Meerbusch/Eslohe. Bitteres Profidebüt: Radsportler Ole Theiler (18) vom Team SKS Sauerland NRW stürzte im ersten Rennen so schwer, dass er sich an nichts erinnert.
Er hatte es geschafft, war den nächsten wichtigen Schritt in einer bislang hoffnungsvollen Karriere gegangen: Radprofi Ole Theiler trat zuletzt hochmotiviert beim Grand Prix auf der griechischen Insel Rhodos erstmals für das Team SKS Sauerland NRW in die Pedalen. Ausgerechnet in seinem Premierenrennen aber stürzte der 18-Jährige so schwer, dass er auch zwei Wochen danach keine Erinnerungen mehr an den Unfall hat. Gleichwohl ging der Jungprofi nur vier Tage später bei der Tour of Rhodos an den Start – trotz eines Gesichts, das an eine klare Niederlage bei einem Boxkampf erinnerte – und an viele Schmerzen.
Wie groß muss die Leidensfähigkeit eines Radprofis also sein?
Auch interessant
Trotz seiner erst 18 Jahre antwortet Ole Theiler klar und selbstbewusst auf diese Frage. „Wenn ich stürze, stehe ich auf und fahre weiter. Das ist ganz normal. In meinem Fall ging das diesmal nur leider nicht“, sagt er und schmunzelt.
Eine große Leidensfähigkeit „muss man einfach mitbringen“, betont Teiler: „Wenn man am Limit ist, fährt man weiter. Man kann nicht nur in seiner Komfortzone bleiben, denn dann wird man nicht besser.“
Auch interessant
Ausgerechnet in seinem ersten Rennen als junger Profi im Team SKS Sauerland NRW ereilte den gebürtigen Rheinländer schweres Sturzpech. Wie es zu dem Unfall beim Grand Prix auf Rhodos kam – weiß Ole Theiler nicht. „Ich selbst kann mich an den Sturz nicht erinnern. Ich bin im Krankenwagen wieder aufgewacht“, erklärt er.
Team SKS Sauerland NRW: So kommt es zum Sturz
Die Eindrücke von Teamkollegen seiner Sauerländer Mannschaft und anderer Fahrer aus dem Feld trugen zur Aufklärung bei. Weil der Lenker eines Konkurrenten plötzlich wegbrach, verhakte sich dessen Rad mit dem Sportgerät Theilers. Die Folge: Der Youngster stürzte und fiel mitten auf sein Gesicht. Ein schwer zugeschwollenes linkes Auge sowie extreme Schwellungen im gesamten Gesicht, Blut im Auge, kurzzeitige Bewusstlosigkeit, Prellungen und Erinnerungslücken waren die Konsequenzen für Theiler. „Als ich im Krankenwagen aufgewacht bin, wusste ich nicht, ob ich das träume oder dies die Realität ist. Ich habe mich gefragt: Warum sitze ich nicht mehr auf dem Rad und fahre gerade kein Rennen mehr?“, erzählt er.
Auch interessant
Ein späterer Blick in den Spiegel und die folgenden Schmerzen hätten indes eindrucksvoll eines illustriert: „Ich hatte noch richtig Glück im Unglück. Das hätte ganz anders ausgehen können, beispielsweise mit einem gebrochenen Jochbein.“
Auch interessant
In einem Krankenhaus auf der griechischen Urlaubsinsel wurde der 18-Jährige rasch behandelt und ausgiebig durchgecheckt. Zunächst habe er alles allein managen müssen, da die strengen Coronaregeln keinen Besuch von SKS-Verantwortlichen oder Teamkollegen möglich gemacht hätten. Ole Theiler muss lachen, wenn er an die Ereignisse zurückdenkt. „Man muss erst mal herausfinden, was eigentlich ,Bewusstlosigkeit’ auf Englisch heißt.“
Ein schwerer Einstieg
Nach seinem schweren Unfall beim Eintagesrennen trat der 18-Jährige zur nachfolgenden Tour of Rhodos gleichwohl an – in enger Abstimmung mit den SKS-Verantwortlichen um Wolfgang Oschwald. Am dritten Tourtag musste Ole Theiler dem Unfall und Aufwand aber Tribut zollen: Mit Knieschmerzen stieg er aus dem Rennen aus. „Insgesamt war das der härteste Einstieg, den man hätte haben können“, bilanziert er.
Auch interessant
Der sich breitmachenden Ernüchterung – will Theiler gar nicht erst weiteren Platz zur Entfaltung einräumen. Selbstbewusst spricht der Youngster über den Status quo seiner Laufbahn und über seine Pläne für die Zukunft. Zwar verpasst Ole Theiler nun die Reise nach Rom, wo das Team SKS Sauerland NRW am Grand Prix Liberazione teilnehmen will, doch das soll seine Karriere nicht groß beeinflussen.
Der Vizemeister am Berg und Dritter der Gesamtwertung der Rad-Bundesliga – beide Erfolge hatte er in der U19 errungen – wähnt sich insgesamt auf einem guten Weg. Ole Theiler: „Ich sehe mich als Fahrertypen für schwere Rennen, da ich unter anderem richtig gut die Berge hochkomme. Langfristig möchte ich für ein World-Tour-Team fahren. Jetzt hoffe ich erst mal, dass mein Sturz-Pech verschwindet.“