Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 ist in Sachen Klassenerhalt in der 2. Bundesliga auf einem guten Weg. Im Hintergrund wird die neue Saison geplant.
Es war Karel Geraerts ein dringendes Bedürfnis, am Samstagnachmittag einmal inne zu halten, den kompletten FC Schalke 04 zu beruhigen, auch wenn das nach dem wilden, spektakulären Achterbahn-3:3 (1:0) gegen den SC Paderborn schwierig war. „Blicken wir zwei Wochen zurück, auf den Tag, als wir 0:3 in Magdeburg verloren haben: Verein, Mannschaft, Trainerteam - wir alle hatten einen K. o.-Schlag bekommen“, sagte Geraerts. „Wenn uns in Magdeburg jemand gesagt hätte, dass wir aus den beiden Heimspielen gegen St. Pauli und Paderborn vier Punkte holen, hätte das sofort jeder unterschrieben.“ Und Geraerts hatte Recht - schien Schalke vor zwei Wochen der Dritten Liga näher zu sein als dem Klassenerhalt, ist die Stimmung nun so schön wie die Frühlingssonne, der Klassenerhalt nur noch wenige Punkte entfernt.
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Wie schon beim 3:1 über St. Pauli vor einer Woche präsentierte sich Schalkes Mannschaft als Einheit, führte durch Tore von Kenan Karaman (32./Handelfmeter) und Bryan Lasme (50.) mit 2:0, geriet durch Gegentore von Aaron Zehnter (60.), David Kinsombi (78./Handelfmeter) und Sebastian Klaas (86.) mit 2:3 in Rückstand, bevor Keke Topp (90.+2) vor 61.745 Zuschauern noch ausglich. „Geisteskrank, sehr geil“, sagte Sturm-Talent Topp über den Tor-Jubel, ergänzte aber: „Beide Mannschaften gehen bei diesem Spielverlauf als Verlierer vom Platz.“
Schalke: Ben Manga soll Marc Wilmots helfen
Wie Verlierer mögen sich einige Schalker direkt nach dem Abpfiff gefühlt haben - die gute Stimmung und die Tatsache, dass der Vorsprung auf den Relegationsplatz weiter bei fünf Punkten liegt, dürften die Klubführung erleichtert haben. Sportdirektor Marc Wilmots kann gemeinsam mit Geraerts die Zukunftsplanung intensivieren - und der dritte entscheidende Mann dürfte bald eingreifen. Ben Manga soll als Nachfolger des ausgeschiedenen Technischen Direktors André Hechelmann Schalkes Kader planen.
Einen Umbruch gibt es, das steht schon fest - die beiden Heimspiele nun zeigten, auf wen Geraerts aktuell und künftig setzt, und auf wen nicht. Zu seiner Achse in der kommenden Saison sollen Torwart Marius Müller, Innenverteidiger Tomas Kalas, Linksverteidiger Derry John Murkin, Defensiv-Allrounder Ron Schallenberg und Torjäger Kenan Karaman gehören. Allein Müller war sofort Publikumsliebling, die anderen vier benötigten einige Monate, um auf Schalke anzukommen, sind nun aber nicht mehr wegzudenken. „Privat bin ich von Anfang an hier angekommen. Sportlich war die Hinrunde nicht einfach für mich, die Rückrunde nun ist deutlich besser“, sagte Schallenberg. Karaman, dem sein neuntes Saisontor und seine sechste Vorlage gelungen war, ist besonders begehrt. „Ich weiß nur, dass sich Kenan hier sehr wohlfühlt. Sein Vertrag gilt bis 2025, von mir aus muss er nicht verkauft werden“, hatte Wilmots dieser Zeitung kürzlich gesagt.
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Es ist aber auch klar, auch wen Geraerts nicht mehr setzt. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison schafften es Timo Baumgartl, Dominick Drexler, Lino Tempelmann, Tobias Mohr und Ibrahima Cissé nicht einmal ins 20-Mann-Aufgebot. Was dieses Quintett vereint: Alle stehen auch in der kommenden Saison unter Vertrag, Angebote würde sich Schalke aber anhören. Neun Abgänge deuten sich definitiv an: Die Verträge von Blendi Idrizi, Danny Latza, Cedric Brunner, Thomas Ouwejan und Michael Langer enden - Verlängerung unwahrscheinlich. Top-Talent Assan Ouédraogo zieht es zu einem Top-Klub - hohe Ablöse wahrscheinlich. Die Leihverträge von Yusuf Kabadayi, Darko Churlinov und Brandon Soppy. Unklar ist, ob Simon Terodde noch ein Jahr Fußballprofi bleibt.
Schalke: 15 Spieler könnten im Sommer gehen
Bis zu 15 Spieler könnten Schalke verlassen, Wilmots und wohl auch Manga sortieren schon die Verträge, während sich Geraerts in der kommenden Woche vorrangig damit befasst, im Spiel bei Hertha BSC (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky) die miserable Auswärtsbilanz - Schalke ist Drittletzter in dieser Statistik - zu korrigieren. In der kommenden Saison soll der Blick Richtung Aufstieg gehen. In einer frühlingshaften Stimmung lässt sich das auch in einer verkorksten Saison leichter sagen.