Winterberg. Die Coronakrise stellt jeden vor ungewohnte Herausforderungen – womöglich auch Sauerländer Topsportler wie Jacquelline Lölling oder David Gamm.

Die Bilder sind immer noch unwirklich. Seitdem die deutschen Grenzen aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus’ geschlossen sind, kontrollieren Bundespolizisten in Schutzkleidung den noch erlaubten Grenzverkehr. In einem dieser meistens weißen Ganzkörperoveralls könnten bald auch Jacqueline Lölling, Skeletonpilotin der RSG Hochsauerland, oder David Gamm, Rennrodler des BSC Winterberg, stecken – oder andere Spitzensportler.

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„Alle, die ihre Ausbildung beendet haben, sind angewiesen, sich zu Hause bereit zu halten“, sagte Torsten Neuwirth, Pressesprecher der Bundespolizeisportschule im bayrischen Bad Endorf, auf Nachfrage dieser Zeitung. Der Ausbildungsstätte sind die „Winter-Spitzensportler“ auch nach ihrer auf vier Jahre und zwei Monate gestreckten „Dualen Karriere“ zugeordnet.

Corona: Mögliche Szenarien für die Wintersportler

Wer die Dienstelle im Voralpenland besucht, dem stechen im Wohntrakt die Namensschilder der hohen Einbauschränke im Flur ins Auge. Neben Jacqueline Lölling, Annika Drazek oder David Gamm sind dort unter anderem Felix Loch und Francesco Friedrich zu lesen. Der eine ist Deutschlands Rodelstar, der andere zigfacher Bob-Weltmeister. „Nach der Ausbildung wird die Ausrüstung hier aufbewahrt“, erklärte Drazek, Deutschlands beste Bob-Anschieberin, als diese Zeitung sie und Lölling während der Ausbildung besuchte.

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Zwar konzentrieren sich die Athleten nach bestandener Abschlussprüfung ausschließlich auf den Sport, bevor sie nach Karriereende eine – wenn gewünscht – heimatnahe Stelle antreten, doch eine oder zwei Wochen Fortbildung pro Jahr müssen in normalen Zeiten trotzdem absolviert werden.

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Die Coronakrise ändert aber auch in Bad Endorf alles. „Die Ausbildung ist wie bei anderen Schulen erstmal bis zum 19. April ausgesetzt. In der Dienststelle ist nur noch eine Notbesatzung“, erklärte Neuwirth.

Noch arbeiten er und seine Kollegen aus dem Homeoffice. Doch sollte die Belastung der Kollegen an den Grenzen, Bahnhöfen oder Flughäfen zu groß werden, „werden erstmal wir Alten als Wechselpersonal herangezogen“. Eine Außenstelle sei bereits an der deutsch-österreichischen Grenze im Einsatz.

Das sagen die Sauerländer Profis

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Ehe sich fertig ausgebildete Sportler wie Lölling oder Gamm Uniform und Waffe in Bad Endorf abholen müssen, „müsste sich die Lage noch arg verschärfen“, sagte Neuwirth: „Das ist wirklich ein Worst-Case-Szenario.“ Gleichwohl ist es nicht ausgeschlossen und wird mit Notfallplänen vorbereitet.

„Es kann passieren, dass wir unterstützen müssen, aber das ist natürlich okay in so einer Situation – denn schließlich ist es unser Job“, sagte Jacqueline Lölling. Und auch David Gamm erklärte: „Wir sind ja zum Glück fertig mit der Saison. Weil wir nicht in die Sporthallen und Krafträume dürfen, trainieren wir zuhause und halten uns fit. Und wenn wir die Kollegen unterstützen müssen, unterstützen wir.“