Medebach. Beim TuS Medebach hat sie den Frauenfußball aus der Taufe gehoben. Auch mit 52 Jahren arbeitet Kerstin Neumann-Schnurbus an spannenden Projekten.

Ganz am Anfang wendete Kerstin Neumann-Schnurbus eine ausgebuffte Taktik an. „Um als Mädchen mit den Jungs auf der Straße überhaupt mitkicken zu dürfen, habe ich mir damals zur Konfirmation einen Lederball gewünscht und den dann immer mit zum Fußballspielen gebracht“, erzählt die mittlerweile 52-Jährige und schmunzelt. Respekt verdiente sich Neumann-Schnurbus fortan nicht nur als klassische Straßenfußballerin, sondern insbesondere beim TuS Medebach: Für ihren Heimatverein wirkte sie als Pionierin, rief die bis heute erfolgreiche Frauenfußballmannschaft ins Leben und engagiert sich nach wie vor mit sehr viel Leidenschaft für den Klub.

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Mitte der 1980er-Jahre, im Fall des TuS Medebach im Jahr 1984, hatte der Frauenfußball auch im Sauerland überhaupt noch nicht den hohen Stellenwert, den er nun längst eingenommen hat. „Mit unserem Plan, die erste Frauenfußballmannschaft des TuS Medebach zu gründen, sind wir vor viele Hürden gestoßen“, erzählt Kerstin Neumann-Schnurbus: „Wir haben damals zum Beispiel gehört, dass wir lieber mit dem Fußball aufhören sollen, bevor wir davon dicke Beine bekommen. Es war auch gar nicht so einfach, überhaupt einen Trainer zu finden.“

Auf dieser Position war sie selbst aktiv

Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen ließ sich die Medebacherin indes nicht beirren, kämpfte weiter für ihr Vorhaben und gründete das Frauenteam, das auch heute, 35 Jahre später, erfolgreich Fußball spielt. Dass die Mannschaft derzeit Tabellenführer der Kreisliga A HSK der Frauen ist, sei der Lohn jahrelanger Aufbauarbeit gewesen. Zwischenzeitlich spielte der TuS Medebach auch in der Bezirksliga.

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Kerstin Neumann-Schnurbus war in ihrer aktiven Zeit selbst zehn Jahre lang als Abwehrchefinn aktiv. „Aus der damaligen Zeit sind Freundschaften fürs Leben entstanden. Dass der Frauenfußball beim TuS auch heute noch so gut aufgestellt ist, macht mich schon stolz“, sagt sie. Neumann-Schnurbus – aus ihrer fußballbegeisterten Familie waren beziehungsweise sind auch Ehemann Elmar und die beiden Söhne beim TuS Medebach aktiv – ist zudem Integrationsbeauftragte ihres Heimatvereins, bei dem sie auch mit Uli Drilling, dem Autor der Jubiläumschronik, schon lange zusammenarbeitet. Unter anderem hat sie sich in der Vergangenheit auch um die Eingliederung von in die Region geflüchteten Menschen gekümmert. Junge Flüchtlinge, die an die Hand genommen werden, sich durch den Sport integrieren und so Anerkennung erfahren – das sei ein Antrieb, sagt die Funktionärin, die auch beim Kreissportbund HSK als Beisitzerin aktiv ist. So habe sie ein Projekt mit einem Zirkus fasziniert, bei dem vor vier Jahren insgesamt 180 Kinder, darunter auch Geflüchtete, mit Hilfe der Zirkusmitglieder ein komplett eigenes Programm erstellt hatten und dabei über sich hinausgewachsen seien.

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Bei „ihrem“ TuS Medebach übernimmt Neumann-Schnurbus vom kommenden Januar an eine weitere Aufgabe: Sie soll die Sportentwicklung des Vereins vorantreiben. „Wir wollen zum Beispiel neue Kurse und Angebote kreieren, unsere Trainer weiter lizenzieren sowie deren Aus- und Weiterbildung fördern. Das ist mir auch wichtig“, sagt sie.

Sportlich vielfältig interessiert

Für den TuS Medebach sei es bedeutsam, „dass wir den Schwung aus dem Jubiläumsjahr mitnehmen“. Angesichts der Herausforderungen, die auf jeden heimischen Sportverein hinsichtlich von Parametern wie des demografischen Wandels hinzukommen, will Kerstin Neumann-Schnurbus „nicht nur einen Tunnelblick auf das Thema Sport haben“.

Sie selbst hat sich beim TuS bereits im Badminton, Tennis, Turnen und Fußball versucht und plädiert dafür, „dass wir auch uns als Mehrspartenverein in den einzelnen Abteilungen mehr untereinander austauschen, beispielsweise gemeinsame Veranstaltungen planen, und somit auch die Gemeinschaft innerhalb des TuS Medebach noch weiter fördern“.

Dass eine Menge ihrer Freizeit für die ehrenamtliche Arbeit beim TuS draufgeht, ist für Kerstin Neumann-Schnurbus kein Problem. Seit mehr als 40 Jahren ist sie Mitglied des Vereins, den sie nun und spätestens in ihrer neuen Rolle dann verstärkt ab dem nächsten Jahr mit Hilfe ihrer Mitstreiter und Mitstreiterinnen zukunftsfähig aufstellen möchte. „Man muss lernen, als Klub über den Tellerrand hinauszuschauen und mit der Zeit mitzugehen. Ich finde es wichtig, dass man nach den Bedürfnissen der Menschen vor Ort schaut und darauf konkret reagiert, beispielsweise neue Kurse anbietet“, sagt die Ehrenamtliche. Sobald man verstärkt junge Leute einbaue, miteinander spreche und genau hinschaue „lebt ein Verein“.