Arnsberg-Neheim. Bei mehr als 30 Grad Celsius keinen Sport treiben? Das lehnt Erich Schwingenheuer vom TV Neheim ab. Wie sich der 88-Jährige sportlich fit hält.
„Wenn man fit ist, kann man alles. Aufgeben gibt es für mich nicht.“ Das sagt Erich Schwingenheuer vom TV Neheim selbstbewusst. Und der 88-Jährige muss es wissen: Schließlich blickt er als Turner, Tischtennisspieler und Leichtathlet auf nun mehr 74 (!) Jahre als aktiver Sportler zurück – und denkt noch lange nicht an seinen sportlichen Ruhestand.
Im Zuge der vierten Auflage des NRW-Landesturnfestes in Hamm ging Erich Schwingenheuer nun als ältester Teilnehmer an den Start und bewies in den Leichtathletik-Wettbewerben erneut, dass er nicht zum alten Eisen gehört. Der Neheimer hat sich in der Leichtathletik auf keine spezielle Disziplin festgelegt. „Das ist mir ganz egal“, sagt er. Schwingenheuers sportlicher Wochenplan kann sich sehen lassen: „Ich gehe regelmäßig zum Vereinssport. Eine Stunde Gymnastik und eine Stunde Ballspiele stehen da auf dem Programm.“ An den anderen Tagen sei er zudem gerne mit dem Fahrrad unterwegs, gehe schwimmen, wandern – und mache bisweilen auch eine verdiente Pause.
Schwere Anfänge
Seit 65 Jahren begleitet seine Frau Hannelore ihn zu den Wettkämpfen, sie ist auch selbst noch im Verein aktiv. Erich Schwingenheuer hat beim TV Neheim früher auch Funktionärsaufgaben übernommen und war unter anderem zwölf Jahre lang als Vorsitzender aktiv. Der aktuelle Chef des TV Neheim, Heino Künkenrenken, ist voll des Lobes über seinen ältesten Schützling: „Das ist erstaunlich und wirklich toll, was Erich leistet. Er ist beim TVN auch in der Gesundheitsriege aktiv und übernimmt manchmal dabei den Posten des Übungsleiters, wenn diese mal ausfallen. Er zeigt: Wer Sport treibt, der hat mehr vom Leben.“
1930 wurde Erich Schwingenheuer in Neheim geboren. Mitglied beim TV Neheim ist der Sportler aus Leidenschaft seit dem Jahr 1945. Schwingenheuer feiert am kommenden Dienstag seinen 89. Geburtstag. „Wir feiern ganz gemütlich, gemeinsam mit der Familie“, sagt er. Groß aufgefahren werde dann wieder im kommenden Jahr, zum 90. Ehrentag.
Die sportliche Laufbahn des Neheimers begann damals, kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, mit dem Tischtennissport. „Die Alliierten hatten alle Turnhallen besetzt, und das Einzige, was wir machen konnten, war draußen Tischtennis zu spielen. Da standen noch einige alte Platten“, erinnert er sich.
1946 wechselte er zum Gerätturnen und gründete mit fünf anderen Jungen eine gemeinsame Turnriege. „Wir waren in der Region recht erfolgreich und nahmen unter dem damaligen Olympiateilnehmer Walter Steffens auch an Turnlehrgängen in Hamm teil. Übernachtet haben wir damals im Gefängnis. Nachts wurden sogar die Türen abgeschlossen“, erzählt der Dauerbrenner.
Beruflich verschlug es Erich Schwingenheuer nach Baden-Württemberg, wo er in der Turnriege Friedrichshafen in der Folge weiterhin seinem Sport nachging. 1960 war dann Schluss mit dem Gerätturnen. „Ich bin zu den Mehrkämpfern gewechselt, bei denen ich immer noch aktiv bin.“ Die derzeitige Hitzewelle mit Temperaturen um die 35 Grad Celsius lassen den 88-Jährigen kalt. „Warum sollte man dann keinen Sport machen? Das sind doch Ausreden. Man kann es ja ruhiger angehen lassen und sollte im Sport immer voll dabei bleiben“, sagt er.
Bleibender Eindruck
Bereits 40 Mal hat Erich Schwingenheuer das Sportabzeichen in Gold absolviert. Der Allrounder hat seine beiden Enkelkinder ebenfalls stets motiviert, Sport zu treiben. Offenbar mit Erfolg. „Eines der Mädels studiert auch Sport“, sagt er stolz.
Er selbst habe bei vielen Deutschen Turn- und Landesturnfesten mitgemacht, „im Bereich der Mehrkämpfe“. Seine dabei errungenen Medaillen könne er kaum noch zählen, so viele seien es. Nun ehrte der Westfälische Turnerbund Schwingenheuer und den TVN auf besondere Art und Weise: Das offizielle Turnfestbanner wird demnächst die Neheimer Sporthalle schmücken.