Bochum. Mit Keven Schlotterbeck will der VfL Bochum die 0:5-Klatsche schnellstmöglich vergessen. Innenverteidiger appelliert an die Mentalität.

Er lacht viel beim lockeren Fußball-Tennis. Sein Diagonal-Ball bei einer Spielform landet dann im Fuß von Patrick Osterhage. „Gut, Schlotti“, ruft Kapitän Anthony Losilla. Keven Schlotterbeck ist zurück beim Bundesligisten VfL Bochum. Der Innenverteidiger mit dem starken linken Fuß bringt zunächst vor allem eines mit: gute Laune. Das kann nicht schaden nach dem Pokal-Aus des VfL in Bielefeld und der 0:5-Schmach zum Saisonstart in Stuttgart.

VfL Bochum: Keine Kaufoption für Keven Schlotterbeck

„Das VfB-Spiel sollte jetzt abgearbeitet sein. Ich habe versucht, den Jungs erstmal ins Gesicht zu lachen“, erklärte der 26-Jährige seine Begrüßung in der Kabine nach seiner ersten Trainingseinheit mit seinen neuen, alten Kollegen. Zuvor hatte er seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag gesetzt. „Ich freue mich einfach, wieder hier zu sein“, sagte er. Nach langen Verhandlungen seit Juni hat sich der VfL Bochum mit dem SC Freiburg auf eine erneute Leihe von Schlotterbeck für diese Saison verständigt. Eine Kaufoption gibt es nicht.

2,5 Millionen sind zu viel für den VfL Bochum

Bereits von Januar bis Mai spielte der Bruder von Nationalspieler Nico Schlotterbeck auf Leihbasis beim VfL. Bochum wollte ihn fest verpflichten. Das Gesamtpaket aus Ablösesumme, Boni und Gehalt aber blieb mit rund 2,5 Millionen Euro zu hoch. „Er hat sich als Stabilisator gezeigt, sowohl auf als auch neben dem Platz“, erklärte VfL-Sportdirektor Marc Lettau die Verpflichtung eines Wunschspielers. Trainer Thomas Letsch freut sich über eine weitere Alternative in der wankelmütigen Defensive: „Er bringt eine gute Körperlichkeit mit, ist ein guter Fußballer und ein Mentalitätsspieler, der auch in der Kabine seine Meinung vertritt. Er hat einen starken Charakter, das tut uns gut.“

BVB-Star Nico Schlotterbeck könnte am Samstag im Derby beim VfL Bochum auf seinen Bruder Keven treffen.
BVB-Star Nico Schlotterbeck könnte am Samstag im Derby beim VfL Bochum auf seinen Bruder Keven treffen. © firo

Schlotterbeck wollte unbedingt zurück zum VfL Bochum

Schlotterbeck selbst wollte unbedingt zurück zum VfL. „Ich war hier sehr schnell integriert, fühle mich hier pudelwohl“, erklärte er einen Grund. Und: „Ich habe in Bochum eine größere Chance als in Freiburg, Fußball zu spielen. Ich möchte noch mal den gleichen Fußabdruck hinterlassen wie in der letzten Saison und der Mannschaft helfen.“

13 Mal lief er für den VfL auf, erzielte seine ersten beiden Bundesliga-Tore. Das 1:1 bei Hertha BSC in der Nachspielzeit am vorletzten Spieltag „war etwas ganz Besonderes für mich“ – es war ein immens wichtiges Tor zum Klassenerhalt.

Bruderduell am kommenden Samstag?

Hilfe kann das Team aktuell gut gebrauchen – am Samstag (15.30 Uhr/Sky) geht es gegen Borussia Dortmund. Möglicherweise kommt es zu einem Bruderduell zwischen BVB-Mann Nico und VfL-Mann Keven Schlotterbeck. Bereit sei er jedenfalls, sagt der Neu-Bochumer, der die komplette Vorbereitung beim SC Freiburg absolviert hat. „Ich stehe voll im Saft“, sagt er.

Mit Ivan Ordets, Erhan Masovic, Bernardo, Noah Loosli und Schlotterbeck hat Trainer Letsch nun fünf Innenverteidiger. Tim Oermann soll noch verliehen werden, ebenso wie Jordi Osei-Tutu, Luis Hartwig und Moritz Römling. Acht Zugänge hat der VfL geholt, zudem den zuvor ausgeliehenen Abwehrchef Ordets fest verpflichtet und nun Schlotterbeck ausgeliehen. Ein Stürmer könnte noch kommen. Das ist aber eher unwahrscheinlich, denn das Budget von mehr als 40 Millionen Euro ist nahezu ausgeschöpft. Transfereinnahmen konnte Bochum für seine bisher elf Abgänge nicht generieren.

Kritik an Dreierkette? Lässt Thomas Letsch kalt

Schlotterbeck könnte also der letzte „Neue“ sein beim VfL. Und ihm ist es „völlig egal“, ob er zentral, rechts oder links spielt – und in welchem System. Die öffentlich geballte Kritik an der Dreierkette lässt auch Coach Thomas Letsch kalt. Das 0:5 beim VfB habe andere Gründe gehabt, erklärte er. Sein Team sei zu passiv gewesen, sein Matchplan nicht aufgegangen. „Diesen Schuh ziehe ich mir an“, so Letsch. Hinzu kam aber die „fehlende Bereitschaft. Wir müssen viel aktiver, aggressiver sein.“

Bochums Trainer Thomas Letsch gestikuliert.
Bochums Trainer Thomas Letsch gestikuliert. © Tom Weller/dpa

Gegen den BVB ist ein VfL Bochum zu erwarten, der mannorientierter verteidigt, höher attackiert, viel mehr Intensität zeigen will. „Ob Dreier- oder Viererkette ist total egal“, meint Schlotterbeck. „Es ist eine Frage der Mentalität, des Willens. Ich weiß, wie die Hütte hier brennen kann. Es ist Derby. Wir wollen punkten und unseren Fans über 90 oder 95 Minuten zeigen, was uns vergangene Saison ausgezeichnet hat.“

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