Hamburg. In seinem ersten Spiel für die Schalke-Profis verschuldete Ibrahima Cissé einen Elfmeter und kassierte Gelb-Rot. Die Mannschaft will ihn aufbauen
Als die Profis von Schalke 04 am Freitagabend um 19.53 Uhr zum Warmmachen aus der Kabine kamen, blieb Ibrahima Cissé noch einen Moment am Spielfeldrand stehen. Bevor er den Rasen betrat, hielt der 22 Jahre alte Junioren-Nationalspieler Malis kurz inne und nahm sich Zeit für ein Gebet – vor seinem ersten Profi-Spiel für die Königsblauen hoffte er anscheinend auf ein wenig Beistand von oben. Doch das Glück blieb ihm während der 3:5-Niederlage beim Hamburger SV zum Auftakt der Fußball-Zweitligasaison verwehrt.
Die traurige Wahrheit ist: Viel schlechter hätte das Debüt für Cissé nicht laufen können. Nach wackliger erster Halbzeit verschuldete er nach einem plumpen Halten gegen Robert Glazel einen Strafstoß (56.), der zum 2:2 durch László Bénes führte. Für den jungen Schalker Innenverteidiger kam es wenig später sogar noch schlimmer: Er sah wegen eines weiteren Foulspiels an Levin Öztunali die Gelb-Rote-Karte (71). Platzverweis bei seinem ersten Schalke-Einsatz. Cissé konnte es nicht fassen, ging mit hängendem Kopf vom Feld.
Schalke-Profi Ibrahima Cissé hat in Hamburg "Lehrgeld bezahlt"
Spätestes nach dieser Szene wurden jedem der 57.000 Zuschauer im Volksparkstadion klar: Der Plan von Trainer Thomas Reis mit Ibrahima Cissé war gescheitert. Nach dessen guten Leistungen bei der U23-Afrika-Meisterschaft lobte Reis den Innenverteidiger in der Vorbereitung auffallend oft. Obwohl Cissé in Deutschland ohne Profi-Erfahrung ist, bot ihm der Coach die Chance, sich am ersten Spieltag zu beweisen.
Doch nach dem Schlusspfiff gab der 49 Jahre alte Fußball-Lehrer zu: „Er hat ein bisschen Lehrgeld bezahlt.“ Von Cissé fordert Reis, dass er dieses unglückliche Debüt abschütteln müsse. „Fehler passieren, daraus muss man lernen.“ Zum Alleinschuldigen für die 3:5-Niederlage in Hamburg wollte Reis den Innenverteidiger allerdings nicht machen – denn die komplette Defensive agierte auffallend schwach. Es fehlte an Ordnung, Führung und Zugriff.
Mit Blick auf den traurigen Ibrahima Cissé versprach sein Teamkollege Ron Schallenberg: „Wir werden ihn aufbauen.“ Torwart Marius Müller ergänzte: „Es liegt an der Mannschaft, ihn aufzufangen.“ Als junger Spieler Fehler zu machen, sei normal und überhaupt kein Problem. Selbstlos verweist der 30 Jahre alte Müller auf eigene Fehler in der Vergangenheit. „Als ich jung war, habe ich mir auch mal ein paar Dinger hinten reingeworfen.“
Schalke: Ibrahima Cissé fehlt gegen Kaiserslautern gesperrt
Die netten Worte der Kollegen waren am Freitagabend jedoch nur ein kleiner Trost für Ibrahima Cissé – zu groß dürfte die Enttäuschung über sein Profi-Debüt für Schalke 04 gewesen sein, auf das er über ein Jahr gewartet hat. Zu allem Überfluss musste Cissé auch noch mit rassistischen Beleidigungen in den Sozialen Medien umgehen, die - trotz der Enttäuschung einiger Fans - absolut inakzeptabel sind. In einem Statement verurteilten die Königsblauen die Beleidigungen noch in der Nacht zu Samstag.
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Ibrahima Cissé saß zu diesem Zeitpunkt schon im Mannschaftsbus. Mit schwarzer Kappe, die er tief ins Gesicht gezogen hatte, verließ er als einer der ersten Schalke-Profis um 22.55 Uhr das Volksparkstadion und setzte sich in den Bus – im Wissen, dass er seine große Chance nicht genutzt hat. Wenn Schalke am kommenden Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sport1) auf den 1. FC Kaiserslautern trifft, wird der Innenverteidiger gesperrt fehlen und andere Profis dürfen sich beweisen.