Arnsberg. Im Fußballkreis Arnsberg ist es am vergangenen Spieltag zu zwei Rassismus-Vorfällen gekommen. Welche Strafen haben die Heimvereine zu befürchten?
Die Rassismus-Vorfälle im Fußballkreis Arnsberg beim A-Liga-Spiel zwischen der SG Holzen/Eisborn und dem FC Neheim-Erlenbruch (2:5) sowie in der B-Liga bei der Partie des SSV Stockum gegen Türkiyemspor Neheim-Hüsten (3:3) sind kein Einzelfall. „Die Verfahren mit Beleidigungen gegenüber Spielern mit Migrationshintergrund nehmen zu“, sagt Sportrichter Georg Hein vom Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen.
Unterlagen weitergeleitet
Bei den Meisterschaftsspielen in Eisborn und Stockum sind Spieler des FC Neheim-Erlenbruch sowie von Türkiyemspor Neheim-Hüsten nach dem Schlusspfiff beim Gang in die Kabine von Zuschauern der Heimmannschaften jeweils rassistische beleidigt worden. Die Unparteiischen der Begegnungen haben die Vorfälle in den Spielberichten vermerkt und der Arnsberger Kreisvorstand hat die Unterlagen sofort an den Verband nach Kaiserau weitergeleitet. Welche Strafe kommt nun auf die SG Holzen/Eisborn und den SSV Stockum zu?
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Paragraf 12 der Rechts- und Verfahrensordnung des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen sieht für Verstöße gegen die Diskriminierungstatbestände Strafen gegen Vereine von mindestens 500 Euro im Fall eines unsportlichen Verhaltens und von mindestens 1000 Euro für den Fall vor, dass eine Diskriminierung wegen der ethnischen Herkunft oder Rasse angenommen wird. „Bislang liegen mir keine Spielberichte vor“, teilt Sportrichter Georg Hein mit, der als Strafrichter am Amtsgericht Lippstadt tätig ist. „Bei der Beurteilung des Sachverhaltes und der Strafe spielt es auch eine Rolle, inwieweit der Verein bereit ist, die Namen der Personen zu nennen, die diese Äußerungen getätigt haben.“
Die Täter sind ermittelt
Die SG Holzen/Eisborn hat die Täter direkt nach Spielende ermittelt, zur Rede gestellt und ein befristetes Stadionverbot bis zur Rückrunde ausgesprochen. Außerdem will die SG Holzen/Eisborn bei Spielen auf dem Sportplatz in Eisborn bis auf Weiteres keinen Alkohol mehr ausschenken.
Auch beim B-Ligisten SSV Stockum soll der Täter inzwischen ermittelt worden sein. Nach Angaben von Türkiyemspor Neheim-Hüsten haben SSV-Anhänger den dunkelhäutigen Spieler Mohammed Bethe, der in der 88. Minute den 3:3-Endstand erzielt hatte, mit Affenlauten auf dem Weg in die Kabine begleitet. „Da muss jetzt gehandelt werden. So geht es nicht weiter. Wir sind doch kein Freiwild“, sagt Kenan Özkorucu, der gemeinsam mit Murat Turan Trainer von Türkiyemspor Neheim-Hüsten ist.
„Wahrscheinlich werden wir beide Fälle verhandeln und nicht das Arnsberger Kreissportgericht“, sagt Sportrichter Georg Hein. „Gerade bei einem Verdacht eines diskriminierenden Verhaltens durch Herabwürdigung einer Person aufgrund ihrer ethnischen Herkunft oder Hautfarbe ist das Verbandssportgericht zuständig.“
Waren Spieler unter den Zuschauern?
Wenn die Spielberichte dem Verband vorliegen, werden nach Auskunft von Georg Hein die betroffenen Vereine um Stellungnahmen gebeten. „Danach wird entschieden, ob es zur mündlichen Verhandlung kommt oder es ein Einzelrichterverfahren gibt“, erklärt Hein. „Sollten unter den Zuschauern allerdings auch Spieler gewesen sein, die im Verband aktiv sind, wird es nicht nur eine Strafe für den Verein, sondern auch die Spieler geben. Uns müssen natürlich die Namen vorliegen.“ Bei der A-Liga-Partie in Eisborn sollen Spieler der zweiten Mannschaft der SG Holzen/Eisborn beteiligt gewesen sein.