Sauerland. Der Tönnies-Rücktritt, der künftige Sparzwang, diverse Kommunikationspannen, die sportliche Krise: Sauerländer Schalkefans über „ihren“ Klub.

Die Ausschläge des Bebens, das am Dienstag, 30. Juni, am Berger Feld in Gelsenkirchen sein Epizentrum hatte, strahlten bis in das Sauerland hinein. Clemens Tönnies legte sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender des Fußball-Erstligisten FC Schalke 04 nieder.

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Von Philipp Bülter und Rainer Göbel

Die sportliche Krise, die die Königsblauen seit Monaten mit zum Ende der Saison 2019/2020 16 sieglosen Spielen in Serie – ein neuer trauriger Vereinsrekord – in Atem hält, die umstrittene Entlassung von 450-Euro-Fahrkräften, der noch umstrittenere Härtefallantrag, das Festhalten an Trainer David Wagner und der Sparzwang, den sich der S04 selbst auferlegte – all diese Themen treiben auch die Schalker Fans im Hochsauerlandkreis um. Die Meinungen sind dabei unterschiedlich, wie eine Umfrage dieser Zeitung ergab.

Rainer Keßler (Vorsitzender des Fanclubs Krähenpower Herdringen): „Den Rücktritt von Clemens Tönnies von seinem Amt als Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke 04 kann ich nachvollziehen. Die gesamte aktuelle Lage ließ da nichts anderes zu. Als eingefleischter Schalker musste man sich in den vergangenen Wochen schon schämen.

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Beispielsweise erwarte ich nach wie vor eine klare Stellungnahme des Vorstands, warum 450-Euro-Fahrkräften gekündigt worden ist. Auch der Härtefallantrag zur Ticketfrage war eine Katastrophe – all das hat mit den immer so hochgelobten Leitlinien des FC Schalke 04 nicht viel zu tun. Ich erwarte auch vom Vorstand, dass er sich wieder mehr um die Grundtugenden von Schalke als dem Kumpel- und Malocherklub kümmert.

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Dass David Wagner als Trainer weitermacht, finde ich gut. Als wir den kompletten Kader ohne Verletzte beisammen hatten, haben wir unter ihm den besten Fußball in den vergangenen Jahren gespielt – noch besser als unter Ex-Trainer Domenico Tedesco, mit dem wir Vizemeister wurden. Wir müssen jetzt erst mal kleinere Brötchen backen.“

Georg Vonnahme (Vorsitzender des Fanclubs Königsblau Brilon): „Man hätte nach dieser Saison viele Spieler rausschmeißen können. Unser Eindruck war, dass sich die Mannschaft in den letzten Spielen nicht mehr gewehrt hat. Das hat alle Schalkefans mitgenommen, da war kein Kampf, kein Wille. Natürlich steht man trotzdem immer hinter dem Verein, und ich kann auch nachvollziehen, dass aufgrund der finanziellen Lage jetzt vorerst nicht mehr Europa das Ziel sein soll. Trotzdem glaube ich, dass Schalke das erreichen kann, vor allem, indem junge Spieler aus der Knappenschmiede eingebaut werden.

Was David Wagner angeht, bin ich zwiegespalten. Nach dieser historisch schlechten Serie mit 16 Spielen in Folge ohne einen Sieg wäre ein Neustart mit einem neuen Trainer besser gewesen. Wagner hat an der Seitenlinie nicht zwingend den Eindruck vermittelt, dass er wirklich alles geben will.

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Dass Clemens Tönnies zurückgetreten ist, ist dem immer größer werdenden Druck der Fans geschuldet, und dass er die Entscheidung für sein eigenes Unternehmen so getroffen hat. Ich hoffe, dass Schalke trotzdem weiter von seinem großen Netzwerk und seinen Beziehungen profitieren kann.“

Frank Mähl (Trainer des Handball-Bezirksligisten TV Arnsberg und Schalkefan): „Als Schalkefan ist man ja vieles gewohnt und hart gesotten, aber die aktuelle Lage ist für viele Fans und den gesamten Verein noch mal eine Bewährungsprobe. Aus meiner Sicht hat uns vor allem am Ende der Saison einfach vieles davon gefehlt, was die Mannschaft auf Schalke sonst auszeichnet: Wille, Kampfbereitschaft und Jungs, die auch Bock haben, zu laufen. Es ist auch komisch, dass andere Mannschaften in der 1. Bundesliga offenbar wesentlich besser damit klargekommen sind, dass in der Coronakrise nun mal nur Geisterspiele ohne Zuschauer möglich sind.

Dass Clemens Tönnies zurückgetreten ist, kann ich verstehen, doch jetzt immer noch verbal so hart gegen ihn nachzutreten, finde ich grenzwertig. Wenn Schalke Tönnies gebraucht hat, war er immer da.

Dass David Wagner der Trainer bleibt, halte ich für den richtigen Schritt. Es ist nicht immer die beste Lösung, einfach den Trainer zu wechseln. Man sollte jetzt weiter zu ihm stehen und dann vor allem auch gestandene Leute holen, denn nur mit jungen Spielern wird es auch schwierig.“