Winterberg. Anna Köhler (Winterberg) hat ihren Weltcup-Kolleginnen etwas voraus: Sie fuhr einen der neuen Monobobs. Was sie etwa Laura Nolte verraten kann.

Diese kurzen Videos, sie erinnern ein wenig an Spionagefilme. Ihre Bilder wirken, als habe jemand heimlich eine kleine Kamera installiert, um beobachten zu können, was am Start des Eiskanals der Veltins-EisArena vor sich geht. Was natürlich nicht der Fall ist, aber die Aufnahmen der offiziellen Überwachungskameras bieten eben nicht Fernsehqualität. Gleichwohl könnte die Vorstellung einer Spionageaktion passen. Denn der Bob, den Anna Köhler, Pilotin des BSC Winterberg, auf dem ersten Video in den Eiskanal schiebt, gleicht selbst für Chef-Bundestrainer René Spies einer großen Unbekannten, obwohl seine Weltcup-Pilotinnen in Kürze mit dem Gerät starten müssen.

Köhler fährt Monobob

Es handelt sich um einen Monobob, den Anna Köhler testet. Um ein Model, wie es in dieser Saison in der vom Weltverband IBSF für die Frauen neu ins Leben gerufenen Women‘s Monobob World Series gefahren wird. „Ich bin im Stützpunkttraining mal den Monobob von Paul (Neagu, in Winterberg wohnhafter rumänischer Bob-Trainer; Anm.d.Red.) gefahren“, erzählt Anna Köhler auf Nachfrage. „Ich wollte wissen, wie es ist.“

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Um auch den Frauen zwei Chancen auf olympische Medaillen zu geben, wurde der Monobob ins Programm der Winterspiele 2022 in Peking aufgenommen. Die aktiven Pilotinnen wären zwar lieber zusätzlich zum Zweierbob wie die Männer einen Viererbob-Wettbewerb gefahren, doch der Weltverband entschied sich aus Kosten- und Organisationsgründen anders.

Deshalb startet jetzt die Women‘s Monobob World Series (WMB) durch. An diesem Samstag geht im Rahmen des Europacups in der Veltins-EisArena das erste von neun vorgesehenen Rennen über die Bühne. Auch bei der Weltmeisterschaft 2021 in Altenberg werden Medaillen im Monobob vergeben.

Noltes Premiere am Donnerstag

Das Reglement unterscheidet sich vom Zweier- und Viererbob vor allem dadurch, dass alle Pilotinnen einen einheitlichen Schlitten fahren. Nur der standardisierte IBSF-Monobob, der von der Münchner Firma iXent produziert wird, ist zugelassen. Ein Schlitten kostet um die 22.000 Euro. „Die Fahreigenschaft ähnelt der eines Zweierbobs. Die Athletinnen sind sehr zufrieden mit der Fahrbarkeit“, betont IBSF-Generalsekretärin Heike Größwang. Von den deutschen Athletinnen kann sie jedoch nicht sprechen.

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„Wir haben bislang nur drei Monobobs“, sagt Chef-Bundestrainer René Spies: „Sie werden aktuell in Berchtesgaden auf den Weltcup in Innsbruck vorbereitet. Mariama Jamanka, Kim Kalicki und Laura Nolte sitzen deshalb nächste Woche zum ersten Mal in einem Monobob und werden beim Weltcup ihr erstes Rennen bestreiten.“ Am Dienstag soll Jamanka ihre Monobob-Premiere feiern, am Donnerstag folgen Kalicki und Nolte.

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In Winterberg, beim Auftakt der neuen Serie an diesem Samstag, sind deshalb keine deutschen Monobobs am Start.

Doch welche Erkenntnisse kann „Spionin“ Anna Köhler nach ihren Fahrten, bei denen sie Spitzengeschwindigkeiten von ca. 110 km/h erreichte, an ihre Vereinskollegin Laura Nolte weitergeben? „Die Bobs haben zum Beispiel ein anderes Lenksystem“, sagt Köhler. Das besteht zwar auch aus Lenkseilen, „aber es war schon ein komisches Gefühl“. Zudem habe ihr das Gewicht im Schlitten gefehlt. „Es wird einen Unterschied machen, ob man wie ich aktuell 70 Kilogramm wiegt oder etwa 80 Kilogramm.“

Pilotinnen tauschen sich aus

Erreichte sie denn den Ausstieg der Bahn überhaupt? „Ich bin im Training einmal vormittags und einmal nachmittags gefahren. Vormittags musste ich sogar bremsen, nachmittags war die Bahn etwas langsamer, da bin ich 20 Meter vorher stehen geblieben.“ Bei sehr guten Wettkampfbedingungen schätzt sie den Top-Speed der Monobobs auf ca. 120 bis 125 km/h.

Ausgetauscht haben sich die Pilotinnen des BSC bereits. Ob die „Spionage“ aber erfolgreich war – wird sich in einer Woche zeigen.