Riesenbeck/Sundern. Riesenbeck statt Balve, Halle statt Stadion: Die DM der Springreiterinnen war eine besondere – und endete für Sarah Nagel-Tornau erfolgreich.
Es war nur ein kurzer Blick, den die Kameras während der Siegerehrung einfingen. Doch es war ein Blick, der ihre Gefühle verriet. Wie Sarah Nagel-Tornau ihn anschaute, diesen eleganten Zehnjährigen, der neben ihr stand – voller Freude, voller Stolz. Carouge, so heißt der Angehimmelte, schien den Moment ebenfalls zu genießen, so aufmerksam schaute der Hengst, so vorbildlich spitzte er die Ohren. Was seine Reiterin nach der wohl einzigartigen deutschen Meisterschaft der Springreiterinnen über ihn sagte, gefiele ihm, wenn er es verstände.
Rang drei bei der deutschen Meisterschaft der Springreiterinnen – normalerweise hätten sich Nagel-Tornau und Carouge vor großem Publikum im Springstadion neben Schloss Wocklum in Balve feiern lassen dürfen. Die Corona-Pandemie sorgte jedoch für ungewöhnliche, hoffentlich einzigartige Titelkämpfe in der Halle von Gastgeber Ludger Beerbaum in Riesenbeck.
Den Erfolg Sarah Nagel-Tornaus schmälert das allerdings nicht. „Es war meine insgesamt dritte Bronzemedaille bei einer DM“, erzählte die 32-Jährige, die für den Ländlichen Reitverein Attendorn-Repetal startet und seit einigen Jahren mit ihrem Lebensgefährten in Sundern einen Zucht- und Turnierstall betreibt.
Null-Fehler-Runde in der Finalprüfung
Während der neuen Deutschen Meisterin Finja Bormann (Harsum) mit ihrem Pferd A crazy son of Lavina ein Start-Ziel-Sieg gelang, glaubte Nagel-Tornau nach dem Auftakt fast schon nicht mehr an eine Top-Platzierung. Das lag am Reglement. Die in zwei Qualifikationen gesammelten Punkte wurden als Handicap mit in das Finale der besten Zwölf genommen – mit 5,75 Punkten gehörte Nagel-Tornau in diesem nicht mehr zu den Favoritinnen.
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Zudem hatte sich Parcourschef Peter Schumacher wieder einiges überlegt: die Hindernisse wurden um fünf Zentimeter erhöht, es stand ein klassischer, technischer Kurs in der Halle – und die erlaubte Zeit spielte eine wesentliche Rolle, setzte die Teilnehmerinnen also zusätzlich unter Druck. „Ich hätte nicht gedacht, dass es noch fürs Treppchen reicht. Ich habe aber alles gegeben in der Finalprüfung“, sagte Sarah Nagel-Tornau später und blickte auf eine Null-Fehler-Runde zurück, die ihr doch noch die Bronzemedaille brachte.
Müller verpasst Finale
Kathrin Müller (ZRFV Voßwinkel) verpasste mit Conan mit jeweils einem Abwurf in den Qualifikationsprüfungen das Finale der besten Zwölf knapp.
Co-Bundestrainer Heinrich Herrmann-Engemann war bei seiner letzten DM sehr angetan von den Leistungen der Damen: „Wir haben unheimlich guten Sport gesehen“, sagte er.
Das erste Lob ging an ihren Vierbeiner Carouge: „Er hat auch in Riesenbeck einmal mehr seine Beständigkeit zeigen können. Bemerkenswert aus meiner Sicht ist, wie einfach er solch anspruchsvolle Parcours meistern kann, ohne sich auch nur eine Sekunde anstrengen zu müssen“, sagte die Profireiterin, die nach ihrer Bronzemedaille bei der DM 2013 in Balve spontan den Bachelor-Ball als krönenden Abschluss ihres Studiums an der BiTS Iserlohn sausen ließ und im Optimum-Partyzelt den sportlichen Erfolg feierte.
Dank an Ludger Beerbaum
Dieses Mal gab es keine Medaillen-Sause. „Die Atmosphäre war natürlich anders als sonst“, sagte Nagel-Tornau: „Dennoch sind wir als Reiter sehr dankbar dafür, dass Ludger Beerbaum und sein Team alles getan haben, um trotz der aktuellen Situation so eine perfekt organisierte DM stattfinden zu lassen.“
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Eine DM, zu der sie und Carouge mit einem guten Gefühl fuhren. „Über das gesamte Jahr hinweg hat er kontinuierlich tolle Leistungen gezeigt und sich in zahlreichen schweren Springen und großen Preisen platziert“, erzählte die Sauerländerin. Der Corona-Pandemie und den sportlichen Einschränkungen zum Trotz gelang im hochkarätig, unter anderem mit drei Olympiasiegern besetzten Feld in Riesenbeck nun der Erfolg.
Turnier in Warstein
Das Jahr ist damit aber noch nicht beendet für Sarah Nagel-Tornau. „Ich freue mich, dass wir kurz vor Weihnachten noch ein tolles nationales Reitturnier auf Drei-Sterne-Niveau auf der Reitanlage der Warsteiner Brauerei direkt vor unserer Haustür haben“, sagte sie: „Jens Wawrauschek und die Brauerei engagieren sich, um ein erstklassiges Hallenreitturnier in unserer Region stattfinden zu lassen.“
Und wer weiß, vielleicht steht sie während einer Siegerehrung wieder neben Carouge oder einem anderen ihrer Pferde – und schaut voller Freude, voller Stolz.