Duisburg. Die Partie zwischen dem MSV Duisburg und Aue (2:2) war nach einem Platzsturm für 67 Minuten unterbrochen. Der Klub kündigt Konsequenzen an.
Das war der geflügelte Begriff der letzten Wochen: „Die Schande von Duisburg“. Das entsprechende Transparent hing auch am Zaun, als am Sonntag an der Wedau die Dämme brachen. Die unterirdischen Leistungen der längst abgestiegenen Drittliga-Fußballer des MSV Duisburg relativierten sich um 15.11 Uhr, als Ultras den Zaun der Fantribüne durchstießen, um den Platz zu stürmen. Die Ordner waren zu diesem Zeitpunkt schon aufmarschiert, um für mögliche Tumulte nach dem Abpfiff der Partie gegen den FC Erzgebirge Aue präsent zu sein. Die Polizei kam hinzu, setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Der MSV berichtete hinterher von neun Verletzten. Die Partie war für 67 Minuten unterbrochen. Das 2:2 (0:1) im vorerst letzten Drittliga-Heimspiel der Zebras spielte keine Rolle mehr. Die „wahre Schande von Duisburg“ überschattete alles.
MSV-Präsident Ingo Wald rang nach der Partie nach Worten. „Die Ausschreitungen waren nicht gut, für den Verein nicht und für die Stadt nicht“, so der 66-Jährige gegenüber der Redaktion. Wald war auf Proteste und Plakate eingestellt, mit dieser Wucht hatte er aber nicht gerechnet. „Die Gewalt gehört nicht auf den Platz“, so der MSV-Boss. Am frühen Abend erklärte der Verein, dass er „gemeinsam mit Polizei und Ordnungskräften den Nachmittag analysieren und gegen möglicherweise zu identifizierende Verursacher mit aller Deutlichkeit vorgehen“ werde. Erst in dieser Woche hatte der MSV einen Bußgeldbescheid in Höhe von fast 30.000 Euro vom DFB für Vergehen der Fans erhalten.
Die Partie war für 67 Minuten unterbrochen, ehe Schiedsrichter Assad Nouhoum in der 83. Minute zu vorgerückter Stunde noch einmal anpfiff. Auch ein Spielabbruch stand zur Diskussion, weil sich die Situation zunächst nicht zu beruhigen schien. Rauchkörper explodierten, Polizei und Ordnungskräfte verhinderten aber einen richtigen Platzsturm. Zwischenzeitlich ging MSV-Trainer Uwe Schubert ins Krisengebiet, um die Ultras zur Besonnenheit zu ermahnen. „Ich bin einfach dahin gegangen, um das Spiel zu Ende zu bringen“, sagte Schubert später. Der Coach hatte im Vorfeld der Partie deutlich gemacht, dass seine Spieler Kritik aushalten müssten. An so eine Eskalation hatte er dabei aber nicht gedacht: „Gewalt gehört nicht zum Sport.“ Es ging dann doch weiter. Die Ultras hatten das Stadion zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen.
MSV Duisburg steht nun in einem schlechten Licht
Schubert weiß, dass der MSV nun bundesweit in einem schlechten Licht steht. „Das hat der Verein nicht verdient“, so der 64-Jährige am Sonntag. Der Interimscoach hatte sich darum bemüht, dass seine Mannschaft doch noch irgendwie einen Abschied mit Anstand vor den eigenen Zuschauern hinbekommen würde. Mit der Leistung beim 2:2 konnte er leben, er sprach gar von einer „Reaktion“ seines Teams.
Aber: Die Mannschaft hatte ihren Kredit bei den Fans in den letzten Wochen komplett verspielt. Selbst bei den Treffern von Alexander Esswein zum 1:1 (57.) und von Ahmet Engin per Foulelfmeter zum 2:2 (62.) mussten die Duisburger Spieler Pfiffe ertragen. „Absteiger“ hallte es immer wieder durch die Arena. Stadionsprecher Stefan Leiwen hatte vor der Partie davon abgesehen, die Aufstellung zu verlesen. Die Startelf war nur an der Anzeigetafel zu lesen. Die Fans pfiffen – auch, als die Mannschaft den Platz betrat. Die MSV-Hymne ertönte dabei – allerdings nur leise und gedämpft.