St. Moritz. Nach seinem ersten Sieg in einem Skeleton-Weltcup spricht der Winterberger Pilot Alex Gassner über ein episches Duell und seine Ziele.

Zwei, drei Sätze brachte Alexander Gassner heraus, dann stockte ihm die Stimme. Seine riesengroße Freude, seine Emotionalität, die sich im entscheidenden Moment durch unzählige Luftsprünge und lauten Jubel gezeigt hatte, sorgte nun für die eine oder andere Träne. In St. Moritz feierte der Skeleton-Pilot des BSC Winterberg seinen ersten Weltcupsieg, ausgerechnet in St. Moritz. "Das war ein magischer Moment", sagte Gassner mit etwas Abstand. Einer, dem jedoch etwas Größeres folgen soll.

St. Moritz, das Mekka der Reichen und Schönen in der Schweiz, bietet den Athleten mit der einzigen Natureisbahn im Weltcup zum einen eine besondere Wettkampfstätte, der stets mit Lob und Schwärmerei gehuldigt wird. Zum anderen war St. Moritz die Wiege des Skeleton-Sports. Hier wagte Ende des 19. Jahrhunderts der erste Pilot die Abfahrt liegend mit dem Kopf voran.

Und ausgerechnet hier gewann der 31-jährige Gassner zum ersten Mal in seiner schon einige Jahre andauernden Karriere ein Weltcuprennen.

Winterberg Gassner siegt gegen Ausnahmeathleten

"Das war irgendwie schon episch", sagte der BSC-Athlet zudem über das Duell mit dem Letten Martins Dukurs, welches er dank "hohen, kontrollierten Risikos" mit dem Wimpernschlag von einer Hundertstelsekunde für sich entschied. In Dukurs sportlicher Vita stehen zwei olympische Silbermedaillen, zig WM-Titel und über 50 Weltcupsiege.

"Der erste Sieg ist an sich immer etwas Besonderes", erzählte Gassner. Der Ort und der Gegner – beides machte ihn noch besonderer. "Allerdings soll es nicht der letzte gewesen sein", erklärte der Sportsoldat, der zwar vor knapp einem Jahr aus Winterberg nach Aschaffenburg zog, aber "selbstverständlich" seinem BSC die Treue hielt.

Die "faire Arbeit auf Augenhöhe" mit dem Trainer- und Betreuerstab um den neuen Chef-Bundestrainer Christian Baude, die Trainingsgruppe um Heimcoach Heiner Preute – beides sei die Basis für seine konstant guten Leistungen in dieser Saison, erklärte Gassner. "Die Trainer sind mit Herzblut dabei. Die Arbeit macht auf einem ganz anderen Niveau Spaß."

Chance auf eine Kugel

Am Königssee steht nun morgen ab 13.30 Uhr das nächste Rennen an. Und auch das Weltcupfinale eine Woche später in Innsbruck, das gleichzeitig die Generalprobe für die Weltmeisterschaft in Altenberg Anfang Februar ist, will Gassner nicht zu Gunsten eines zusätzlichen Trainings im WM-Eiskanal sausen lassen.

"Ich bin ja nicht mehr der Jüngste", sagte er schmunzelnd, "so eine Chance auf eine der Kugeln wird sich vermutlich nicht mehr allzu oft ergeben." Heißt: Alexander Gassner möchte die Gesamtweltcup-Wertung auf dem Podest abschließen und erst dann das Ziel WM-Medaille in den Fokus nehmen. Aktuell liegt er mit 149 Punkten Rückstand auf Martins Dukurs auf Rang zwei. Diesen zu behaupten, wäre sensationell. Den Letten noch zu überholen, wäre – ein weiterer magischer Moment.