Cali. Fußballverrückt im Reihenhaus: In Cali/Kolumbien ist der Spielertunnel von Schalke 04 nachgebaut. Was der Schacht dort macht – und weitere Fotos.
Der Weg in Oscar Acostas Schlafzimmer führt durch die Katakomben der Veltins-Arena. Die Wände und Decke sind verkleidet im Stile eines Kohleschachts, der Teppichboden ist königsblau. In seiner Freizeit hat Oscar Acosta sein Haus nach und nach in ein kleines Fußballmuseum verwandelt – und dabei den Flur im ersten Stock zu einem Spielertunnel umgebaut.
„Das einzige Stadion der Welt, das einen völlig einzigartigen Tunnel hat, ist die Arena von Schalke 04. Ein symbolträchtiger Ort, der diese Bergbauregion repräsentiert“, sagt der 57-Jährige. „Das erschien mir so außergewöhnlich, dass wir ihn hier nachgebaut haben.“
Cali/Kolumbien: Fußballversessenheit im Reihenhaus
Oscar Acostas Reihenhaus am Stadtrand von Cali ist ein Symbol für die Fußballversessenheit der Kolumbianer. Das Haus ist Wohnung, Museum und Bar in einem. Im obersten Stockwerk leben er, sein Bruder Marco und seine 92-jährige Mutter Offir. Darunter dreht sich alles um Fußball: Pokale und Trikots aus aller Welt hat Acosta gesammelt und in Vitrinen ausgestellt. Im Erdgeschoss hat er die Mannschaftskabine von Manchester United nachbauen lassen. Vor einigen Jahren kam im ersten Stock der Schalker Spielertunnel hinzu.
„Unser beliebtestes Fotomotiv“, sagt der Inhaber, der im Hauptjob eigentlich als plastischer Chirurg arbeitet. In Europa sei er noch nie gewesen. Eine Reise ins echte Gelsenkirchen könne sich hier kaum jemand leisten. Rund 100 Fans aus der ganzen Stadt kommen an manchen Wochenenden zum Fußballschauen in die „La Jugada Fútbol Bar“.
Eine Vorliebe für die deutsche Fußballkultur
„Das ist natürlich kurios, hier in Cali den Nachbau eines deutschen Spielertunnels zu haben“, sagt Fußballfan Jorge López, während er auf dem königsblauen Teppich steht. Aber es sei eine Möglichkeit, ein Stück deutsche Fußballkultur auch in Kolumbien erlebbar zu machen. „Wir Kolumbianer sind verrückt“, sagt Bianka Daza. „Und einfach extrem kreativ“, ergänzt ihre Freundin Angie Rengifo.
Die Idee für den Tunnel-Nachbau sei ihm im Gespräch mit Freunden gekommen, erzählt Inhaber Oscar Acosta. Im Internet habe er dann die Schalker Katakomben entdeckt und angefangen, sich über den Verein zu informieren. Acosta kennt die Bergbaugeschichte des Ruhrgebiets. Schalke-Fan ist er nicht, doch er verehre den deutschen Fußball, sagt er: „Ich habe hier im Haus sogar die grünen Trikots der Nationalmannschaft, von denen niemand so richtig weiß, warum Deutschland in dieser Farbe aufläuft.“
Im Tunnel hat der Inhaber eine Info-Tafel über Schalke und die Veltins-Arena angebracht. In die Wände sind kleine Schaufenster eingelassen. In einem erstrahlt ein Knappen-Trikot der Saison 16/17, in einem anderen glänzt eine Replik der Bundesliga-Meisterschale. Die habe ein Mann in Florida für ihn nachgebaut, sagt Acosta. Wie viel er insgesamt für seinen privaten Spielertunnel ausgegeben hat, wisse er nicht. „Das ist mein Hobby, meine Leidenschaft.“
Leben im Fußballmuseum: Ein „Geschenk Gottes“
Für viele Menschen in Kolumbien gehört Fußball zum Alltag. Laut einer Studie im Auftrag des kolumbianischen Innenministeriums halten 94 Prozent der Kolumbianer die Sportart für wichtig. In Kolumbiens Salsa-Hauptstadt Cali spielen bei den Männern gleich zwei Vereine in der ersten Liga. Die Frauenmannschaft von América de Cali verpasste zuletzt nur knapp die Meisterschaft.
Oscar Acostas Haus hätte also das Potenzial für einen Wallfahrtsort des Fußballs, bleibt aber doch ein Geheimtipp. Nur Freunde und Bekannte von Bekannten dürfen rein, an Wochenenden kontrolliert ein Sicherheitsmann den Einlass. Oscar Acostas Mutter Offir bezeichnet es als ein „Geschenk Gottes“, in einem Fußballmuseum leben zu dürfen.
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Für sie gebe es dabei nur eine Schwierigkeit: Die 92-Jährige ist Fan von Deportivo Cali, während ihr Sohn Oscar Anhänger des Stadtrivalen América ist. „Deshalb kommen immer viele Fans von América hierher. Das ist schon in Ordnung. Aber wenn mein Klub gewinnt, kenne ich hier niemanden“, sagt sie und lacht. Fußball-Rivalität existiert nicht nur im Ruhrgebiet. Und Gleiches gilt für den Schalker Spielertunnel.