Sauerland. Weil die EU über ein mögliches Verbot für Mikroplastik diskutiert, herrscht bei einigen HSK-Sportvereinen durchaus Unbehagen. Die Ursachen:
Der Klima- und Umweltschutz ist derzeit in aller Munde – und könnte nun auch für Sportvereine im Hochsauerlandkreis Folgen in ungeahnter Größenordnung haben. Da viele Klubs ihre Kunstrasenplätze mit Gummigranulat auffüllen, könnte sie ein mögliches Verbot von Mikroplastik hart treffen und damit tausende von Sportlern jedes Alters.
Um Verletzungen vorzubeugen, wird oft Granulat eingesetzt, um Kunstrasenplätze aufzufüllen. Auch im HSK. Der Füllstoff dämpft, besteht jedoch oft aus alten Reifen oder einem eigens für diesen Zweck hergestellten Kunststoff.
Zu diesem Zeitpunkt droht das Aus
Kunstrasenplätze sind für eine enorme Menge Mikroplastik verantwortlich, wie nun das Fraunhofer-Institut in einer Studie, finanziert von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, festgestellt hat. Demnach landet, wenn das Granulat nämlich bei Einsätzen auf dem Spielfeld aufgewirbelt wird, viel Mikroplastik im Grundwasser. Der Studie zu Folge sind das jährlich gar bis zu 11.000 Tonnen Mikroplastik von Kunstrasenplätzen in ganz Deutschland.
Die Folge: In Meeren oder Flüssen können Fische und andere Wassertiere das Plastik schlucken und daran sterben. Zudem ist das Plastik schwer abbaubar. Deshalb diskutieren Politiker in der EU über ein Verbot von Mikroplastik, das von 2022 an für alltägliche Produkte – und aufgrund des Granulats auch für Kunstrasenplätze im HSK – das Aus bedeuten könnte.
Das Dilemma: Der Wunsch nach Kunstrasenplätzen war in den vergangenen Jahren bei vielen Vereinen in Deutschland groß, auch im HSK. Im Gegensatz zum Naturrasen ist das Kunstrasengeläuf weniger anfällig für Schäden, nahezu ganzjährig bespielbar und einfacher zu pflegen.
Bei den heimischen Vereinen ist das mögliche Verbot von Mikroplastik bereits ein Thema. Fußball-Bezirksligist TuS Sundern, dessen Kunstrasenplatz im Röhrtalstadion vor acht Jahren gebaut worden ist, ließ sein in die Jahre gekommenes Spielfeld aufgrund einiger Löcher zuletzt für eine fünfstellige Summe reparieren. „Auf unserem Platz herrscht an jedem Wochentag volles Programm. Das mögliche Verbot geistert bei uns herum und wäre ein absolutes Horrorszenario für die Vereine im HSK“, sagt Andreas Mühle, Sportlicher Leiter des TuS.
Eine Alternative mit Tücken
Der 52-Jährige findet es gut, „dass das Thema Umwelt- und Klimaschutz an oberster Stelle steht, weil es elementar ist“. Gleichwohl sieht Mühle die Lösung nicht in einem Hauruckverfahren. „Bevor plötzlich alle Kunstrasenplätze verboten werden, sollte man doch viel eher mal im Hamburger Hafen oder in Venedig ein großes Schild platzieren und den riesigen Kreuzfahrtschiffen verbieten, dort hindurchzufahren und die Umwelt zu verschmutzen“, sagt er.
Als Alternative für einen anderen Füllstoff für Kunstrasenplätze wird in der aktuellen Diskussion oft der Kork genannt. Der Naturstoff gilt als umweltfreundlich, hat aber auch Nachteile, wie Roland Keggenhoff, Sportlicher Leiter des Bezirksligisten BC Eslohe, betont. „Kork kann bei starken Niederschlägen wegschwimmen“, erklärt der Bauingenieur, der sich aufgrund seiner beruflichen Qualifikationen gut mit den Ausmaßen dieses Themas auskennt.
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Um Kunstrasenplätze auf Kork umzurüsten, würden wohl Kosten im mittlereren fünfstelligen Bereich anfallen – zu viel für viele Vereine. Während unter anderem der Arnsberger A-Kreisligist TuS Rumbeck aktuell den Bau eines Kunstrasenplatzes plant, ist die Anlage des BC Eslohe seit einer Woche fertiggestellt. Ein feiner Kunstrasen, aufgefüllt mit Granulat, machte unter anderem am vergangenen Dienstag hunderten Schülern beim Aktionstag Deutsches Sportabzeichen viel Freude. „Einem Verbot von Mikroplastik stehe ich positiv gegenüber, doch dann müsste beispielsweise auch der Abrieb von Autoreifen beim Fahren eines Pkw eingeschränkt werden“, sagt Keggenhoff.
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Der BC Eslohe hoffe, „dass wir nicht betroffen sein werden“. Alternativ verfüge der Platz über ein Drainagensystem, „da könnten wir Filter einbauen lassen, die verhindern, dass das Granulat in das Grundwasser gelangt“, betont Keggenhoff.
Stefan Fröhlich, Trainer des Landesligisten SV Brilon, plädiert dafür, „Ruhe zu bewahren“. Vereine wie der SVB, der an der Jakobuslinde einen Kunstrasenplatz hat, verfügten über eine „große soziale Verantwortung. Bei uns spielen viele Kinder Fußball, wir erfüllen auch einen gesellschaftlichen Auftrag. Deshalb gilt es, Augenmaß zu bewahren.“