Sauerland. Das mögliche Verbot von Mikroplastik bleibt nicht nur unter heimischen Fußballvereinen ein heiß diskutiertes Thema. Wir klären auf.
Es bleibt ein heiß diskutiertes Thema: Das mögliche Verbot von Mikroplastik oder auch andersartige Sanktionen seitens der Europäischen Union, die möglicherweise weitreichende Konsequenzen auch für heimische Vereine mit Kunstrasenplätzen haben könnten, ist weiter in aller Munde. Nun haben sich auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und das Unternehmen Polytan, Hersteller von Kunstrasensystemen, zum Thema geäußert.
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Zwar herrscht bei der Vielzahl der Vereine mit Kunstrasenplätzen im Hochsauerlandkreis keine Angst, Sorgen machen sich die Klubs bezüglich möglicher Sanktionen für das Gummigranulat auf ihren Sportfeldern, das als Mikroplastik die Umwelt verschmutzen kann, aber schon. Zwar hat die Europäische Kommission nun klar gemacht, dass sie nicht direkt Plätze sperren lassen will, gleichwohl aber offen gelassen, ob und wann das aktuell eingesetzte Granulat nicht mehr verwendet werden dürfte. „Die Vereine mit Kunstrasen verfügen auch über eine große soziale Verantwortung. Bei uns spielen viele Kinder Fußball, wir erfüllen auch einen gesellschaftlichen Auftrag. Daher gilt es, Augenmaß zu bewahren“, hatte Stefan Fröhlich, Trainer des Fußball-Landesligisten SV Brilon, zuletzt dieser Zeitung gesagt.
Dies ist eine mögliche Lösung
Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer sorgt sich offenkundig um die Zukunft von Kunstrasenplätzen in Deutschland. Ebenso wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) setzt er sich für eine sechsjährige Übergangsfrist ein. Mehr als 6000 Kunstrasenplätze gibt es nach Angaben der Verbände in ganz Deutschland. In einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ sagte Seehofer, dass er „für einen vernünftigen Ausgleich zwischen Umweltschutz und den berechtigten Interessen des Sports“ kämpfe. Tausende Sportanlagen in deutschen Kommunen „wären sonst von der Schließung bedroht“.
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Das Modell einer Übergangsfrist könnte den Vereinen im Hochsauerlandkreis wohl bereits weiterhelfen. In diesem Zeitraum könnte dann beispielsweise eine Umrüstung der Sportplätze auf Kork – der Naturstoff gilt als umweltfreundlich – gelingen. Alternativ könnten weitere Maßnahmen ergriffen werden, wie sie bereits Roland Keggenhoff, Sportlicher Leiter des Fußball-Bezirksligisten BC Eslohe skizziert hatte: „Unser Platz verfügt über ein Drainagensystem, in das wir Filter einbauen lassen könnten, die verhindern, dass das Granulat in das Grundwasser gelangt.“ Mithilfe einer Übergangsfrist könnten dann immerhin die schon errichteten Plätze weiter genutzt werden, bis sie nach einem bestimmten Zeitraum ohnehin erneuert werden müssen.
Gar nicht erst so weit kommen lassen möchte es das Unternehmen Polytan, das Kunstrasensysteme herstellt und sich nun an diese Zeitung gewandt hat. Die den Diskussionen um ein mögliches Verbot zu Grunde liegende Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik – sie besagt unter anderem, dass bis zu 11.000 Tonnen Mikroplastik jährlich im Grundwasser landen – hält Polytan in einer Stellungnahme für „nicht haltbar“, wie Marketing- und Kommunikationschef Tobias Müller dazu sagte. Tatsächlich hatte eine PR-Vertreterin des Fraunhofer-Instituts bereits zugegeben, dass die veröffentlichte Studie nicht vollständig wissenschaftlich untermauert sei.
Im Gegensatz zu den angegebenen bis zu 11.000 Tonnen Mikroplastik gehe Polytan „von etwa einem Zehntel aus, das aller Wahrscheinlichkeit nach in dieser Größenordnung gar nicht in die Umwelt gelangt“, so das Unternehmen. In Deutschland gebe es etwa 3.500 Plätze, die mit Gummi-Granulat verfüllt seien. Bei der von Fraunhofer angegebenen Menge müssten jedes Jahr pro Platz mehr als drei Tonnen abgetragen werden – es seien jedoch nur wenige Zentner und dies würden die Platzeigentümer auch bestätigen, betonte Polytan weiter. Bei der womöglich jetzt anstehenden Erarbeitung einer neuen Studie wolle das Unternehmen nun mithelfen.