Gelsenkirchen. Schalke 04 steckt in einer sportlichen Krise. Der Bundesliga-Absteiger muss zudem mit wichtigen Sponsoren verhandeln. Es gibt viel zu tun.

In besonderen Wochen schaut auch der komplette Vorstand des FC Schalke 04 bei Trainingseinheiten zu – ob nun besonders schön oder besonders kritisch. Aktuell läuft es beim in der Zweiten Liga gestrandeten Traditionsklub schlecht, und so schauten Peter Knäbel und Christina Rühl-Hamers, die beiden verbliebenen Vorstandsmitglieder, gestern zu, verschafften sich ein Bild – eine sportliche Krise, auch das noch.

Rund vier Wochen nach dem Aus des Vorstandsvorsitzenden Bernd Schröder ist kein Nachfolger in Sicht – der Aufsichtsrat um den Chef Axel Hefer sucht einen Nachfolger, ist öffentlich aber abgetaucht. Schröders Aufgaben – unter anderem Marketing und Vertrieb/Sponsoring – wurden auf Knäbel und Rühl-Hamers verteilt. Und gerade bei der Sponsorensuche gibt es viel zu tun.

Aufgeteilt ist Schalkes Sponsorenpyramide in mehrere Felder – es gibt den Trikotsponsor, den Ausrüster, den Namensgeber der Arena, dazu sieben Premiumpartner und acht Partner, die ebenfalls viel Geld geben. Aktuell ist die Brauerei Veltins sogar doppelt vertreten, als Trikotsponsor und Arena-Namensgeber. Von den 18 Verträgen enden am 30. Juni 2024 fünf – 27 Prozent.

Auf Nachfrage dieser Redaktion sprach Rühl-Hamers aber nicht von den 18 wichtigsten Partnern. „Insgesamt haben wir in der aktuellen Saison 40 Partnerschaften im Fußball und sechs im Bereich Esports. Es ist ein normaler Vorgang im Profi-Fußball, dass Verträge auslaufen.“ Zwei Verträge stechen heraus: Schalke sucht einen neuen Hauptsponsor, da Veltins nur für ein Jahr auf der Trikotbrust wirbt. Der Klub zudem das Gespräch mit dem langjährigen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Clemens Tönnies suchen. Denn auch der Premium-Vertrag mit dessen Würstchenhersteller Böklunder endet. Zuletzt hatte Tönnies ihn Anfang 2021 verlängert und in der größten Corona- und Abstiegsnot eine finanzielle Soforthilfe geleistet. Als sich Schalke im Februar 2022 von Gazprom trennte, bot Tönnies seine Hilfe an. Auf der Trikotbrust stand aber danach nicht Böklunder, sondern Vivawest.

Tönnies besucht noch viele Schalke-Spiele

Dass es Probleme geben könnte, glaubt Rühl-Hamers nicht: „Wir stehen in einem sehr guten Austausch mit unseren Partnern und sind bestrebt, diese fortzuführen und wenn möglich sogar auszubauen. Gleichzeitig sind wir selbstverständlich auf dem Markt aktiv, um neue Partnerschaften auszuloten. Ich bin zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass Tönnies nicht zu einer Verlängerung bereit ist, gilt als sehr gering.

Kennen sich gut: Schalkes Sponsoren Thomas Hagedorn (l.) und Clemens Tönnies im Juni 2023.
Kennen sich gut: Schalkes Sponsoren Thomas Hagedorn (l.) und Clemens Tönnies im Juni 2023. © imago | imago

Nach wie vor schaut er sich viele Spiele in seiner Loge an, zum Beispiel das Heimspiel gegen Kiel (0:2) am vergangenen Freitag. Einige der bestehenden Deals kamen noch zu Tönnies’ Zeiten auf dessen Vermittlung zustande. Mit Thomas Hagedorn, dem Inhaber der Unternehmensgruppe Hagedorn, versteht sich Tönnies gut. Auch Hagedorns Partnervertrag endet – in diesem Fall ist eine Verlängerung ebenfalls vorstellbar.

Wer sucht jetzt die Sponsoren für Schalke?

Kontakte zwischen Tönnies und dem Aufsichtsrat gibt es nach wie vor kaum. Axel Hefer bemüht sich seit dem ersten Tag seiner Amtszeit darum, sich von seinem prominenten Vorvorgänger abzugrenzen – verbal und auch in allen Handlungen. Doch wer sucht jetzt die Sponsoren? Nachdem dies ein Jahrzehnt lang (2011 bis 2021) Aufgabe von Alexander Jobst gewesen war und anschließend die von Bernd Schröder, ist dies nun vorrangig die Sache der Direktorenebene, erklärt Rühl-Hamers: „Die Gespräche werden federführend von unserem Direktor Vertrieb Florian Dederichs und seinem Team geführt, und wir als Vorstand unterstützen ihn im Austausch mit potenziellen wie bestehenden Partnern.“

Dederichs ist noch recht neu im Geschäft – erst seit 1. Dezember 2022 arbeitet er auf Schalke, noch nicht einmal ein Jahr lang. Geholt hatte ihn Ex-Boss Bernd Schröder.

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