Winterberg. Klare Worte von Francesco Friedrich in Richtung der Lochner-Crew in Winterberg: Das sagen Cheftrainer Spies und Anschieber Weber dazu.
Im ersten Augenblick zuckte René Spies zusammen, als er davon hörte. Einer seiner Piloten hatte die Anschieber eines Mannschaftskollegen öffentlich kritisiert? Das überraschte auch den erfahrenen Cheftrainer der deutschen Bobfahrer. Doch Francesco Friedrich wählte nach dem Weltcup im Viererbob in Winterberg, der parallel als Europameisterschaft gewertet wurde, deutliche Worte an die Adresse der Crew seines Pilotenkollegen Johannes Lochner. Wie Spies und die Gescholtenen reagierten.
Das sagte Friedrich
"Peinlich"; "So kann man sich als amtierender Europameister nicht präsentieren" - unter anderem das hatte Friedrich in Richtung der Anschieber von Johannes Lochner gesagt. Während der Sachse mit seiner Crew im zweiten Lauf sogar einen neuen Startrekord in der Veltins-EisArena aufstellte, stoppte die Uhr für Lochner sogar eine Startzeit, die eine Hundertstelsekunde langsamer als in Lauf eins war.
Lochner hatte durch einen Fahrfehler unmittelbar zu Beginn des ersten Laufes die Chancen auf den fünften EM-Titel in Folge bereits verspielt. "Das darf nicht passieren. Ich weiß als Pilot, dass wir auch sofort aussteigen können, wenn wir da oben einschlagen", sagte er, um zu ergänzen: "Die Startzeiten waren unterirdisch. Darüber müssen wir uns ganz schnell Gedanken machen."
Auch René Spies warnt
Diese Startzeiten - sie lagen auch Francesco Friedrich im Magen, obwohl es sich nicht um sein Team handelte. Friedrich sah offenbar den Gesamtauftritt der deutschen Bobs und gab seine Meinung preis.
"Francesco ist so ein Typ. Er spricht auch intern Sachen deutlich an, wenn es nicht läuft", sagte Cheftrainer René Spies. "Franz und Hansi verstehen sich gut. Sie werden das intern klären", ergänzte der Winterberger und sah keinen Grund, öffentlich einschreiten zu müssen. Zumal Friedrich mit der Kritik in eine Richtung zielte, in die auch Spies zuvor gegangen war.
Starke Konkurrenz
"Wenn Oskars Kibermanis gestartet wäre, wären vier Teams vor Lochner und Hafer gewesen", sagte Spies und warnte mit Blick auf die Weltmeisterschaft in Altenberg Anfang Februar: "Die Konkurrenz ist da stark, vier verschiedene Nationen kämpfen um das Podest. Der Wettkampf hat gezeigt, dass wir Richtung WM und Richtung Olympia 2022 Aufgaben zu lösen haben.“
Hinter Friedrich fuhren Justin Kripps (Kanada), Benjamin Maier (Österreich) und Rostislav Gaitiukevich (Russland) auf die Plätze zwei, drei und vier vor Lochner und Christoph Hafer. Die Letten um Kibermanis fehlten im Hochsauerland.
Weber übt Selbstkritik
Doch wie nahmen die von Friedrich gescholtenen Lochner-Anschieber die Kritik auf? Unter anderem gehört Christopher Weber (BSC Winterberg) zum Team. Er feierte in Winterberg sein Comeback nach einer langen Verletzungspause - und war ohnehin enttäuscht über das Ergebnis.
"Die Startzeiten waren indiskutabel, darüber müssen wir gar nicht reden", sagte Weber auf Nachfrage dieser Zeitung: "Es ist schade, wenn man seinen Piloten nicht unterstützt, denn dann kann der in Bahn auch nichts mehr ausrichten. Das müssen wir auf unsere Kappe nehmen."
Klares Ziel für St. Moritz
Die Kritik von Friedrich nahm er zur Kenntnis, wollte sie aber nicht weiter kommentieren. "Irgendwie sind wir ja alle ein Team. Vielleicht hat er auch nicht weiter darüber nachgedacht, wie das bei dem einen oder anderen ankommt. Es ist alles gut. Stress gibt es deswegen nicht", sagte Weber.
Der BSC-Anschieber will beim nächsten Weltcup in St. Moritz (16./17. Januar) lieber Taten sprechen lassen. "Wenn es nach der Analyse etwas zu verbessern gibt, werden wir das tun", sagte er: "Ansonsten müssen wir unsere Beine einfach schneller bewegen und angreifen."