Duisburg. Ein Punkt aus dem Auswärtsspiel beim SSV Ulm ist wichtig für den MSV Duisburg, doch viele Dinge müssen viel besser werden. Fünf Erkenntnisse.

Der Fußball-Drittligist MSV Duisburg darf das 2:2 (0:1) vor 3777 Zuschauern in Aalen gegen den SSV Ulm 1846 durchaus als Lektion verstehen. Erste Einsicht: Selbst in aussichtsloser Lage geht noch was. 80 Minuten lang sahen die Zebras beim Tabellendritten aus wie ein williges Opfer. Dann rettete sich die Elf von Trainer Boris Schommers durch ein Glückstor von Tim Köther (82.) und dem 2:2 von Robin Müller in der zweiten Minute der Nachspielzeit unverhofft in ein Unentschieden.

Zweitens: Wer zu spät kommt, muss sehen, was übrig bleibt. Der eine Punkt war gut für die Moral. „Wer gezweifelt hat, dass die Mannschaft lebt und dass wir daran glauben, hat gesehen, dass wir das tun“, sagte Schommers über den Wert des Unentschiedens. In der Tabelle konnten die Zebras den Abstand zum rettenden 16. Tabellenplatz aber lediglich um einen Zähler auf sieben verkürzen. Es war eben der einzige Punkt, den sich die Elf seit dem Jahreswechsel sicherte. Der MSV hätte seinen ersten Auswärtssieg in dieser Saison gebraucht.

MSV Duisburg: Schweres Spiel gegen Regensburg steht an

Dafür reichte die Zeit – trotz hoher Überlegenheit in der Schlussphase – nicht mehr. Auf der weiteren Wegstrecke von 15 Spielen muss der Spielverein nicht nur als moralischer, sondern als echter Gewinner vom Platz gehen. Das wird schwer genug: Der nächste Gegner ist in der Tat einer der schwersten. Am kommenden Sonntag um 19.30 Uhr schaut Aufstiegskandidat Jahn Regensburg in der Schauinsland-Reisen-Arena vorbei.

Als das 2:0 für Ulm fiel, sah es nach der nächsten MSV-Pleite aus.
Als das 2:0 für Ulm fiel, sah es nach der nächsten MSV-Pleite aus. © Marcel Engelbrecht/firo Sportphoto | Marcel Engelbrecht

Drittens: Glück hat nur der Tüchtige. Erst als die Meidericher nach fünf Auswechslungen der Mut der Verzweiflung packte, ging wirklich was. Bezeichnend: Der Nachwuchsmann Kaan Inanoglu, der für den erneut wirkungslosen Daniel Gincezk ins Team kam, prüfte als Erster SSV-Torhüter Christian Ortag. Da waren bereits 78 Minuten rum. Inanoglus Schuss wirkte trotzdem wie das Halali zur Aufholjagd. Da lachte Frau Fortuna gnädig und erlaubte einer verunglückten Flanke von Tim Köther, durch die Beine des Torhüters zum 1:2 über die Linie zu hoppeln.

Wir hatten in der Vergangenheit auch so viel Pech.
Boris Schommers - MSV-Trainer, klagt sein Leid.

Schommers nannte den Treffer „extrem glücklich“, verwies aber auf ausgleichende Gerechtigkeit: „Wir hatten in der Vergangenheit auch so viel Pech.“ Warum nur? Vielleicht auch deshalb, weil die Mannschaft auch in Aalen über mehr als 60 Minuten das Glück nicht zwingen wollte oder konnte. Der MSV spielte beim Tabellendritten lange wie ein Absteiger. Dem 0:1 durch Tom Gaal (24.) nach einer Ecke folgte der zweite Treffer durch den gerade eingewechselten Thomas Kastanaras (61.). Hätte Vincent Müller nicht bravourös gegen Dennis Cessa gehalten, wäre in der 63. Minute die Messe bereits gelesen gewesen.

MSV Duisburg: Daniel Ginczek bisher enttäuschend

Viertens: Die Winter-Neuzugänge Ahmet Engin und Daniel Ginczek werden die Zebras nicht retten. Der Ruck ging erst durchs Team, als beide nach 67 Minuten den Platz verlassen hatten. Der Stürmer Ginczek traf bislang nie das Tor und hatte in seiner Zeit als MSV-Spitze lediglich eine gute Chance. Das war im Spiel gegen Halle, als er das gut mögliche 3:1 nicht machte. Ahmet Engin schoss zwei Tore gegen die Hallenser. Dennoch verlor der MSV. Engin unterlief in Aalen gegen Ulm einen hohen Ball vor dem 0:1. Ginczek war nicht bei seinem Gegenspieler, der locker zur Führung für die Hausherren einschob. Die eine Kastanie holten die Einwechselspieler Kaan Inanoglu, Jonas Michelbrink, Alaa Bakir, Robin Müller und mit Abstrichen auch Alexander Esswein aus dem Feuer.

Es ist eine große Herausforderung in dieser Situation noch Spieler zu finden, die der Mannschaft auch weiterhelfen.
Michael Preetz - Geschäftsführer des MSV Duisburg

Da wundert es nicht, dass Magenta-TV vor der Partie beim SSV Ulm 1846 den neuen Geschäftsführer der Zebras, Michael Preetz, nach weiteren Neuzugängen fragte. Preetz antwortete gemäßigt optimistisch: „Es ist eine große Herausforderung in dieser Situation noch Spieler zu finden, die der Mannschaft auch weiterhelfen. Wir hoffen, in der nächsten Woche was umsetzen zu können.“

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Fünftens: Coach Schommers sagt die richtigen Dinge. Seine Mannschaft hört aber offenbar nicht gut zu. Der Trainer hatte gefordert: „Wir müssen leidenschaftlich, kompakt und aggressiv verteidigen.“ In der Nachschau musste er einräumen: „Wir haben gar keinen Zugriff bekommen in den ersten 25 Minuten.“ Der Coach hatte gefordert, dass seine Elf die eigenen Chancen suchen sollte. „Nach dem 0:1 haben wir aggressiver verteidigt, hatten aber auch nicht so viele Chancen.“ Genauer gesagt: keine einzige. Nach der Pause war da die Möglichkeit von Thomas Pledl, die sich aber leicht klären ließ. Bis zum Schuss von Inanoglu war nicht mehr viel. Der Coach mahnt seit Monaten an, dass seine Elf bei Standardsituationen besser verteidigen müsse. Ulm kam nach einem Freistoß zur ersten echten Torgelegenheit. Müller wischte den Kopfball von Tom Gaal mit einer Hand über die Latte. Das 0:1 fiel nach einer Ecke. „Wieder einmal“, wie Schommers sagen musste.

MSV Duisburg droht Absturz in die Regionalliga

In der Summe: Der eine Punkt tut gut. Aber es muss viel, sehr viel besser werden, damit am Ende der Saison alles bestens wird. Und das muss genau jetzt passieren. Wer zu spät kommt, wird mit einem Leben in der Regionalliga West bestraft.