Hamburg. Schalke 04 spielt auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga. Das Geisterspiel gegen Osnabrück gewann S04 mit 4:0.
Wie wäre wohl die Arena in Gelsenkirchen bei so einem Ergebnis, bei so einem Ereignis explodiert? Wie hätten bei einem Auswärtsspiel egal in welchem Stadion die Fans des FC Schalke 04 minutenlang die Profis zu La Ola gebeten, zum Trikot-Strip aufgefordert? Doch als nach einer furchtbaren Saison am Dienstagabend endlich der Klassenerhalt feststand, feierte auf den Rängen niemand, nur dem geplagten Schalker Vorstand, der sich mit Rauswürfen und Insolvenz beschäftigen musste, fielen ganze Gebirge vom Herzen. Dieses Geisterspiel am Hamburger Millerntor, diese 4:0 (2:0)-Gala gegen den nun feststehenden Absteiger VfL Osnabrück, dient als die perfekte Pointe dieser Spielzeit voller Missverständnisse.
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Es waren Bilder wie in der Corona-Zeit. Ein schönes, eigentlich stimmungsvolles Stadion - aber niemand war da. Ein brisantes Spiel, in dem es um Existenzen, um den Abstieg ging, doch schon 100 Meter von der Arena entfernt wusste es niemand mehr im bunten Treiben der Reeperbahn. Die Posse, die sich Osnabrück und Schalke in der vergangenen Woche über mehrere Tage um den Austragungsort geliefert hatten, konnte auch in St. Pauli niemand auflösen. Osnabrücks Geschäftsführer Michael Welling überraschte Schalke-Chef Matthias Tillmann eine Bilder-Collage zum 120. Geburtstag des Klubs. Eine Geste der Versöhnung.
2:0 nach fünf Minuten: Schalke schockt Osnabrück früh
Auf dem Rasen ereignete sich direkt Erstaunliches. War es die gute Hamburger Luft? Die Einschwörung kurz vor dem Anpfiff im Mannschaftskreis? Die Anfeuerungsrufe der rund 100 Fans, die den Mannschaftsbus 75 Minuten vor dem Anpfiff lautstark empfingen? Die Schalker begannen jedenfalls so munter wie noch nie in dieser Saison, überfuhren die Osnabrücker mit Überfall-Fußball in den ersten fünf Minuten. Die Schalker spielten so, wie sie es im Sommer 2023 eigentlich für die gesamte Saison geplant hatten.
Nach einer Minute und 43 Sekunden flankte Thomas Ouwejan den Ball perfekt in den Strafraum, Simon Terodde legte klug ab, Keke Topp verwandelte sicher zum 1:0. Drei Minuten später holte sich Paul Seguin den Ball, Ron Schallenberg passte clever auf Kenan Karaman - und der Torjäger traf mit einem Flachschuss zum 2:0, es war sein zwölftes Saisontor.
Mit Ausnahme einer passiven Phase zwischen der 20. und 30. Minute bestimmten die Schalker die ungleiche Partie gegen eine schwache Osnabrücker Mannschaft, die unter Beweis stellte, warum sie in der kommenden Saison nur noch in der Dritten Liga spielt. Was fehlte: das dritte Tor. Kenan Karaman (16.) und Keke Topp (42.) scheiterten am gut reagierenden Torwart Philipp Kühn, Paul Seguin (31.) schlenzte den Ball bei einem Freistoß aufs Tor (31.) und Simon Terodde schoss knapp am Tor vorbei (45.).
Schalke-Talent Ouédraogo mit der Vorentscheidung
Die Entscheidung blieb einem Spieler vorbehalten, der in dieser Saison als einer der wenigen nur positiv auf sich aufmerksam machte - einer, dem die Zukunft gehört. Assan Ouédraogo kam zur Pause für Torschütze Karaman, und dem 17 Jahre alten Talent gelang ein Zauberauftritt in einer an magischen Momenten seltenen Saison. Mit dem Tor zum 3:0 (65.) und einem Pfostenschuss (74.) krönte Ouédraogo seine Leistung. Für den Schlusspunkt sorgte Keke Topp, der nach einer Vorlage von Paul Seguin auf 4:0 erhöhte (76.) - sein erster Profi-Doppelpack. Eine Viertelstunde später war der Klassenerhalt perfekt - am drittletzten Spieltag.
Bei den Schalkern werden die ersten Planungen für die kommende Saison zeitnah vorgestellt. „Wenn wir uns retten, starten wir nicht bei Null“, hatte Trainer Karel Geraerts angekündigt. Der neue Direktor Kaderplanung, Ben Manga, dürfte sehr schnell seinen Vertrag unterschreiben. Zugänge wie Anton Donkor (Braunschweig) und Christian Conteh (Osnabrück) stehen so gut wie fest. Auch die offenen Fragen kann Schalke angehen - zum Beispiel: Wird Torwart Marius Müller der Fixpunkt oder gibt er dem Werben interessierter Klubs (zum Beispiel Wolfsburg) nach.
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Und vor allem: Bleibt Geraerts Trainer oder nicht? Stolz sei er, S04-Trainer zu sein, sagte Geraerts stets. Und immer wieder lobte er die Fans. Die fehlten am Millerntor bei dieser Rettung ohne Feier, an einem Abend, so seltsam wie die ganze Saison.
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