Bochum. Der VfL Bochum schießt zwar häufig aufs Tor, trifft dafür aber viel zu selten. Die Zahlen decken die Schwächen der Offensive deutlich auf.
Es war eine Szene kurz vor dem Ende der Partie des VfL Bochum gegen den SC Freiburg. Philipp Hofmann wird von Goncalo Paciencia im Strafraum angespielt, ganz kurz hat der bullige Stürmer Platz. Doch statt sich zu drehen und abzuziehen, führte der den Ball parallel zur Sechzehnerlinie entlang und spielte einen Pass zu einem ungünstig positionieren Mitspieler. Diese Szene hatte Symbolcharakter für den VfL - nicht nur bei der 1:2-Niederlage am Sonntagabend. Der dritten in Serie wohlgemerkt.
Die Mannschaft von Thomas Letsch tut sich schon seit Saisonbeginn schwer, Tore zu schießen. Bezeichnend war auch, dass der Treffer von Ivan Ordets durch einen Verteidiger nach einem Standard von Kevin Stöger fiel. Wie so häufig in dieser Saison. Aus dem Spiel heraus hingegen mangelt es den Bochumern oft an Ideen. Das Anrennen am Sonntag fand ohne klaren Plan statt, der Ausgleich gelang schlussendlich nicht. Weil klare Torchancen Mangelware blieben. Auch hier: wie so häufig in dieser Saison.
VfL Bochum gibt viele Torschüsse ab - aber trifft zu selten
An zu wenigen Schüssen in Richtung gegnerisches Tor liegt das in der Bochumer Saison aber nicht. 361 Versuche gaben die Spieler in blau-weiß bereits ab. Immerhin die sechsmeisten der Liga. Problematisch wird es dann aber bereits, wenn man etwas genauer hinschaut. Nur 29,1 Prozent davon flogen wirklich aufs Tor. Nur vier Teams in der Bundesliga haben einen schlechteren Wert. Dass dabei dann 30 Tore heraussprangen, ist durchaus gut. Aber viel zu häufig bleiben besten Chancen dann ungenutzt, wie etwa mehrfach in dieser Spielzeit von Matus Bero, der dem VfL Bochum auch am Samstag gegen Mainz 05 verletzungsbedingt fehlen wird. Der Expected-Goals-Wert, deren statische Werte sich auf Torchancen mit sehr hoher Torwahrscheinlichkeit beziehen, zeigt deutlich: Sieben Tore hätte der VfL Bochum wohl mehr erzielen müssen.
„Uns fehlt die Galligkeit, die Entschlossenheit“, sagte VfL-Kapitän Anthony Losilla nach dem Spiel am Sonntag gegen Freiburg. „Wir müssen hart arbeiten, um Tore zu machen. Der letzte Pass, die letzte Flanke kommt zu häufig nicht an. Und wir warten zu lange mit dem Schuss“, analysierte der 38-Jährige die Probleme seiner Mannschaft. Die Durchschlagskraft, die Zielstrebigkeit fehlt. Die Entscheidungsfindung geht zu langsam vonstatten und die Offensivspieler strotzen nicht gerade vor Selbstvertrauen. Laut seines Mitspielers Moritz Broschinski, der in seinen zuletzt sieben Startelfeinsätzen immerhin zwei Tore erzielte, fehlen nur „Kleinigkeiten“. Diese Kleinigkeiten beschäftigten die Bochumer Verantwortlichen um Trainer Letsch aber bereits seit Wochen. Immer wieder muss der 55-Jährige erklären, woran es hapert.
VfL Bochum: Viele Spiele gegen direkte Konkurrenten
Zweifelsohne arbeiten sie in Bochum intensiv an der Lösung ihres vielleicht größten Problems. Allerdings schlich sich in den vergangenen Wochen auch wieder eine Defensivschwäche ein. Es fehle an Schärfe, sagte Letsch. Deshalb gab es in den vier Bundesliga-Partien gegen den FC Bayern, Borussia Mönchengladbach, RB Leipzig und den SC Freiburg insgesamt 13 Gegentore. Zu viel, wenn man selbst nur selten trifft. So sind die drei Niederlagen zuletzt zumindest ein Warnsignal. „Ich bin nicht entspannt mit Blick auf die Tabelle“, sagte Letsch am Sonntag. Sieben Punkte beträgt der Vorsprung noch auf den Relegationsrang, neun auf den ersten Abstiegsplatz. Den belegt Mainz, Gegner am kommenden Samstag (15.30, Sky). Eine weitere Niederlage könnte die Mini-Krise des VfL Bochum zu einer großen werden lassen. Zumal nach der Länderspielpause nur Duelle gegen direkte Konkurrenten folgen.