Gelsenkirchen. Viel dreht sich bei Schalke 04 um Assan Ouédraogo. Große Klubs zeigen Interesse, die U17-WM steht an. Was sagt S04-Sportdirektor Hechelmann?
Die Saison des FC Schalke 04 ist bisher so schwierig, dass die positivste Personalie gegenwärtig etwas untergeht: Assan Ouédraogo, 17 Jahre alt, hat sich bei den königsblauen Profis festgespielt und in Windeseile in die Notizbücher der europäischen Top-Klubs gedribbelt - dabei kannten ihn noch vor einem halben Jahr nur Experten. Der offensive Mittelfeldspieler, im Sommer U17-Europameister geworden, ist ein Lichtblick der Zweitliga-Saison. Doch wie lange bleibt er bei den Schalkern? Das ist seit Wochen und auch gegenwärtig Bestandteil vieler Diskussionen.
Was sind die Fakten?
Wenn der 1,91 Meter große Techniker am 9. Mai 2024 seinen 18. Geburtstag feiert, verwandelt sich sein Fördervertrag in einen bis 2027 gültigen Profivertrag. Abgeschlossen hatten die Schalker diesen Vertrag im November 2022, da war Ouédraogo 16 Jahre alt. "Assan bringt unheimlich viel mit, um im Profifußball erfolgreich zu sein", sagte Mathias Schober, Direktor der Knappenschmiede seinerzeit. In dieses komplizierte Vertragskonstrukt wurde allerdings eine schon im Sommer 2024 greifende Ausstiegsklausel eingearbeitet, die abhängig durch verschiedene Faktoren wie zum Beispiel die Leistungsstärke des kaufenden Vereins bis zu 20 Millionen Euro betragen kann. Offiziell haben sich die Schalker bisher nicht zu dieser Klausel geäußert, auf unsere Nachfrage wollte das Sportdirektor André Hechelmann auch am Dienstag nicht.
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Die europäischen Spitzenklubs kennen diese Klausel natürlich, und wenn ein Talent dieser Klasse für so wenig Geld zu haben ist, stehen sie Schlange - angefangen beim FC Bayern München. Sky berichtete von Überlegungen der Bayern, Ouédraogo zu verpflichten und dann auszuleihen. Zu den weiteren Interessenten zählen offenbar unter anderem RB Leipzig, Bayer Leverkusen, Brighton und Liverpool. Wie Sky berichtete, seien in dieser Woche sogar Gespräche der S04-Klubführung mit dem AC Mailand anberaumt. Das dementierte Hechelmann im Gespräch mit dieser Zeitung. Auf die Frage, ob konkrete Gespräche anberaumt seien, antwortete er: "Nein." Und gibt es aktuell Angebote? "Uns liegen derzeit keine konkreten Anfragen für Assan Ouédraogo vor."
Bei den Leipzigern kennt Sportchef Rouven Schröder die Stärken des 17-Jährigen genau. Als Ouédraogo seinen Fördervertrag 2022 unterschrieb, war Schröder aber schon nicht mehr Schalkes Sportdirektor. Rund drei Wochen zuvor war er zurückgetreten. Die Eckdaten dürfte er aber dennoch genau kennen. Ouédraogos Vater Alassane, selbst Ex-Profi, war neulich mit seinem zweiten Sohn Riyad (spielt für Schalkes U14) in Leipzig beim Champions-League-Spiel zu Gast, wurde vom ZDF im Gespräch mit Schröder gefilmt. Das heißt aber nicht, dass ein Wechsel unmittelbar bevorsteht.
Ouédraogo und die Klausel - was Schalke versucht
Sind die Schalker also komplett chancenlos? Sieht so aus. Untätig sind sie nicht, sie würden gern die Klausel abkaufen, sogar Ouédraogos Gehalt erhöhen. Dann würden sie ihn langfristig wahrscheinlich trotzdem verlieren, könnten aber eine deutlich höhere Ablösesumme verlangen. Der Spieler selbst spielt seit seinem achten Lebensjahr für die Königsblauen, ist sehr heimatverbunden, identifiziert sich sehr mit dem Klub - aber ob er sich auf so einen Deal einlässt? Davon würden wohl alle Berater abraten - denn auch damit muss er sich auseinandersetzen. Die großen Agenturen des Landes würden ihn gern unter Vertrag nehmen. Positiv scheint für die Schalker nur zu sein, dass sie im kommenden Sommer mit einer hohen Ablöse planen können, was sie bei der Planung für ein mögliches weiteres Zweitliga-Jahr nicht zwingen würde, weiteres Tafelsilber zu verkaufen und in die Situation bringen könnte, mit einer weitgehend eingespielten Mannschaft die Saison 2024/25 angehen zu können.
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Seinen Marktwert noch einmal steigern könnte Ouédraogo bei der U17-Weltmeisterschaft im November, die vom 10. November bis 2. Dezember in Indonesien (14 Flugstunden von Deutschland entfernt, Zeitverschiebung fünf Stunden) stattfindet. Ob der Schalker fliegt, ist noch offen. "Wir sind mit allen Parteien im Austausch und werden uns zu gegebener Zeit dazu äußern", sagte Hechelmann dieser Zeitung. Alle Parteien? Schalke gibt Oúedraogo ungern ab, im aus königsblauer Sicht ungünstigsten Fall des Finaleinzugs würde Ouédraogo wohl fünf Pflichtspiele verpassen. Der DFB will aber nicht auf einen seiner besten U17-Spieler verzichten. Entscheidend wird sein, was der Spieler will. Wieder so eine komplizierte Situation.
Und wie geht Ouédraogo selbst mit dem Trubel um? Ganz ruhig. Er wohnt weiter mit seiner Familie in Mülheim an der Ruhr, hält sich im gewohnten Umfeld mit seinen langjährigen Freunden auf, besucht die zwölfte Klasse der Gesamtschule Berger Feld. Normalität eben. Trotz aller Gerüchte und der millionenschweren internationalen Zukunft sei er nicht abgehoben, heißt es intern.
In Ouédraogos Kopf geht es aktuell allein um das Zweitliga-Spiel beim Karlsruher SC (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky). So einfach ist das manchmal.