Drittes Spiel 2024, drittes vermeidbares Gegentor: Die Diskussionen um den Spielaufbau sind nach dem 1:2 in Münster zurück bei Rot-Weiss Essen.

Das Spiel geordnet aufbauen oder den Ball unter Druck auch mal wegschlagen? Es ist eine Frage, die man sich bei Rot-Weiss Essen gar nicht erst stellt. Ruhig spielen, kurze Pässe, bloß kein Langholz. Christoph Dabrowski will eine kontrollierte Spieleröffnung sehen, die elf Akteure auf dem Rasen stehen voll dahinter. Doch die Diskussion um die riskante Taktik, die eigentlich schon für beendet erklärt wurde, ist zurück.

Drei Spiele im Jahr 2024, drei vermeidbare Tore: Erzgebirge Aue erzielte den späten Siegtreffer, nachdem Vinko Sapina durch Musti Kouroumas Zuspiel arg in Bedrängnis gebracht wurde. Viktoria Kölns zwischenzeitlicher Anschlusstreffer machte die Partie noch einmal spannend, Eric Voufacks Pass auf Jakob Golz geriet zu kurz.

Und an diesem Sonntag glückte Preußen Münster der Siegtreffer im Westschlager, als Golz den Ball aus dem eigenen Strafraum zu Felix Götze schlenzen wollte - doch das Zuspiel kam nicht an. Die Preußen schalteten schnell um und es stand 2:1.

Rot-Weiss Essens Torwart Golz ärgert sich über das 1:2

Jakob Golz, dem ruhigen Hamburger im Essener Tor, war der Frust anzumerken, als er nach dem Schlusspfiff über diese Szene sprach. „Ich will einen Pass in den Raum vor Götze spielen, der Raum war eigentlich relativ groß“, sagte der 25-Jährige. „Der Pass war dann leider zu kurz. Das passiert, aber klar, das darf nicht passieren.“

Gerrit Wegkamp erahnte die Situation in der 80. Minute, der Ball kam zu Rico Preissinger, der wiederum zu Wegkamp lupfte. Der Dropkick des Münsteraners schlug im kurzen Eck ein. Das Gegentor wurmte Golz tierisch. „Ich ärgere mich mehr über den Schuss als über den Pass“, sagte er. „Bei solch einem Schuss in die kurze Ecke habe ich schon den Anspruch, dass ich ihn halten muss.“

Münster gegen RWE: Alles zum Spiel

Nun, Golz hat RWE schon viele Punkte gesichert. Es ist aber nicht das erste Mal in der laufenden Spielzeit, dass ein individueller Fehler eines Esseners zu einer Niederlage führt. Beim Drittliga-Eröffnungsspiel in Halle unterlief Thomas Eisfeld im eigenen Sechszehner ein echter Bock. Er verlor den Ball, der HFC traf. Auch beim DFB-Pokalspiel gegen den HSV ging der Spielaufbau in der eigenen Hälfte schief und RWE schied aus.

RWE liebt das Risiko

Dabrowski und seine Spieler kümmerte das herzlich wenig, sie machten einfach weiter und belohnten sich. Im Herbst, als RWE durch die Liga schwebte, schwärmten die Fans von der Spielfreude und den schönen Kombinationen. Es ist und bleibt eben ein Risiko, sich hinten heraus zu kombinieren. Und wenn es gut läuft, schnalzen sie mit der Zunge.

Das sieht auch Golz so. „Man muss abwägen. Bisher haben wir es gut gemacht. Jetzt wurden wir zwei-, dreimal bestraft. Es ist ein Lernprozess. Wenn wir das hinbekommen, werden wir auch wieder Spiele erfolgreich gestalten“, glaubt er. Und seine Mannschaft hat tatsächlich schon häufiger bewiesen, dass sie nach Rückschlägen wieder aufsteht - gerade zu Hause.

Ein Fan der Risiko-Variante: Christoph Dabrowski, Trainer von Rot-Weiss Essen.
Ein Fan der Risiko-Variante: Christoph Dabrowski, Trainer von Rot-Weiss Essen. © firo Sportphoto | Jan Fromme

Tabellenführer sind die Rot-Weissen in der Drittliga-Heimtabelle. 26 Punkte aus zwölf Spielen, nur zwei Niederlagen - das Stadion an der Hafenstraße ist in dieser Saison tatsächlich, das wird in jedem Sommer als Ziel ausgerufen, eine Festung. Auswärts sieht es anders aus. Hier steht Essen auf Platz zwölf. Das ist zwar nicht schlecht, insgesamt aber zu wenig, will RWE bis zum Saisonende um Platz drei mitspielen.

Woran liegt das? Es sei nicht einfach, darauf eine Antwort zu finden, meinte Golz: „Wenn man beantworten könnte, warum wir zu Hause besser sind als auswärts, dann würden wir jedes Auswärtsspiel gewinnen.“ Drei der nächsten fünf Drittliga-Spiele finden in der Fremde statt, noch schwere dazu: Regensburg, München, Dresden. Die Zeit drängt, eine Antwort zu finden.

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