Neheim. . Die Ü80-Frauen der Montagsgruppe des TV Neheim wissen um die zunehmende Bedeutung von Fitness und aktiver Gemeinschaft im Alter.
Von der Turnmatte geht’s direkt zum Protokoll. Die Geburtstagskinder der Montagsgruppe des TV Neheim werden gefeiert. „Kein schöner Land“ wird gesungen, zweistimmig. Seit über 50 Jahren treibt hier auch Hannelore Schwingenheuer ihren Sport. Die Neheimerin ist 83 Jahre alt und gehört zur Ü80-Fraktion der von ihr selbst 1964 ins Leben gerufenen Gruppe. Sport in der Gemeinschaft hält sie fit und garantiert ihr regelmäßige soziale Kontakte.
Der TV Neheim gehört zu den Vereinen, die sich den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft stellen. Gesundheitsförderung, Prävention und Fitness für alle Generationen hat sich der Großverein auf die Fahnen geschrieben. Lizenzierte Übungsleiterin dieses Sportangebots, bei dem jeden Montag Frauen im Alter zwischen 70 und 83 Jahren an ihrer Fitness für den Alltag arbeiten, ist Tanja Esteban-Harms (49). Seit zehn Jahren ist sie die Vorturnerin. „Ich habe gestaunt, wie fit die Frauen hier sind“, sagt sie. Mit ihren Übungen zielt sie auf Haltung, Gleichgewicht, Mobilisierung, Tiefenmuskulatur, Koordination und auch Entspannung ab. Dazu geht es auf die Gymnastikmatte, ans Theraband und oder auch mal nach Musik in ausdauerfördernde Schrittkombinationen. Ganz wichtig - und das wiederholt sie immer: „Macht nur das, was ihr könnt!“
Ein Leben im Sportverein
Auch interessant
Sie können noch viel. Und auch viel erzählen - von einem Leben im Sportverein. Hannelore Schwingenheuer war selbst Übungsleiterin im Verein, besuchte Lehrgänge und leitete auch diese Gruppe. Beim TV Neheim hat sie ihren Mann Erich kennengelernt. Der besucht die Montagsgruppe der Männer und ist mit seinen 88 Jahren auch noch fit wie der sprichwörtliche Turnschuh.
Hannelore Schwingenheuer und ihre Turnschwestern sind beim TV Neheim gemeinsam alt geworden. „Wir haben alle schon goldene Hochzeit mit dem Verein“, sagen die Frauen. Renate Schulte-Weber (82) ist auch schon seit über 70 Jahren Mitglied im TV. „Wir sind doch alle noch relativ fit“, freut sie sich, „wir machen ja auch noch viel in Garten und Haus.“
Regelmäßigkeit ist wichtig
Wichtig sei, dass man dran bleibt und sich immer wieder montags zur Sporthalle des St. Ursula-Gymnasiums bewegt. „Man merkt schon, wenn man ein paar Wochen mal nichts gemacht“, verrät Hanne Mimberg (83), „dann fällt es sofort schwerer“. Rosemarie Müller (81) und Erika Klein (80) freuen sich immer wieder „auf die nette Gesellschaft und den Zusammenhalt“.
Verein als Zukunftsmodell
Auch interessant
Zuhause am Wohnzimmertisch blättert Hannelore Schwingenheuer in ihren alten Alben. Da sammeln sich Fotos, alte Urkunden, Fitnesstipps aus den 80er-Jahren von Jane Fonda und Zeitungsberichte über die Gruppe. Das weckt Erinnerungen, wirkt nostalgisch, versperrt der Frau aber nicht den Blick nach vorne. Sie und die Frauen der Montagsgruppe wissen, dass es in Zukunft noch wichtiger sein wird, dass es Sportangebote wie diese geben wird. Darauf, dass Menschen älter werden, können sich auch Fitness- und Gesundheitsstudios einstellen. Das Gefühl von gesellschaftlichem Zusammenhalt im Alter können sie nicht in dem Maße wie ein Sportverein geben.
Für die Neheimerin bleibt der Sportverein wie sie ihn beim TV Neheim erlebt hat, ein haltbares Zukunftsmodell. „Die Gemeinschaft beim Sport ist wichtig“, sagt Hannelore Schwingenheuer, „man kennt sich, trifft sich regelmäßig und ist manchmal, wenn es nötig ist, auch für einander da“.