Meschede. Für sechs Jahre – zwei Jahre auf Bewährung – ist ein Ex-Fußballer von Fatih Türkgücü Meschede gesperrt worden. Er geht in Berufung. Reaktionen.

Es ist wohl eine der höchsten Strafen, die die Sportgerichtsbarkeit im FLVW-Kreis Hochsauerlandkreis jemals ausgesprochen hat. Ein ehemaliger Fußballer des A-Kreisligisten FC Fatih Türkgücü Meschede wird aufgrund eines Vorfalls im Ligaspiel beim TV Fredeburg am 10. Oktober für sechs Jahre gesperrt, zwei Jahre davon sind zur Bewährung ausgeschrieben. Der Fußballer aus Bestwig, den der FC Fatih Türkgücü nach Aussage seines Vorsitzenden Seyfullah Kara damals umgehend suspendiert hatte, hatte nach Abpfiff der Partie in Fredeburg von Schiedsrichter Markus Isenberg (SuS BW Hesborn) die Rote Karte gesehen und nach dem Abpfiff des Spiels (Endstand: 2:2) den Unparteiischen tätlich angegriffen.

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Diesen Vorgang wertete das Kreissportgericht (KSG) 07 des Hochsauerlandkreises nun in seiner Urteilsbegründung als „vorsätzlichen tätlichen Angriff in einem besonders schweren Fall“. In einem mündlichen Verfahren hat das KSG den Fußballer daraufhin vom Zeitpunkt der Tat (10. Oktober 2019) für sechs Jahre bis zum 10. Oktober 2025 gesperrt. „Die Vollstreckung der Sperrstrafe wird ab dem 10. Oktober 2023 für den verbleibenden Strafzeitraum bis 10. Oktober 2025 zur Bewährung ausgesetzt. Die Bewährungszeit beträgt zwei Jahre“, heißt es in der Urteilsbegründung weiter.

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Zudem muss der Fußballer einer gemeinnützigen Organisation, in diesem Fall dem Kinderkrebshospiz Balthasar in Olpe, „250 Euro als Wiedergutmachung spenden“. Darüber hinaus muss der Kicker an einem Antiaggressionstraining teilnehmen. Der Täter hat gegen das Urteil Berufung eingelegt, wie Rainer Strohmenger, Vorsitzender Sportrichter des KSG 07, auf Nachfrage dieser Zeitung erklärt. Nun liegt der Fall beim Bezirkssportgericht um Vorsitzender Friedhelm Nagel, das einen Termin für die Berufungsverhandlung festlegen muss. Auch Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln.

So reagiert der betroffene Unparteiische

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Im Gespräch mit dieser Zeitung berichtet Schiedsrichter Markus Isenberg (SuS BW Hesborn), der die Partie in Fredeburg damals geleitet hatte, von den Ereignissen des 10. Oktobers. Nachdem der TVF in der Schlussphase der Begegnung gegen den FC Fatih Türkgücü Meschede den 2:2-Ausgleich markiert hatte, pfiff Isenberg das Spiel ab. „Auf dem Weg in meine Kabine stürmte der betreffende Spieler auf mich los. Er fühlte sich und sein Team ungerecht behandelt, schrie mich an und bedrängte mich. Ich habe ihm daraufhin die Rote Karte gezeigt. Zwei seiner Mitspieler hielten ihn dann zurück und sie gingen etwa zehn Meter nach hinten. Als ich mich umgedreht hatte, riss er sich los und stürmte erneut auf mich zu. Er hat mich mit der Faust auf den Hinterkopf geschlagen und ich bin direkt zu Boden gegangen“, erzählt der dreifache Familienvater.

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Er habe diesen plötzlichen Gewaltausbruch nicht kommen sehen, sagt Isenberg. Nachdem ein Rettungswagen und die Polizei eingetroffen waren, sei er gegen 23.30 Uhr in ein Krankenhaus gefahren und habe sich untersuchen lassen. „Ich war nur leicht verletzt, habe das aber natürlich dokumentieren lassen“, so der Unparteiische.

Wie der Verein vorgeht

Der FC Fatih Türkgücü Meschede habe sich nach der Aktion „sehr korrekt verhalten. Ich habe mit dem Vorsitzenden Seyfullah Kara gesprochen und wollte das auch gerne mit dem betreffenden Spieler tun. Er hat mich dann auch drei Tage später im Beisein seiner Mannschaft angerufen und in aller Form für seine Aktion entschuldigt. Er meinte, dass es eine Kurzschlussreaktion gewesen sei“, erzählt Markus Isenberg. „Ich finde, dass die Entschuldigung des Spielers aber nur eine Geste ist, mehr nicht. Diese macht die Tat nicht ungeschehen“, sagt Rainer Strohmenger.

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Am Abend des Angriffs gegen ihn „habe ich noch am Platz geweint“, sagt Markus Isenberg. „Ich war am Boden zerstört.“ Gleichwohl sei er von Kollegen des Kreisschiedsrichterausschusses vorbildlich betreut worden. Seine Pfeife an den Nagel zu hängen, sei für ihn nicht in Frage gekommen, betont der 35-Jährige: „Ich habe drei Tage später wieder ein Spiel gepfiffen. Das ging besser, als zuvor gedacht.“ Im Zuge der Gerichtsverhandlung zeigte der Fußballer aus Bestwig Reue und „gab sofort alles zu“, berichtet Markus Isenberg. Bei der Urteilsverkündung habe das hohe Strafmaß von sechs Jahren die Beteiligten und die Gäste im Saal beeindruckt. Markus Isenberg: „Bei der Urteilsverkündung war es im Gerichtssaal mucksmäuschenstill.“

Bei Seyfullah Kara, Vorsitzender des FC Fatih Türkgücü Meschede, hinterlässt das Urteil mit einer Sperre von sechs Jahren gemischte Gefühle. „Ich hätte es besser gefunden, wenn er zwei Jahre bekommen hätte“, sagt Kara. Gleichwohl „gehört so etwas absolut nicht zum Fußball. Wir stehen hinter dem Jungen, aber er wird unser Trikot nicht mehr tragen, solange ich im Vorstand bei Fatih Türkgücü bin“.