Bochum. Zwei Elfmeter-Situationen, eine vermeintliche Rote Karte: beim VfL Bochum herrscht Frust nach der Niederlage gegen Freiburg.
Moritz Broschinski war außer sich. Noch bevor er sich den Fragen der Journalisten in den Katakomben des Ruhrstadions stellte, saß er in einer alten Kabine auf der Bank und fluchte vor sich hin. Eine Schiedsrichter-Entscheidung von Marco Fritz hatte ihn in Aufruhr versetzt. Der Stürmer des VfL Bochum meckerte - und fand kurz darauf deutliche Worte vor den Mikrofonen. „Das war ein klarer Elfmeter. Da gibt es keine zwei Meinungen“, schimpfte der 23-Jährige nach der 1:2-Niederlage seiner Mannschaft gegen den SC Freiburg.
Die Szene, die Broschinski so in Wallung brachte, ereignete sich in der ersten Halbzeit. Der deutsche Nationalspieler Matthias Ginter umklammerte ihn in der 39. Minute mit dem Arm, nahm ihn in eine Art Schwitzkasten. Beim Rückwärtsgehen ging Broschinski dabei zu Boden. „Der Arm ist um meinen Hals und da hat der gar nichts verloren“, sagte der VfL-Stürmer. Wenngleich er zugab, dass es sich im Spiel zunächst anders angefühlt habe. Daher wollte er dem Schiedsrichter Fritz keinen großen Vorwurf in der Situation selbst machen. Bei Ansicht der TV-Bilder nach dem Spiel habe er aber gesehen, was wirklich passiert war.
Bochums Letsch: „Die Regel geht mir auf den Zeiger“
Es war aber nicht die einzige strittige Szene in dieser Partie. Schon ein paar Minuten zuvor spielte Freiburgs Außenverteidiger Kilian Sildillia den Ball mit der Hand und dem Kopf. Allerdings sprang der Ball wohl zunächst an die Hand. Ein Strafstoß wäre auch hier die richtige Entscheidung gewesen. „Für mich war es ein Handspiel“, sagte Trainer Thomas Letsch nach dem Spiel, um zur Generalkritik bezüglich der Handspiel-Regel auszuholen: „Die Regel geht mir auf den Zeiger.“
Beide Situationen hatten durchaus Einfluss auf den Spielverlauf. Beim Sildillia-Handspiel stand es noch 0:0, ein Elfmeter-Pfiff hätte eventuell die Führung gebracht. Ginters Klammern fand nach dem Freiburger Führungstreffers durch Maximilian Eggestein statt. Ein Stafstoß hätte den Ausgleich bringen können. „Ich will dem Schiedsrichter keine Schuld geben“, sagte Broschinski nach dem Spiel. „Es sind aber entscheidende Situationen. Ich mache ihm bei den 50:50-Sachen einen Vorwurf: die muss er sich angucken.“ Er verstand nicht, warum auch die Video-Assistenten im Kölner Keller nicht interveniert hätten. Vor allem bei der Situation gegen sich: „Wenn er sich das anguckt, dann sage ich, dass es zu 100 Prozent ein Elfmeter ist. Die Situation kann spielentscheidend sein.“
VfL Bochum: „Haben Glück nicht auf unserer Seite“
Ähnlich äußerte sich auch VfL-Sportdirektor Marc Lettau nach dem Spiel. Er plädierte dafür, dass sich Schiedsrichter generell häufiger strittige Szenen selbst noch einmal angucken sollten. „Jeder muss fokussiert bleiben, um richtig zu entscheiden. Es sitzen zwei erfahrene Bundesliga-Schiedsrichter im Keller. Bei der Broschinski-Aktion kann es keine zwei Meinungen geben“, so Lettau. Offenbar doch. Zumindest für Fritz und die Kollegen im Kölner Keller waren beide Szenen keine klaren Fehlentscheidungen.
Der VfL Bochum war so wieder einmal nicht im Schiedsrichter-Glück. Wie so häufig in dieser Saison. Schon im Hinspiel in Freiburg wurde im Nachgang über Schiedsrichter-Entscheidungen diskutiert. So flog Vincenzo Grifo nach einem üblen Tritt gegen Cristian Gamboa nicht vom Platz und erzielte wenig später ein Tor. „Wir haben das Glück nicht auf unserer Seite“, sagte Letsch.
Zumal er auch gern eine Rote Karte gegen Freiburgs Manuel Gulde gegen Ende der Partie gesehen hätte, als dieser Philipp Förster mit offener Sohle in den Bauch trat. Zwar sei dies ohne Absicht passiert, aber „am Freitag ist in Stuttgart einer für weniger vom Platz gefolgen“, sagte der Bochum-Trainer. Freiburgs Übungsleiter Christian Streich sah die Situationen naturgemäß nicht so eindeutig und sagte stattdessen: „Es gab Szenen, die auch Einfluss aufs Spiel haben, die nicht für uns entschieden wurden.“