Duisburg. Der neue Trainer des MSV beteiligt sich zum Amtsantritt an einem Spaß. Der Job in Duisburg ist für ihn eine Herzensangelegenheit.
In einem früheren Gespräch mit dieser Redaktion hat Dietmar Hirsch einmal gesagt, dass er notfalls mit dem Fahrrad aus seinem Wohnort Rheinberg anreisen würde, wenn er beim MSV Duisburg arbeiten dürfe. Der MSV veröffentlichte am Freitag im Zuge der Bekanntgabe, dass Hirsch nun tatsächlich Trainer beim Fußball-Regionalligisten wird, ein Kurzvideo, das den 52-Jährigen zeigt, wie er auf dem Drahtesel vor der Arena vorfährt. MSV-Geschäftsführer Michael Preetz kommt vor die Türe und fragt: „Was machst du denn hier?“ Hirsch antwortet: „Ich verstehe die Frage nicht. Ich bin dabei.“
Nun also doch Dietmar Hirsch. Er ist dabei. Sein Name machte in Duisburg schon vor mehreren Wochen die Runde, nachdem sich der MSV von Trainer Boris Schommers getrennt hatte und dadurch klar geworden war, dass die Meidericher mit einem neuen Mann den Neuaufbau in der Regionalliga in Angriff nehmen würden. Sogar BundestagspräsidentinBärbel Bas hatte in einem Fernseh-Interview mit Magenta die Verpflichtung von Hirsch gefordert. Aber wie alle Beteiligten am Freitag versicherten, soll die Sache erst in den letzten Tagen konkret geworden sein. Vor der Unterschrift in Duisburg waren ohnehin noch Formalitäten zu erledigen. Hirschs Vertrag beim Regionalliga-Vizemeister 1. FC Bocholt hatte sich im Zuge des Klassenerhalts automatisch verlängert. Bevor Hirsch ins Auto (und nicht aufs Fahrrad) stieg, um nach Duisburg zu fahren, löste er den Kontrakt bei den „Schwatten“ auf.
Eine Formsache war das natürlich nicht, aber es war auch keine unüberwindbare Hürde. „Ich befand mich mit unserem Sportlichen Leiter Christopher Schorch im Austausch. Es war klar, dass Duisburg eine ganz besondere Geschichte wäre“, so Hirsch über die Gespräche mit seinem Chef, der früher auch für die Zebras gespielt hat. Dem Vernehmen nach ging der Wechsel ohne Ablösesumme über die Bühne. Michael Preetz sagt in der offiziellen Pressemitteilung des MSV: „Ein Dankeschön geht an den 1. FC Bocholt, der Dietmars und unserem Wunsch unkompliziert nachgekommen ist.“ Mit den Bocholtern hatte Hirsch als Aufsteiger immerhin eine atemberaubende Spielzeit hingelegt.
Dietmar Hirsch, der als Spieler insgesamt sieben Jahre für die Zebras in der 1. und 2. Bundesliga aktiv war, betrachtet das Engagement beim MSV als Herzensangelegenheit. „Das ist mein Verein“, sagt der gebürtige Viersener, der schnell dazu beitragen will, die Enttäuschungen, die mit dem Abstieg aus der 3. Liga verbunden sind, abhaken zu können. „Ich will die Positivität reinbringen und eine Aufbruchstimmung erzeugen“, so Hirsch im Gespräch mit der Redaktion.
Über die Dauer des Vertrages machte der MSV keine Angaben. Dietmar Hirsch kommt nicht alleine, sondern bringt aus Bocholt seinen Co-Trainer Marvin Höner mit. Weitere Details im Trainerteam sollen in den nächsten Tagen geklärt werden. Hirsch kann sich sehr gut vorstellen, dass Sven Beuckert auch in Zukunft als Torwarttrainer tätig sein wird. Aus dem alten Team ist ansonsten noch Athletikcoach Ruben Solis verblieben.
Nach der Trainerverpflichtung wird nun die Zusammenstellung der künftigen Mannschaft im Fokus stehen. Kaderplaner Chris Schmoldt und Michael Preetz haben schon viele Personalien angestoßen, bei der Finalisierung kommt es nun auch auf den Coach an. Hirsch bringt naturgemäß ein eigenes Netzwerk mit ein. Zu möglichen Vertragsverlängerungen mit Spielern aus dem Abstiegskader wollte sich der neue Coach nicht äußern. Chris Schmoldt erklärte zudem, dass noch nicht alle nach der 0:4-Niederlage in Dresden angekündigten Einzelgespräche abgeschlossen seien. Was aber außer Frage steht: Es werden nur wenige Spieler eine Perspektive haben, sich am Neuaufbau in der Regionalliga zu beteiligen.
Die Regionalliga-Saison wird am 26. Juli beginnen. Um den 17. Juni herum will Dietmar Hirsch mit seinem Team in die Vorbereitung starten. Hier sind noch Details zu klären. Dies gilt auch für ein mögliches Trainingslager in Österreich.
Hirsch drückt dem früheren Duisburger Trainer Funkel die Daumen
Am Samstag wird Dietmar Hirsch das DFB-Pokalfinale zwischen Bayer Leverkusen und den 1. FC Kaiserslautern im Fernsehen schauen. Unter FCK-Trainer Friedhelm Funkel stand Hirsch 1998 selbst im Finale gegen Bayern München, das die Zebras damals mit 1:2 verloren. „Da schließt sich nun ein Kreis“, sagt Hirsch mit einem Schmunzeln. Er wird natürlich seinem Ex-Trainer Funkel die Daumen drücken, ordnet die Sache aber sportlich realistisch ein: „Natürlich ist Kaiserslautern der Underdog.“