Gelsenkirchen. . Schalke 04 muss auf sein Nachwuchstalent verzichten: Assan Ouédraogo nimmt an der U17-Weltmeisterschaft teil – aber nicht die komplette Zeit.

Es ist ja schon irre, was alles auf diesen Jungen einprasselt, der vor nicht einmal einem halben Jahr 17 Jahre alt geworden ist. Der FC Bayern zeigt Interesse an Assan Ouédraogo, auch RB Leipzig, dazu Vereine aus Italien und England. Für die U17-Weltmeisterschaft in Indonesien wurde das Top-Talent des FC Schalke 04 am Mittwoch auch noch nominiert – da drehte er gerade bei kaltem Wind auf dem Trainingsrasen am Berger Feld in Gelsenkirchen seine Laufrunden. Als wäre all das völlig normal.

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Doch nichts ist normal, wenn es bei Schalke 04 um Ouédraogo geht – und schon gar nicht im Zusammenhang mit der U17-WM. Die findet vom 10. November bis 3. Dezember statt, sollte Europameister Deutschland das Endspiel erreichen. Wochenlang lief das Gezerre – der DFB wollte einen seiner besten Spieler die ganze Zeit dabeihaben, Schalke seinen Spielmacher am liebsten gar nicht abgeben, und Ouédraogo stand zwischen allen Stühlen. Gern hätte er sich in zwei Hälften geteilt, er will ja eigentlich einfach nur spielen.

Schalke Sportdirektor Hechelmann: "Ziel war eine Lösung, die allen passt"

Eine Lösung gibt es nun, eine, die Schalkes Sportdirektor André Hechelmann mit sichtlichem Stolz der Öffentlichkeit präsentierte: „Wir haben viele Gespräche mit ihm, seinem Umfeld, seinem Management und dem DFB geführt. Unser Ziel war es, eine Lösung zu finden, zu der alle sagen: Das passt. Assan hat den Traum und Wunsch, eine WM zu spielen, weil es eine einmalige Gelegenheit ist, er möchte aber auch hier alles reinwerfen.“ Was alle Beteiligten ausgetüftelt haben, ist sehr kompliziert und lässt am besten so zusammenfassen: Die Schalker haben eine Lücke in den Fifa-Regularien entdeckt – und nutzen diese.

Schalke-Talent Assan Ouédraogo ist frustriert: S04 ging beim KSC unter.
Schalke-Talent Assan Ouédraogo ist frustriert: S04 ging beim KSC unter. © firo

Denn die offizielle Fifa-Abstellungsperiode dauert nur vom 13. bis 21. November, nicht für die komplette WM. Und nur für diese neun Tage gibt Schalke Ouédraogo definitiv frei. Der kann deshalb wohl nur die WM-Vorrundenspiele gegen Neuseeland (15. November) und Venezuela (18. November) sowie ein mögliches Achtelfinalspiel (21. November) bestreiten. Kommt Deutschland weiter, sitzt Ouédraogo schon wieder im Flieger zurück. Auch das ist keine einfache Sache. Von Deutschland bis Indonesien sind es 16 Flugstunden, die Zeitverschiebung beträgt sechs Stunden, der Temperatur-Unterschied rund 20 Grad. Einmal um die Welt in neun Tagen. Ein Schalke-Spiel würde Ouédraogo nicht verpassen – sowohl gegen Elversberg (10. November) als auch in Düsseldorf (25. November) stünde er zur Verfügung. Fünf Spiele in 15 Tagen auf zwei Kontinenten – war Ouédraogo wirklich damit einverstanden?

Ouédraogo für die gesamte U17-WM freigeben? Keine Option für Schalke

Ein Problem, das Hechelmann nicht sieht: „Wir haben das in mehreren Gesprächen erörtert. Assan ist dankbar, dass er überhaupt fliegen darf. Natürlich hätten wir uns auch komplett querstellen können. Das war aber nicht unsere Intention. Wir sind komplett d’accord mit der Situation.“ Ouédraogo ganz für die WM freizugeben stand für die Schalker aber außerhalb jeglicher Diskussion. „Die Interessen des Klubs stehen an oberster Stelle. Wir müssen schauen, dass wir jede Woche eine schlagkräftige Truppe zur Verfügung haben“, sagte Hechelmann. Und der Kader, den er zusammengestellt hat, ist nicht gut genug, um auf den 17-Jährigen verzichten zu können.

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Auch Schalke-Trainer Karel Geraerts redet mit

Die Schalker schließen aber nicht aus, Ouédraogo doch vor dem 13. November freizugeben und erst nach dem 21. November zurückzufordern. „Wir haben am Anfang Flexibilität und nach hinten auch. Wir entscheiden, wann und wie Assan zur Nationalmannschaft stößt“, so formulierte das Hechelmann.

Ein Wörtchen mitzureden hat auch Trainer Karel Geraerts. „Der Spieler hat seine Wünsche, wir haben mit ihm gesprochen. Der Klub aber auch. Deshalb ist es eine gute Einigung. Für uns ist es wichtig, die Schlüssel in der Hand zu haben“, sagte der Trainer. Erst einmal zähle für ihn aber nur das Spiel in Nürnberg am Samstag (13 Uhr/Sky).

Ist Ouédraogo fit, fährt er mit, so Geraerts. Danach fällt die erste Entscheidung. Und die Frage lautet: Elversberg oder Indonesien?

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