Sauerland. In der Auf- und Abstiegsfrage zur jüngst abgebrochenen Saison hat der Badminton-Landesverband nun eine durchaus kuriose Entscheidung getroffen.
Nun herrscht endlich Gewissheit für die Badminton-Seniorenmannschaften aus dem Sauerland: Der Badminton-Landesverband Nordrhein-Westfalen (BLV NRW) hat über die Auf- und Abstiegsregelung der im Zuge der Coronakrise vorzeitig abgebrochenen Saison entschieden. Für die speziell betroffenen Mannschaften des TV Neheim und SV Schmallenberg hatte die Wertung der Spielzeit unterschiedliche Folgen und löste auch verschiedene Reaktionen aus.
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Es war für das Referat Wettkampfsport des Badminton-Landesverbandes NRW eine noch die dagewesene Situation und es dürfte den Entscheidern auch einiges an Kopfzerbrechen bereitet haben, einen Entschluss zu treffen. Schließlich gab es selbst in der Spielordnung für einen derartigen Fall des vorzeitigen Abbruchs kein Exempel. Wie sollte nun also die zwei Spieltage vor Schluss gestoppte Saison 2019/20 gewertet werden?
Badminton: Diese Lösung wählt der Verband
Die Lösung des Verbandes sieht nun wie folgt aus: Die Abschlusstabellen basieren auf dem Hochrechnen der Hinrundenspiele für die noch ausstehenden Partien der Rückrunde. Konkret wurden die Ergebnisse der Hinserie für die noch fehlenden Spiele in der Rückserie übernommen. Dadurch ist in allen Staffeln die Anzahl der Punktspiele nun identisch.
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Großer Jubel herrschte durch die Neubewertung der Saison bei der ersten Mannschaft des TV Neheim, die sich damit doch noch den Klassenerhalt in der Bezirksliga sicherte. Eigentlich rangierten die Leuchtenstädter vor der Entscheidung des BLV NRW einen Punkt hinter dem BSC Lüdenscheid, der den ersten Nichtabstiegsplatz belegte, auf dem vorletzten Tabellenplatz und hätten den Gang in die Bezirksklasse antreten müssen.
Nun ist der TV Neheim aber einen Zähler vor Lüdenscheid Tabellendrittletzter – und damit gerettet. „Das Glück ist diesmal auf unserer Seite. Es ist sicherlich eine ungewöhnliche Entscheidung, die uns zum Klassenerhalt verholfen hat. Bei einem normalen Spielbetrieb wäre der Ligaverbleib für uns wahrscheinlich schwer und nervenaufreibend geworden“, sagt Christian Müller, Abteilungsleiter und Spieler des TV Neheim.
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Kein Verständnis für die Entscheidung hatte Kontrahent BSC Lüdenscheid. „Auch wenn ich es dem TVN gönne: Sportlich kann ich diese Entscheidung nicht nachvollziehen. Der Abstieg ist sehr bitter für uns. Es hätte sicher andere Alternativen gegeben, wie beispielsweise die, die Saison nicht zu werten“,teilt Michael Weiß, Vorsitzender des BSC, auf Nachfrage mit. Für die zweite Mannschaft des TVN, ebenfalls in einer Bezirksliga aktiv, hat die neue Bewertung keinen Einfluss mehr. Sie geht als Schlusslicht in die Bezirksklasse.
Schmallenberger bleiben optimistisch
Hoffnungen auf den Aufstieg in die Bezirksklasse hatte sich Kreisligist SV Schmallenberg gemacht. Vor dem vorzeitigem Ende der Saison lag der SVS nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter TV Städtisch-Rahmede II und hatte noch berechtigte Aufstiegsambitionen.
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Doch diese sind nun endgültig zerplatzt. Durch den Entschluss des Verbandes rutschte der SV Schmallenberg sogar noch hinter dem BC Herscheid III auf Platz drei ab. SV-Mannschaftskapitän Matthias Hardebusch ist aber trotzdem nicht enttäuscht: „Wir haben dennoch eine der besten Spielzeiten der vergangenen Jahre gespielt. Der Abbruch der Saison zwei Spieltage vor Ende war natürlich schade für die Mannschaft. Nun schauen wir aber lieber nach vorne und sind optimistisch, dass alle Maßnahmen gegen das Coronavirus Wirkung zeigen und wir schnellstmöglich wieder in die Normalität zurückkehren können.“
Wer keine Konsequenzen fürchten muss
Keinen entscheidenden Einfluss auf die Tabelle hatte die Verbandsentscheidung für die beiden Bezirksklassen-Teams aus dem HSK. Der TuS Velmede-Bestwig muss als Tabellenletzter den Abstieg hinnehmen und spielt künftig in der Kreisliga. Der TV Arnsberg behält in seiner Staffel Platz vier.
Ebenfalls keine Konsequenzen müssen der TV Arnsberg II und TV Neheim III in ihrer Kreisliga-Staffel fürchten. Während der TVA II in der Abschlusstabelle Rang vier belegt, muss sich die punktlose „Dritte“ des TVN mit Rang fünf begnügen. Da mit dem Soester TV II bereits ein Team während der Spielzeit zurückgezogen hatte und es ohnehin nur eine Liga mit sechs Teams war, muss der TVN III nicht in die Kreisklasse.
In dieser war der BC Sorpesee aktiv und sorgte mit Erfolgen gegen Aufstiegsaspiranten für Furore. Eigentlich stand in der „Abbruch-Tabelle“ Rang vier zu Buche. Durch die Neubewertung geht es für das Team von der Sorpe einen Platz herunter – und zwar auf Rang fünf.
Kommentar von Philipp Bülter
Fair ist das nicht
Eines war klar: Die abgebrochene Saison jetzt werten zu müssen – also vor allem über die Auf- und Abstiegsregelung zu entscheiden – das würde die Verantwortlichen des Badminton-Landesverbandes vor Probleme stellen. Es konnte definitiv nicht jedem Verein recht gemacht werden.
Die Entscheidung, die Ergebnisse der Hinserie heruntergebrochen als Blaupause für die Spielausgänge der Rückrunde zu werten, ist gleichwohl mutig. Nutznießer der Neubewertung ist Bezirksligist TV Neheim, der sich über den Klassenerhalt freut. Ärger herrscht bei Konkurrent BSC Lüdenscheid: zuvor eigentlich gerettet und nun abgestiegen. Ebenso sauer wäre der TVN gewesen, wenn die „Abbruch-Tabelle“ gezählt hätte. Dass Kreisligist SV Schmallenberg nach der neuen Wertung sogar noch um die Vizemeisterschaft gebracht wurde und jetzt als Dritter geführt wird, ist fast schon ein schlechter Witz.
Die Saison gar nicht zu werten, die Tabelle der Hinrunde als Wertung zu wählen oder Entscheidungsspiele zu erwirken: Es hätte – wie in anderen Sportarten – Alternativen gegeben. Die jetzt geltende Lösung zu wählen – damit hat sich der Badminton-Landesverband keinen Gefallen getan.