Arnsberg. Der legendäre Aschenplatz auf dem Arnsberger Schreppenberg ist Geschichte. Mit einer verrückten Aktion sorgt GW Arnsberg jetzt auch für Wehmut.

Der Gedanke an diese Erinnerung bringt Oliver Voß zum Lachen. Als der Blick des Fußball-Abteilungsleiters der DJK GW Arnsberg über den nagelneuen Kunstrasenplatz auf dem Schreppenberg schweift, wird Voß wehmütig. „Wir haben hier auf Asche so viele tolle Schlachten erlebt. Wenn wir wussten, dass in zwei Wochen ein starker Gegner kommt, haben wir den Platz nicht mehr abgezogen und den Ball nicht richtig aufgepumpt. Hier trat niemand gerne an – außer uns“, sagt der 49-Jährige.

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Der legendäre Aschenplatz von GWA ist Geschichte, bald wird hier auf Kunstrasen um Siege gefightet. Mit einer kuriosen Verkaufsaktion würdigt der Verein nun jedoch legendäre Erlebnisse auf dem „roten Rasen“.

Asche im Glas bei der DJK GW Arnsberg

Etwa acht Zentimeter sind sie hoch, sieben Zentimeter breit, und ihr Inhalt bietet die Erinnerung an unzählige denkwürdige Spiele auf der Asche: die Einmachgläser, die GW Arnsberg aktuell mit der Asche des ehemaligen Tennenplatzes auf dem Schreppenberg füllt und zum Verkauf stellt. 9,90 Euro kostet so ein Exemplar, das unter anderem im Internet zu bekommen ist.

DJK GW Arnsberg startet kuriose Aktion für Nostalgiker

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    Der Käufer erwirbt die „Heilige Asche vom Berch“ und erhält beim Kauf zudem ein Zertifikat des Vereins. Ein Zehner für jede Menge Nostalgie – Joachim Bause, Vorsitzender von GW Arnsberg, findet’s richtig gut. „Es ist eine tolle Aktion. Wir hoffen auf viele Interessenten und haben auch noch genügend Asche da“, sagt er.

    Bauses Blick wandert zum Seitenrand: Fast entlang einer kompletten Seitenlinie des Feldes thront ein riesiger Berg. Es ist alte Asche, also der Spielbelag, der nun dem neuen Kunstrasen weichen musste.

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    Etwa 1000 Tonnen lägen da nun, erklären Bause und Voß. Die Asche abzutragen, zu sammeln und dann zu entsorgen – so läuft das aber natürlich nicht bei GWA. Viel Wehmut herrscht im Verein, vor allem bei den älteren Fußballern, für die das Spielen auf Asche, das Pöhlen, das Grätschen, das Herumschlittern bei Wind und Wetter immer mit dazu gehört hat. „Ich habe hier im Verein mit sieben Jahren mit dem Fußball angefangen, in den Juniorenteams gespielt und später noch bei den Alten Herren. Natürlich sind wir traurig, weil die Asche jetzt weg ist. Für uns war das auch ein Heimvorteil, und wir müssen uns nun umgewöhnen“, sagt Oliver Voß.

    Verwerten anstatt entsorgen

    Ein endgültiger Abschied von der Asche ist indes nicht geplant. Denn der große Berg an der Seitenlinie soll zur Naturtribüne umfunktioniert werden. „Wir planen mit zwei, drei Stehsatzreihen und verwerten somit die Asche sinnvoll. Es soll ein Mix aus Tradition und Moderne sein“, sagt der Abteilungsleiter.

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    Bei allem Schwermut, aller Nostalgie und der durchaus heiklen Frage, ob die bei GWA besonders intensiv gelebte Kreisliga-Mentalität nun gefährdet ist, stellen Vereinschef Joachim Bause und Oliver Voß eines klar heraus: „Der Belagwechsel von Asche auf Kunstrasen ist für das Überleben unseres Vereins absolut notwendig. Vor allem im Jugendbereich wandern ansonsten die Spieler ab.“ Auch Zugänge für den Herrenbereich zu bekommen, ist mit einem alten Aschenplatz fast schon unmöglich.“

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    Fast fünf Jahre nach den ersten Gesprächen mit der Stadt Arnsberg über die Planungen zum Neubau ist der neue Kunstrasenplatz auf dem Schreppenberg nun fertiggestellt. Gestern wurden die Tore aufgebaut, letzte Pflaster- und Verschönerungsarbeiten stehen noch aus. Besonders nachhaltig soll das neue Geläuf sein: eine umweltfreundliche Elastikschicht und Korkverfüllung, etwa 15 bis 20 Jahre „Lebensdauer“, eine Auslegung für etwa 2000 Spielstunden im Jahr.

    Höhere Kosten für den neuen Kunstrasenplatz

    „Weil wir uns für diese Nachhaltigkeit entschieden haben, werden die Kosten etwa 440.000 Euro anstelle der zuvor anvisierten 365.000 Euro betragen. Wir haben das aber bewusst so gemacht“, erklärt Joachim Bause. Mit 150.000 Euro half die Stadt Arnsberg dem Sportverein.

    Weil viele helfenden Hände eingriffen, steht das Projekt Kunstrasen jetzt vor dem Abschluss. „Es war toll, wie hier Sportler aus drei Generationen gemeinsam am Werk waren“, sagt Oliver Voß. „Wir haben diesen Platz vor allem für die Jugend, unsere Zukunft gebaut. Das macht uns stolz“, so Joachim Bause.

    Erste Herrenmannschaft erneut vom Abstieg bedroht

    Das neue Geläuf für die Fußballteams von GW Arnsberg ist so gut wie fertig – doch die erste Herrenmannschaft, das Aushängeschild des Klubs, könnte in absehbarer Zeit auf dem neuen „Teppich“ womöglich nur noch B-Liga-Fußball spielen.

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    Sechs Spiele, sechs Niederlagen, 7:21 Tore, null Punkte: Die aktuelle Bilanz der Mannschaft von Trainer Tim Scharping in der Kreisliga A Arnsberg wirkt auf den ersten Blick erschütternd. Dass GWA Tabellenschlusslicht ist – ist somit folgerichtig.

    Gleichwohl blickt Fußball-Abteilungsleiter Oliver Voß, der mit Coach Tim Scharping schon verlängert hat, optimistisch in die Zukunft. „Unser Trainer hat das voll im Griff. Wir hatten auch viele unglückliche Ergebnisse und müssten eigentlich schon sechs, sieben Punkte haben“, sagt Voß. Sollte die Saison tatsächlich mit der 50-Prozent-Regel gewertet werden, „wird es uns wohl erwischen. Die Kreisliga B wäre für uns ein Schritt zurück, aber dann wollen wir wieder zwei Schritte voran gehen.“

    Zum neuen Kunstrasenplatz sei festgestellt: Wer auf Asche grätscht, der würde das überall tun, so sagt man als Fußballer. Insofern: Nicht alles wird sich bei GW Arnsberg verändern.

    Ein Video zum Besuch bei GW Arnsberg gibt’s auf dem Internetportal unserer Zeitung: wp.de/sport/lokalsport/arnsberg