Ingolstadt. Die Pleite von Rot-Weiss Essen war ärgerlich. Doch der Umgang damit zeigt: Das Selbstverständnis an der Hafenstraße ist gestiegen.

Rot-Weiss Essen verliert, das kennt man ja gar nicht mehr. Die Siegesserie endet nach fünf Drittliga-Dreiern beim FC Ingolstadt. Nach der 1:2-Niederlage konnte es nur heißen: Schnell nach Hause! Das war ein gebrauchter Tag für RWE. Rund 400 Fans, darunter die Ultras, kamen zu spät im Stadion an, die Mannschaft irgendwie auch.

Nach zwei Fehlern und 21 Minuten stand es 0:2 – bitter und vermeidbar. Rot-Weiss kam zurück durch Cedric Harenbrocks Anschlusstreffer (30.) und hatte anschließend mehr vom Spiel. Nun, wenn man das Spiel nennen konnte. Die zweite Hälfte war doch arg zäh. Zeitspiel, Schinderei, Provokationen von der einen Seite, da war es kaum möglich, vernünftig in den Flow zu kommen. Die Hausherren wollten das offenbar aber auch gar nicht. So blieb es beim 1:2, da war viel mehr drin!

RWE: Die Dritte Liga ist eine Fehlerliga

RWE muss ein Learning mitnehmen in das Heimspiel gegen den SV Sandhausen am kommenden Samstag, einen Punkt wieder verinnerlichen: Die Dritte Liga ist eine Fehlerliga, du musst von Sekunde eins bis zur letzten konzentriert bleiben. Hellwach sein. Sonst geht in dieser Liga nichts.

Was richtig bitter ist: Felix Götze sah seine fünfte Gelbe Karte. Und kurz vor Schluss seine zweite, Gelb-Rot. Bedeutet: Er fehlt nicht nur gesperrt gegen Sandhausen, zusätzlich wird sein Karten-Konto auf vier Gelbe zurückgestuft. Das geben die DFB-Regeln vor. Ein Bärendienst für seine Mannschaft. Wenn es etwas gibt, woran der starke Götze arbeiten muss, ist es das hier: Er muss sein Temperament zügeln.

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Womöglich aber war Ingolstadt der perfekte Gegner vor dem SVS: Der Absteiger will, wie auch der FCI, zurück in die Zweite Bundesliga. Beide haben große Namen im Kader, haben viel Kohle im Hintergrund. Die „Schanzer“ hat Audi mit ordentlich PS ausgestattet, bei Sandhausen ist Präsident Jürgen Machmeier der starke Mann. Beide stehen in der Tabelle aber hinter Rot-Weiss Essen.

RWE: gestiegenes Selbstverständnis

Man kann sich schon fragen, was beide Vereine in der zweiten Liga wollen – groß scheint der Zuspruch, die Verankerung in der Region nicht zu sein. Das wurde zumindest in Ingolstadt deutlich: Audi hatte Freikarten organisiert, der Klub freute sich arg dolle über die Kulisse. 10.610 Zuschauerinnen und Zuschauer waren vor Ort, so viele kommen selten in den Audi-Sportpark. Die Beschenkten jubelten nach den 90 Minuten.

Dass sich die Ingolstädter derart über den Heimsieg gegen Essen freuen, kann man aber auch als verstecktes Lob für den rot-weissen Gast verstehen. Der ist übrigens noch absolut im Soll und bleibt nach diesem Spieltag Vierter. Dass sich RWE wiederum derart über die Niederlage ärgert, eben weil sie aus eigenen Fehlern resultierte, ist ein Zeichen fürs gestiegene Selbstverständnis.