahre Schiedsrichter-Chef im Kreis Arnsberg. Macht das Amt immer noch Spaß?
Auf jeden Fall. Ich mache diese Aufgabe gerne und mit großer Begeisterung. In zwei Jahren ist allerdings Schluss. Dann muss ich aufhören, so will es der Verband. Personen die 75 Jahre sind, dürfen im Verband kein Amt mehr ausüben, wo Entscheidungen getroffen werden. Und diese Altersbegrenzung stört mich. Es kommt doch nicht auf das Alter an. Egal ob jung oder alt, unterm Strich zählt doch nur die abgelieferte Leistung. Hinzu kommt, dass es immer schwieriger wird, Leute für solche Positionen zu finden.
Im Profi-Fußball hat seit einigen Jahren die Technik Einzug gehalten. Was halten Sie zum Beispiel vom Video Assistant Referee , genannt „VAR“?
Der Fußball hat durch die Einführung der Technik meiner Meinung nach an Emotionen verloren. Vor allem bei den Fans und Zuschauern. Früher gab es einen Elfmeter – egal ob der berechtigt war oder nicht, man hat sich aufgeregt und dann ging es weiter. Heute wird fünf Minuten diskutiert und dann korrigiert der VAR die Entscheidung des Unparteiischen. Und so ein Fall kommt dann in einem Spiel ja nicht nur einmal vor, dadurch wird doch die Autorität des Schiedsrichters auf dem Platz untergraben.
Früher war also alles besser?
Natürlich nicht. Die Torlinientechnik ist gut, weil der Schiedsrichter sofort ein Signal bekommt, ob der Ball hinter oder auf der Linie war. Aber durch die weitere Technik wird das Fußballspiel zum Teil kaputt gemacht.