Gelsenkirchen. Marius Müller soll den Konkurrenzkampf im Schalker Tor befeuern. Schon zu Beginn der Vorbereitung kann der Neuzugang Argumente sammeln.
Während seine Teamkollegen des FC Schalke 04 seit Montag wieder Mannschaftstraining absolvieren, um sich auf die kommende Saison vorzubereiten, arbeitet Ralf Fährmann individuell an seiner Fitness. Mit einem Muskelfaserriss in der Wade fällt Schalkes Stammtorwart zum Start der Vorbereitung aus. Erst pünktlich zur Autogrammstunde tauchte der 34-Jährige am Montag im Parkstadion auf und wurde von den Fans bejubelt.
Durch seine starke Rückrunde in der zurückliegenden Abstiegssaison hat sich Fährmann noch tiefer in die Herzen der Schalke-Fans gespielt. Längst zählt er zu den Fan-Lieblingen. Honoriert wird, dass der Torwart nie aufgibt, obwohl er in seinen fast 20 Jahren bei den Gelsenkirchener schon reihenweise Rückschläge einstecken musste. Auch in der Vorsaison, als er hinter Hertha-BSC-Leihgabe Alexander Schowolow vorerst nur Nummer zwei war. Zum x-ten Mal bekam der Routinier einen anderen Keeper vor die Nase gesetzt. Doch lange bleiben sie alle nicht zwischen den Pfosten: Letztlich spiele immer wieder Fährmann.
Schalke: Auch Ersatzmann Marius Müller hat Ambitionen
Eigentlich ist Fährmann als klare Nummer eins für die kommende Spielzeit eingeplant – wäre da nicht dieser Muskelfaserriss. Die Verletzung ist sofort eine Chance für Neuzugang Marius Müller (29), der vom FC Luzern aus der Schweiz verpflichtet wurde. Müller soll „ein Herausforderer“ sein, wie Sportdirektor André Hechelmann erklärt. Und schon in den ersten beiden Testspielen beim SC Spelle-Vehaus (Samstag, 15 Uhr) und beim 1. FC Bocholt (6. Juli, 18 Uhr) wird er Bewährungschancen bekommen und etwas Druck auf Fährmann aufbauen, der erst zum Trainingslager-Start am 8. Juli zurückerwartet wird.
Doch wie gut ist Neuzugang Marius Müller? „Mit Marius bekommen wir nun jemanden dazu, der eine gute Ausstrahlung, Präsenz und Kommunikation hat“, lobte Trainer Thomas Reis den 29-Jährigen zuletzt. Müller gilt als Lautsprecher, der auf der Linie auch mal emotional wird, Kommandos gibt. Beim Schweizer Erstligisten FC Luzern war er in den vergangenen vier Spielzeiten gesetzt und hat sich zu einem Top-Keeper der Liga einwickelt.
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Klar ist deshalb: Ohne die Ambition, bald auch regelmäßig zu spielen, ist Müller nicht nach Gelsenkirchen gewechselt. Er will und soll den Konkurrenzkampf befeuern und lauert auf seine Chance. „Die Rolle des Herausforderers hat er sofort angenommen. Seine Augen haben geleuchtet“, erzählt Hechelmann. „Marius wollte hier auf Schalke spielen. Obwohl der Transfer ein bisschen länger gedauert hat, war er immer zu 100 Prozent dabei.“
Schalke-Torwart Ralf Fährmann weiß, wie schnell es gehen kann
Eine Chance für Müller könnten im Kampf um den Stammplatz im Schalker Tor mittelfristig auch Fährmanns Verletzungssorgen sein. Denn die lange Profikarriere hat Spuren an Fährmanns Körper hinterlassen, seine Verletzungshistorie ist lang. Schon in der vergangenen Saison plagte sich der 34-Jährige mehrfach mit Muskelverletzungen. Im November fiel er mit einer Zerrung zwei Wochen aus, im Saisonendspurt verpasste er fünf Spiele wegen Adduktorenbeschwerden. Jetzt der Muskelfaserriss.
Sollte Fährmann tatsächlich zum Start des Trainingslagers in Mittersill wieder fit sein, dürfte er zu Saisonbeginn Ende Juli ziemlich sicher zwischen den Pfosten stehen. Als Führungsspieler ist er fest eingeplant. Ja sogar das Kapitänsamt wird dem Torwart zugetraut. „Es kann passieren, dass ich auch mal einen Torwart nehme“, sagte Trainer Thomas Reis nach dem Trainingsauftakt.
Aber: Im Schalker Tor kann es schnell gehen – das weiß Ralf Fährmann nur zur gut. Auch 2021/22 ging er als Anführer und unumstrittener Stammtorwart in die Zweitliga-Saison. Und doch verlor er nach kleineren Wacklern nach dem siebenten Spieltag seinen Platz an den kurz zuvor verpflichteten Martin Fraisl.