Schmallenberg-Sellinghausen. Das ist wohl einmalig in Deutschland: Beim GC Sellinghausen wird auf der Anlage Gold gespielt und im Winter Ski gefahren.
Mitten im Schmallenberger Sauerland liegt Sellinghausen mit seinen rund 200 Einwohnern. Am Ortsende sind das Ferienhotel Stockhausen und der Golfklub beheimatet. Im Sommer wird auf der Anlage Golf gespielt und im Winter Ski gefahren. „Das ist kein Witz. Die Skilifte, die auf unserer Anlage stehen, sind keine Dekoration, sondern voll betriebsfähig“, sagt Jürgen Baum, 1. Vorsitzender des Golfclubs. „Wir pumpen im Winter das Wasser über den Berg und beschneien die Strecke. Aus der Driving Range sowie zwei Bahnen wird dann eine 700 Meter lange Abfahrtspiste und Rodelbahn.“
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Diese Symbiose aus Golf- und Wintersport ist wahrscheinlich einmalig in Deutschland. „Wir sind halt der etwas andere Verein, aber nicht nur aus diesem Grund“, erzählt Jürgen Baum. „Wir müssen einfach daran arbeiten, dass Golf diesen immer noch vorhandenen elitären Charakter verliert. Bei uns muss man zum Beispiel nicht Golf spielen. Bei uns ist jeder willkommen. Was gibt es Schöneres, als bei einer Tour durch das Sauerland hier einen Zwischenstopp einzulegen und auf der Klubhaus-Terrasse bei einer Tasse Kaffee sowie einem Stück Kuchen auszuspannen? Den Blick auf die Anlage und die Natur gibt es gratis.“
Ferienhotel ist Betreiber der Anlage
Betreiber der Golfanlage in Sellinghausen ist Sven Stockhausen vom benachbarten Ferienhotel Stockhausen. „Wir als Verein sind Pächter und unsere Mitglieder haben das Spielrecht. Auf der Anlage können allerdings auch Hotelgäste spielen oder auf dem 9-Loch-Kurzplatz Neueinsteiger, die einfach mal Golf ausprobieren wollen“, erklärt Jürgen Baum und fügt hinzu: „Golf wird bei uns niemals wie in anderen Ländern Volkssport werden, denn es fehlt die Breite in der Masse. Zudem gibt es in Deutschland in der Bevölkerung immer noch zu viele Vorurteile und Hemmnisse. Die Menschen müssen einfach die Scheu vor dem Golfsport verlieren und wir als Vereine vor allem die jungen Leute ansprechen.“
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Im Land der 1000 Berge sieht der 64-jährige, verheiratete Familienvater von drei Kindern ideale Voraussetzungen dafür, um der breiten Masse den Golfsport näher zu bringen. „Wir haben im Sauerland eine Vielfalt von Anlagen, und alle haben ihren eigenen Charakter. Hinzu kommen die tollen Hotels, die das Sauerland hat, und die kurzen Wege zwischen den Plätzen. Eigentlich ist alles vorhanden, wir müssen uns nur viel besser verkaufen und vermarkten“, lautet die Botschaft von Jürgen Baum. Der Golfclub Sellinghausen nutzt in Sachen Vermarktung unter anderem die Werbeagentur toologo.com. Nachvollziehbar, denn Baum gehört zur Geschäftsleitung der Internetplattform, die bei der Vermarktung in erster Linie auf Videos setzt. „Wer liest heute noch lange Texte im Internet? Die Leute wollen Bewegtbilder sehen“, teilt Baum mit. „Wir haben zum Beispiel ein Video von unserer Anlage auf der Plattform. Da wissen die Leute gleich, was sie erwartet.“
Auf der Anlage in Sellinghausen warten auf die Golferinnen und Golfer, wenn sie die Neun-Loch-Runde spielen, zwei bis zweieinhalb Stunden Natur pur. Dabei werden rund fünf Kilometer und 200 Höhenmeter zurückgelegt. Wer nicht alle Wege zu Fuß machen will, der kann eines der elf Golfcarts mieten. „Zum Golf gehört nicht nur Konzentration, sondern auch Kondition – und die braucht man schon für eine Runde auf unserer Anlage“, weiß Baum, der bis 2016 bei der Kreispolizeibehörde als Kriminaloberrat Leiter der Direktion Kriminalität war.
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Die Bälle sind immer kleiner geworden
Mit der nötigen Kondition soll Golf allerdings in erster Linie Spaß machen. So sieht es jedenfalls der Anhänger von Zweitligist Fortuna Düsseldorf. „Wir sind doch alle keine Profis, sondern Hobbygolfer. Wenn man zum Beispiel als Neuling auf der Driving Range den Ball 40 Meter weit schlägt, dann hat man sein Erfolgserlebnis, geht zufrieden vom Platz und darauf kommt es doch an. Natürlich gehört auch beim Golf der sportliche Erfolg dazu, aber immer mit Augenmaß“, erzählt der ehemalige Fußball- sowie Tennisspieler und berichtet, wie er selbst zum Golf gekommen ist: „Als mein Tennispartner mich nach den Matches nur noch ausgelacht hat, habe ich mit Golf angefangen. Und so sind die Bälle vom Fußball über Tennis bis zum Golf immer kleiner geworden.“
Ein Ziel von Jürgen Baum ist seit seinem Ruhestand bei der Kreispolizeibehörde, für die er seit 2001 tätig war, dem Sport mit dem kleinen Ball eine größere Akzeptanz zu verschaffen. „Ich spiele natürlich in der Woche weiter die eine oder andere Bahn, aber in erster Linie arbeite ich Golf. Bei uns im Klub bin ich für das operative Geschäft zuständig und dazu gehört unter anderem die Vermarktung und Außendarstellung.“
Ideen dafür hat sich der gebürtige Rheinländer bei seinen zahlreichen Golfreisen mit Freunden auf Plätzen unter anderem in Spanien, Österreich, den skandinavischen Ländern oder Kanada geholt. Auf die Frage, welcher der schönste Golfplatz war, auf dem er bislang gespielt hat, antwortet er kurz und knapp: „Hier in Sellinghausen. Die Anlage ist einmalig.“ In der Tat: Auf welcher Anlage steht sonst noch ein Skilift auf der Driving Range?