Gelsenkirchen. Schalke 04 erkämpft sich mit dem 2:2 gegen Frankfurt einen Punkt, der beinahe noch mehr wert gewesen wäre. Trainer Reis bleibt zuversichtlich.

Wie angespannt die Nerven gerade bei Schalke 04 sind, war an Simon Terodde leicht abzulesen. Es war ja noch gar nicht so lange her, dass Sebastian Polter den Königsblauen durch seinen Treffer in der 85. Minute das 2:2 (1:1) gegen Eintracht Frankfurt beschert hatte, das einen wichtigen Punkt im Kampf um den Klassenerhalt bedeutet. Nun standen die Schalker also vor ihren Fans in der Nordkurve, holten sich Zuspruch für das Saisonfinale in einer Woche in Leipzig ab, und Terodde stand noch immer unter Strom. Es war ja auch das letzte Mal (ein mögliches Relegationsspiel in Gelsenkirchen noch außer Acht gelassen), dass sich der 35-Jährige von den Königsblauen aus dem Stadion heraus verabschieden konnte, sein am Saisonende auslaufender Vertrag wird nicht verlängert. Wie sehr ihm Schalke 04 ans Herz gewachsen ist in den zwei Jahren, war aber leicht zu erkennen.

Zoff zwischen Schalkern und Frankfurtern auf dem Platz, Prügel auf den Rängen

Es war schofelig von den Frankfurter Ersatzspielern, dass sie beim Auslaufen bis an die Kante des Schalker Strafraums heranliefen. Die Fans fühlten sich dadurch provoziert, und Terodde geigte anschließend den Eintrachtlern sehr deutlich seine Meinung. Es gab eine Rudelbildung, die anders als auf den Rängen, wo sich Fans beider Lager kloppten, ohne körperliche Auseinandersetzungen auskam.

Schalke-Torschütze Sebastian Polter (Mitte) feiert mit seinen Kollegen Moritz Jenz (links) und Alex Kral das 2:2 gegen Frankfurt.
Schalke-Torschütze Sebastian Polter (Mitte) feiert mit seinen Kollegen Moritz Jenz (links) und Alex Kral das 2:2 gegen Frankfurt. © dpa

Aber Hoffen, Bangen, Zittern – all das beschäftigt Schalke 04 auch noch die nächsten Tage und ist keine leichte Situation. Vor dem Spiel des VfB Stuttgart heute (15.30 Uhr/DAZN) beim FSV Mainz 05 liegt Schalke (31 Punkte) auf dem Relegationsplatz zwei Zähler vor den Schwaben und einen Zähler hinter dem VfL Bochum, der mit dem Lastminute-Ausgleich Hertha BSC in die Zweite Liga geschickt hatte. Sicherer Klassenerhalt, eine Extrarunde gegen den Zweitliga-Dritten oder gar erneuter Abstieg – darüber entscheiden die letzten 90 Saisonminuten am nächsten Wochenende.

Schalke: Asamoah glaubt an Sieg bei RB Leipzig

Die Mannschaft „war ein bisschen niedergeschlagen“, sagte Trainer Thomas Reis nach 90 intensiven Minuten gegen Frankfurt, die von der frühen Führung durch Simon Terodde nach 48 Sekunden, den Gegentreffern durch Daichi Kamada (21.) und Lucas Tuta (59.) sowie der Erlösung durch den eingewechselten Polter geprägt waren. „Aber das ist normal, wenn du dir im letzten Heimspiel vornimmst, eine gute Ausgangsposition zu verschaffen.“ Mit einem Sieg wären die Schalker an Bochum vorbeigezogen und hätten den VfL, der es am letzten Spieltag mit Bayer Leverkusen zu tun bekommen, enorm unter Druck gesetzt. So muss das Reis-Team in Leipzig, das am 3. Juni noch gegen Eintracht Frankfurt im Finale des DFB-Pokals steht, Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sich der Gefahr durch Bochum und Stuttgart zu entziehen. „Es geht weiter“, sagte daher Gerald Asamoah, Schalkes Lizenzspielerchef, „und wir werden alles tun, um dort zu gewinnen.“

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Thomas Reis räumt seinen Spielern ein, nach der Punkteteilung gegen die Hessen enttäuscht zu sein. „Aber nur heute“, sagte er. Ab nun beginnt auf Schalke die Vorbereitung für den Showdown. „Dann schauen wir in Leipzig, was der Punkt wert ist“, so der Trainer. Wie genau die nächsten Tage aussehen sollen, konnte Reis nach Spielende am Samstag noch nicht sagen. Aber ganz grundsätzlich zweifelte er keineswegs an der Vorgehensweise der vergangenen Wochen: „Ich bin davon überzeugt, dass es die besten Maßnahmen waren. Schließlich haben wir uns so in die Situation gebracht, dass wir jetzt überhaupt ein Endspiel haben.“

Terodde und Jenz fehlen Schalke im Saisonfinale gesperrt

Es wird ein Herzschlagfinale, bei dem die Schalker schon jetzt wissen, dass sie geschwächt in diese Partie gehen müssen. Denn sowohl Simon Terodde als auch Moritz Jenz kassierten gegen die Eintracht ihre jeweils fünfte Gelbe Karte und sind damit am 34. Spieltag gesperrt. Terodde holte sich die Verwarnung mit Anlauf ab, rannte nach einem Schalker Foul im Mittelkreis zu Schiedsrichter Daniel Schlager und meckerte; Moritz Jenz hatte einen Zweikampf mit Randal Kolo Muani gewonnen und sich dennoch mit Frankfurts Topstürmer ein Wortgefecht geliefert. Unnütz kann man sagen – richtig dumm wäre aber auch eine korrekte Bewertung.

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Zumal sich Jenz bei seiner Rückkehr in die Startelf als Stabilisator der Schalker Hintermannschaft erwies und Terodde seine Kopfballstärke gleich in der ersten Minute ausnutzen konnte. Den von Rodrigo Zalazar getretenen Freistoß von links köpfte der Stürmer zum 1:0 ein. Alles lief nach Plan, bis Schlager ein folgenschwerer Fehler unterlief: Frankfurts Christopher Lenz hatte den starken S04-Rechtsverteidiger bei einem Vorstoß klar gefoult. Es gab aber keinen Pfiff, und den Gegenzug vollendete Daichi Kamada aus 22 Metern – mit einem allerdings sehr, sehr haltbaren Flachschuss, der Alexander Schwolow unter dem Körper durchrutschte.

Mit dem Verweis auf eine „Fehlerkette“ vermied es Thomas Reis, seinem Torhüter einen deutlichen Vorwurf zu machen. „Wenn die Situation an unserem Sechzehner stattgefunden hätte, hätte der Schiedsrichter eine andere Entscheidung getroffen.“ Schlager sah sich die Bilder noch mal an, empfand es aber nicht als nötig, das 1:1 zurückzunehmen. Immerhin ließ Sebastian Polter die Schalker Arena nach dem Rückstand noch mit dem 2:2 beinahe explodieren.