Köln/Mönchengladbach. Nach der Leverkusen-Pleite steht für den 1. FC Köln noch ein Derby an. Bei Borussia Mönchengladbach scheut Gerardo Seoane Hinspiel-Vergleiche.

Die speziellen Rivalitäten rheinischer Fußballklubs lernt Timo Schultz gerade in sehr konzentrierter Form kennen. Am vergangenen Sonntag unterlagen seine Kölner in der eigenen Arena Spitzenreiter Leverkusen mit 0:2. Und schon sechs Tage später führt die Domstädter ihr Weg nun nach Mönchengladbach.

Vielen gilt das Duell zwischen der Fohlenelf und dem Geißbockklub als das „echte“ rheinische Derby. Und FC-Chefcoach Schultz, der in seiner Zeit als Trainer von St. Pauli bereits einschlägige Erfahrungen bei den emotionalen Stadt-Derbys gegen den Hamburger SV sammelte, merkte zuletzt mal wieder: „Das sind Spiele, wo es knistert – allein schon, wenn man bei der Anreise die Massen sieht.“

+++ Krawalle Rhein-Derby in Köln: Ordner bewusstlos, Schlägerei +++

Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln: Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt

Vor dem anstehenden Kräftemessen im Borussia-Park sollte die Gefolgschaft beider Klubs dabei großzügig Anreisezeit einplanen: Rund um das Derby am Samstag sind erhöhte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. So dürfen die Fans zum Beispiel von 11 bis 20 Uhr im Umfeld des Stadions keine Gläser, Glasflaschen und Getränkedosen mit sich führen.

Der kurze Blick geht in dem Zusammenhang zurück auf die Krawalle beim jüngsten Duell zwischen Köln und Leverkusen. Ein Ordner soll dabei laut Polizei bewusstlos geschlagen worden und schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht worden sein. „Der 1. FC Köln verurteilt die gewalttätigen Auseinandersetzungen“, teilte der gastgebende Klub hinterher mit.

Nun sind die Kölner und ihre Fans zu Besuch in Gladbach – und Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielerabteilung beim FC, appellierte zuvor an die eigene Anhängerschaft: „Auf den Rängen bis aufs Maximum unterstützen, feiern und genießen, aber alles im Rahmen. Was wir gegen Leverkusen gesehen haben, gehört nicht zum Fußball. Es sollte niemals zu Ausschreitungen kommen.“

Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln: Auf dem Platz ein faires Derby

Trotz der ausgeprägten Rivalität zwischen Gladbach und Köln hielten sich strafbare Fehltritte auf dem Rasen in der Vergangenheit auffallend in Grenzen: Bei den bislang 97 Duellen beider Klubs in der Bundesliga gab es erst sechs Platzverweise – fünf davon gingen an die Adresse von Kölner Kickern. Die Rot-Premiere für Gladbach in dieser Kategorie liegt dabei gerade mal viereinhalb Monate zurück: Bei der 1:3-Niederlage des Rautenklubs im Hinspiel musste der französische Mittelfeldakteur Manu Koné beim Stand von 1:1 vom Feld.

Kölns Luca Waldschmidt (links) trifft im Hinspiel zum 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach.
Kölns Luca Waldschmidt (links) trifft im Hinspiel zum 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach. © dpa | Rolf Vennenbernd

Ein Platzverweis machte zuletzt auch den Kölnern einen Strich durch die Rechnung: Gegen die Werkself wurde Angreifer Jan Thielmann schon nach einer Viertelstunde unter die Dusche geschickt. „Die Analyse des Leverkusen-Spiels war schwer, weil wir lange in Unterzahl waren“, berichtete Timo Schultz nun. Sehr klar ist dagegen die Bestandsaufnahme des FC-Trainers nach acht Partien unter seiner Leitung. Viele Dinge gegen Bayer seien gut gewesen, angesichts der akuten Abstiegsgefahr fordert Schultz aber: „Die Messlatte muss höher angelegt werden, um Spiele zu gewinnen. Wir müssen dahin kommen, dass wir besser sind als der Gegner.“

Unter dem gebürtigen Ostfriesen gelang dem FC erst ein Sieg. Entsprechend drängt Schultz sein Team: „Wir sind langsam in der Bringschuld, den Fans wieder etwas zurückzugeben.“ Auf den ersten Nichtabstiegsplatz fehlen den Kölnern, aktuell auf dem Relegationsrang, bereits acht Punkte. Andererseits könnten die Gladbacher bei einer Heimniederlage mit dann nur noch sechs Zählern Vorsprung auf den FC noch einmal Richtung Gefahrenzone abrutschen.

Borussia Mönchengladbach: Seoane scheut Vergleiche mit dem Hinspiel

Allzu dicke Verbindungslinien zur Hinspielpleite in der Domstadt will Gerardo Seoane allerdings nicht ziehen. „Bei Köln hat es einen Trainerwechsel gegeben, die Spielweise hat sich verändert – und wir spielen zu Hause und nicht auswärts. Man kann das also nicht vergleichen“, erwähnt Borussias Bank-Chef, der aber schon einräumt: „Vom letzten Derby nehmen wir das Gefühl mit, dass uns an diesem Tag überhaupt keine gute Leistung gelungen ist.“

Im Hinspiel jubelte am Ende der 1. FC Köln über einen Sieg gegen Borussia Mönchengladbach.
Im Hinspiel jubelte am Ende der 1. FC Köln über einen Sieg gegen Borussia Mönchengladbach. © Getty Images | LEON KUEGELER

Gegen Bochum (5:2) und in Mainz (1:1) blieb Gladbach dafür zuletzt zweimal unbesiegt. „Zum Ende der Saison hat jedes Resultat einen Einfluss auf die Woche und auf die Gemütslage der Mannschaft. Das hat uns sicher unterstützt in dieser Woche“, kommentiert Seoane. Für einheimische Spieler, findet der Schweizer außerdem, habe so ein Derby „natürlich noch einen Punkt mehr Bedeutung oder Motivation“. Das gilt ganz speziell für Rocco Reitz. „Wir haben“, schlüpft Borussias Eigengewächs entsprechend gerne in die Rolle des Stimmungsmachers, „aus dem Hinspiel etwas gutzumachen, vor allem für die Fans.“