Essen. Schalke präsentiert sich auch unter dem neuen Trainer Karel Geraerts in einem desolaten Zustand. Die Lage wird immer bedrohlicher. Ein Kommentar.

Karel Geraerts konnte einem leidtun, wie er da an der Seitenlinie des Karlsruher Wildparkstadions stand und hilflos mitansehen musste, wie seine Mannschaft 0:3 unterging. Da dürfte dem Belgier so richtig bewusst geworden sein, worauf er sich da eingelassen hat. Erinnern wir uns doch mal zurück. Als Geraerts vor gut zwei Wochen als neuer Schalke-Trainer präsentiert wurde, berichtete er, wie er am TV ein Spiel seiner neuen Mannschaft sah: „Nach 10, 15 Minuten habe ich zu meiner Frau gesagt: Ich sehe hier großes Potenzial“.

Von diesem Schalke-Fan gab es nach dem 0:3 beim KSC eine kräftige Standpauke.
Von diesem Schalke-Fan gab es nach dem 0:3 beim KSC eine kräftige Standpauke. © firo

In Karlsruhe wusste die Mannschaft das überzeugend zu verbergen. Gegen eine ähnlich schwach in die Saison gestartete Mannschaft waren die Königsblauen eklatant unterlegen. Ja, es gibt einige Begabungen in diesem Kader, Bryan Lasme etwa ist erstaunlich schnell, aber auch erstaunlich unbeholfen im Umgang mit dem Ball. So zieht sich das durch die gesamte Mannschaft. Es fehlt Schalke nicht nur an Siegermentalität und Selbstbewusstsein, wie es der neue Trainer blitzdiagnostiziert hatte – es fehlt auch an Qualität. Zumindest an jener, die nötig wäre, um die hochgesteckten Saisonziele zu erreichen. Aufsteigen wollte man, doch dann riss der Kontakt zur Spitze immer mehr ab und inzwischen muss man sich um einen ganz anderen Punkterückstand Sorgen machen: Fünf Zähler sind es auf die Nichtabstiegsränge.

Schalke 04 spielt ohne Feuer

Schalke steckt tief im Abstiegskampf, und wenn sich nicht sehr vieles sehr schnell ändert, wird man diesen Rückstand nicht aufholen. Ja, die Gefahr ist real und sie ist groß, dass Schalke 04 in die 3. Liga absteigt. Aber ist diese Realität jedem bewusst? Zweifel dürfen erlaubt sein. Es tat fast weh, zu sehen, wie emotionslos sich die Mannschaft dieses so emotionalen, so leidenschaftlichen Klubs präsentierte, wie leb- und wehrlos sie agierte, ganz ohne Feuer. Wenn dann sogar die Ultras den Support einstellen, wenn auch noch der Zusammenhalt zwischen Kickern und Kurve verloren geht, was bleibt dann noch, was Hoffnung macht? Am Ende landet man doch wieder beim Trainer: Man kann ihm nur wünschen, dass er das von ihm gesehene Potenzial in den nächsten Wochen tatsächlich freilegen kann – sonst wird es zappenduster auf Schalke.