Winterberg. Ihre Bilanz ist stark: Drei Starts - zwei Siege, ein dritter Platz. Welche Sonderrolle Leonie Fiebig (Winterberg) derzeit einnimmt.

Sie stutzte einen Moment. Für Leonie Fiebig ist das ungewöhnlich. Denn obwohl sie aus Ostwestfalen stammt, bezeichnet sie sich selbst als Herzenskölnerin - nach über zwei Lebensjahrzehnten in der Domstadt. Und als solche antwortet sie gewöhnlich schnell auf Fragen, ausführlich ebenfalls. Doch "the most wanted woman" - wer sollte das vor dem Bob-Weltcup in Winterberg sein? Sie? Sie.

Fiebig "most wanted woman"

"Das war meine erste Pressekonferenz, an der ich teilgenommen habe. Ich war mega nervös", sagte Fiebig anschließend über die ungewohnte Situation im Gespräch mit dieser Zeitung. "Außerdem muss ich erst noch realisieren, dass es um mich geht, wenn so gelobt wird", ergänzte sie.

Doch dieses Lob hat sich die 30-jährige Athletin des BSC Winterberg während ihrer bisherigen drei - von vier möglichen - Weltcup-Einsätze in dieser Saison verdient. Fiebig ist die am meisten gewollte Frau auf der Bremse, wie die Position hinter der Pilotin auch genannt wird. Denn mit Fiebig im Bob stehen die Zeichen auf Erfolg.

Ein besonderes Markenzeichen

Zwei Siege und einen dritten Platz nennt die Bilanz vor Winterberg für die erst vor etwa drei Jahren "nach einer Schnapsidee" der Leichtathletik entsprungenen Anschieberin, deren rot-weiße Herzchensocken längst zum Markenzeichen geworden sind. Das Besondere: Die Sportsoldatin katapultierte jeweils eine andere Pilotin zum Sieg oder wenigstens auf das Podest.

Weil ihre Stammpilotin Stephanie Schneider den Sprung ins Weltcupteam zum Saisonbeginn verpasste, musste sich Fiebig umorientieren. "Erstmal war es eine riesige Enttäuschung, dass Steffi und ich uns nicht gemeinsam für den Weltcup qualifizieren konnten", sagte sie: "Aber es ist jetzt meine dritte Saison – und jedes Mal musste ich nach der Selektion das Team wechseln. Ich habe Erfahrung."

Lob vom Bundestrainer

Mit Pilotin Laura Nolte gelang ihr der Sieg in Sigulda, mit Mariama Jamanka Rang drei in Innsbruck. Als Schneider in Innsbruck im Zuge der Rotation für Jamanka in den Weltcup zurückkehrte, schob Fiebig sie direkt auf Rang eins. "Leonie hat athletisch einen Sprung gemacht und jeweils Topstartzeiten erzielt", lobte Chef-Bundestrainer René Spies die gebürtige Mindenerin, die an diesem Samstag wieder mit Mariama Jamanka startet.

Zu ihren Einsätzen kommt Fiebig allerdings auch, weil mit Annika Drazek und Kira Lipperheide (beide TV Gladbeck) zwei Top-Anschieberinnen verletzt ausfallen. Während für Drazek noch Hoffnung auf Einsätze in diesem Winter besteht, rechnet Spies mit Lipperheides Comeback erst im Olympiawinter 2021/2022.

Ziel: Olympia 2022

Dass Leonie Fiebig an den Olympischen Spielen teilnehmen wird, steht für Andreas Neagu, den Trainer des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV), bereits fest: "Die Frage ist nur, mit welcher Pilotin", sagte er. Davon - will Fiebig aktuell aber nichts hören. "Most wanted woman" hin oder her.