Königssee/Winterberg. . Der Winterberger René Spies erlebt seine erste WM als Cheftrainer der deutschen Bobs. Was er Mariama Jamanka und Annika Drazek zutraut.
Diesen Moment lässt sich René Spies nicht nehmen. An keinem Tag. So stressig die vergangenen bereits waren und die bevorstehenden sein mögen.
„Ich versuche, alles so zu händeln wie immer“, sagt der 43-jährige Winterberger im Gespräch mit dieser Zeitung. Er gesteht aber auch: „Natürlich bin ich angespannter als sonst.“ Am Donnerstagabend wurde die Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaft am bayrischen Königssee eröffnet – und speziell für Spies ist diese Heim-WM eine ganz besondere: Es ist seine erste als verantworlicher Cheftrainer der deutschen Bobsportler und -sportlerinnen.
Die Gerade ist der Knackpunkt
Zwar ordnete Spies nach seinem Aufstieg vom Bundestrainer zum Chef-Bundestrainer im vergangenen Jahr alles der Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 2018 unter und startete umfangreiche Materialtests, aber die Verlegung der WM, die eigentlich im russischen Sotschi ausgetragen werden sollte, an den Königssee setzte ihn doch mehr als erwartet unter Druck. „Bei den Männern gehen wir sowohl im Zweierbob als auch im Vierer als Favoriten an den Start“, sagt Spies. Heißt: Von ihm und seinem Team werden Medaillen erwartet. „Zwei sind das Minimalziel“, verrät der Cheftrainer, „bei drei Medaillen würde ich von einer guten Weltmeisterschaft sprechen – mehr als drei wären herausragend.“
Das WM-Programm am Königssee
Freitag, 17. Februar: Frauenbob (14.15/16.00).
Samstag, 18. Februar: Zweierbob Männer (10.30/12.00); Frauenbob (15.15/16.45)
Sonntag, 19. Februar: Zweierbob Männer (10.30/12.00); Team Event (15.00).
Freitag, 24. Februar: Skeleton Männer (11.00/13.00); Skeleton Frauen (15.00/17.00).
Samstag, 25. Februar: Skeleton Frauen (8.30/10.30); Viererbob (13.30/15.20).
Sonntag, 26. Februar: Skeleton Männer (8.30/10.30); Viererbob (13.30/15.20).
Der bisherige Saisonverlauf im Weltcup untermauert die Zielsetzung der Deutschen. Gleichwohl arbeiten Spies und Co. in diesen Tagen am Königssee nicht nur am Material, sondern ebenso an der perfekten Fahrt, um am Ende auf das Podest zu rasen. „Der Knackpunkt ist die Gerade“, erklärt Spies, „wer sie viermal trifft, wird in der Endabrechnung ganz vorne sein.“ Alle Trainingsfahrten der deutschen Bobs ließ er in diesem Bahnabschnitt besonders filmen und bat seine Athleten anschließend zur intensiven Besprechung. „Die Piloten benötigen einen Plan“, sagt der Cheftrainer, „aber sie benötigen auch einen Plan B, einen Plan C oder im Notfall auch einen Plan D.“
Die größten Medaillenhoffnungen ruhen auf den Piloten Francesco Friedrich und Johannes Lochner. Bei den Frauen traut Spies der Pilotin Mariama Jamanka, die von Annika Drazek vom BSC Winterberg angeschoben wird, zu, für eine Überraschung sorgen zu können. „Realistisch ist, dass Mariama und Anni die Top-Kandidaten auf Platz vier sind, weil die Nordamerikanerinnen einfach zu stark fahren“, sagt Spies. Aber: „Wenn die drei einen Fehler machen, werden wir da sein.“
Buchmüller soll die WM genießen
Bennet Buchmüller, Pilot des BSC Winterberg, der sich als Junioren-Weltmeister im Viererbob für diese Konkurrenz bei der „großen“ WM qualifizierte, schickt der Cheftrainer ohne Vorgaben in die Läufe. „Er fährt mit einem alten FES-Schlitten und es ist seine erste große Veranstaltung. Er wird nicht um die Medaillen mitfahren und soll diese Erfahrung in aller Ruhe genießen.“ In aller Ruhe trotz des stressigen Umfelds der Heim-WM. Um durchzuatmen oder auf andere Gedanken zu kommen, klinkt sich Spies jeden Tag konsequent für eine Viertelstunde aus. Diesen Moment gönnt er sich – zum Beispiel auf für einen Anruf bei der Familie in Winterberg.