Duisburg. Der Abstieg des MSV in die Regionalliga kann schon bald besiegelt sein. Der Verein kämpft um Partner für den Neubeginn in der Regionalliga.
Die tiefen Basstöne hallten am Freitag durch die Arena, auf der Business-Etage drehte sich die Disco-Kugel und verbreitete buntes Licht. Auf der Titanic spielte einst eine gediegene Kapelle, um die Passagiere im Zuge des Untergangs zu beruhigen. In Duisburg wollten Geschäftsführer Michael Preetz und Marketing-Chef Christian Koke mit der VIP-Party im Kreise der Geldgeber Zeichen setzen. Der Abstieg der Drittliga-Fußballer ist nach dem 1:1 gegen den SV Waldhof Mannheim kaum noch zu verhindern. Preetz und Koke haben den Neuaufbau längst eingeleitet. Da gilt es, die Partner an Bord zu halten.
Gegen 1.15 Uhr am frühen Samstagmorgen verließen die letzten Gäste die Schauinslandreisen-Arena. Michael Preetz und Christian Koke hatten schon vor dem Anpfiff des Spiels gegen Mannheim bekannt gegeben, dass der Zapfenstreich diesmal später erfolgen würde. Die Sponsoren hätten indes lieber auf einen Sieg und eine neue Rest-Hoffnung auf den Klassenerhalt angestoßen. Der realistische Blick auf die Dinge zeigt seit Freitag nun noch deutlicher: Der MSV Duisburg muss jetzt die Grundlagen schaffen, um in der kommenden Saison in der Regionalliga angreifen zu können. Der Zuspruch der Sponsoren und die Besucherzahl – 16.009 Zuschauerinnen und Zuschauer sorgten für eine Zweitliga-Kulisse – machten deutlich, dass der MSV mit Potenzial den Gang in die Viertklassigkeit antreten würde.
MSV Duisburg: Schommers gibt noch nicht auf
Auch Trainer Boris Schommers dürfte längst wissen, was die Stunde geschlagen hat. Der 45-Jährige geht indes seinem Job nach. Und dazu gehört, solange die rechnerische Chance noch da ist, den Anzug für die Beerdigung noch nicht bügeln zu lassen. Der Coach sagte nach der Partie: „Dieses Spiel gibt mir noch Hoffnung, es sind noch 15 Punkte zu holen.“ Auch beim Spiel gegen den SV Waldhof lieferten die Zebras eine Leistung ab, mit der alle Beteiligten hätten leben können, wenn denn die Situation im Abstiegskampf nicht so dramatisch wäre. Im September wären die Fans mit viel Vorfreude auf das nächste Heimspiel nach Hause gegangen.
Das MSV-Schiff ist allerdings längst mit dem Eisberg auf rauer See kollidiert. Schommers sucht auf der Kommandobrücke verzweifelt nach letzten Rettungsmöglichkeiten. Für das Spiel bei Rot-Weiss Essen hatte er die Taktik verändert: Mit einer offensiven Dreierkette im Mittelfeld wollten die Zebras den Gegner überraschen und auffressen. Gegen den Waldhof stellte Schommers erneut um und schickte sein Team in einer 4-2-1-3-Formation ohne Stürmer Daniel Ginczek ins Rennen. Gästetrainer Marco Antwerpen gab hinterher zu, dass er den MSV so nicht erwartet hatte. Antwerpen fand in der Halbzeitpause mit eigenen Umstellungen ein Gegenmittel. Überdies musste der MSV seiner intensiven und aggressiven Spielweise Tribut zollen. Mit zunehmender Spielzeit schienen die Kurpfälzer über die größeren Kraftreserven zu verfügen.
Der MSV verlor so seine spielerische Linie. „Wir haben in der zweiten Halbzeit weniger Fußball gespielt“, gab Kolja Pusch nach der Partie zu. Der 31-Jährige durfte sich nicht nur über einen Startelfeinsatz freuen, sondern auch über den Assist beim Freistoß, auf den das Eigentor von Terrence Boyd zur Duisburger Führung folgte. Auch die Spieler wollen das letzte verbliebene Fünkchen Hoffnung noch nicht zertreten. Thomas Pledl stellte klar, dass es „an ein Wunder grenzen würde, wenn wir uns noch retten.“ Der Offensivmann will aber nicht ausschließen, dass er mit seinen Kollegen noch vier oder fünf Siege holen kann.
MSV-Routinier Marvin Bakalorz immer noch nicht fit
Der zuletzt erkrankte Routinier Marvin Bakalorz, dem Boris Schommers vor der Partie noch einen Kaderplatz in Aussicht gestellt hatte, muss auf seinen ersten Einsatz nach dem Jahreswechsel weiter warten. Schommers erklärte, dass er den 34-Jährigen gerne dabei gehabt hätte, aber seine Fitness hätte maximal für 45 Minuten gereicht: „Ich nehme keinen Spieler mit, der nicht 100-prozentig so fit ist, dass er mehr als 45 Minuten spielen kann.“