Düsseldorf. Die Kölner Fan-Auseinandersetzungen vom Wochenende haben den NRW-Innenminister drei Monate vor EM-Start grundsätzlich werden lassen.
Drei Monate vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) die Debatte über personalisierte Eintrittskarten neu befeuert. Als Reaktion auf schwere Stadion-Krawalle am vergangenen Sonntag nach dem Gastspiel des Bundesliga-Spitzenreiters Bayer Leverkusen beim 1. FC Köln sagte Reul dem WDR: „Wenn man den Namen der Leute auf die Tickets schreibt, kann man sagen: ‚Wer sich nicht benimmt, kommt hier nicht mehr rein‘“.
Bei internationalen Turnieren wie Welt- und Europameisterschaften ist es längst üblich, dass der Name des Besuchers auf der Eintrittskarte vermerkt sein muss. Das soll die Identifizierung erleichtern und den Ticket-Schwarzmarkt eindämmen.
Im Bundesliga-Betrieb sind Versuche der Innenministerkonferenz, Tickets zu personalisieren, bislang gescheitert. Zuletzt kochte die Debatte während der Corona-Pandemie hoch, als die Kontaktnachverfolgung aus Infektionsschutzgründen auch auf den Fußball-Tribünen zwischenzeitlich Pflicht wurde.
Klappt der Abgleich mit dem Ausweis bei personalisierten Tickets?
Nach den Ausschreitungen am Wochenende in Köln, bei denen Ordner und Polizisten verletzt wurden, forderte Reul ein Umdenken: „Kennen Sie andere Sportarten, wo sowas passiert, außer beim Fußball? Es tut mir richtig weh - ich bin echter Fußballfan“, zitierte der WDR den Innenminister. Personalisierte Tickets können jedoch Ausschreitungen im Umfeld von Stadien nicht verhindern. Zudem weisen Fan-Vertreter daraufhin, dass der Personalausweis-Abgleich am Stadioneingang ohnehin kaum zu organisieren sei.
Die Köln-Krawalle haben die Sicherheitsbehörden kurz vor der Europameisterschaft noch einmal in besondere Alarmbereitschaft versetzt. Von den insgesamt 51 EM-Spielen, die 24 Teilnehmerländer in Deutschland austragen, finden allein 20 in NRW statt. Dabei stehen nicht nur die Stadien in Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Köln im Blickpunkt. Die Gastgeber-Städte planen zudem Fan-Zonen für Tausende Besucher.
Bei der EM bildet NRW mit vier Stadien und zehn Fan-Festen das Zentrum
Dortmund wird Fanfeste im Westfalenpark (Kapazität: 25.000 Besucher) und auf dem Friedensplatz (6.200) anbieten, Gelsenkirchen am Nordsternplatz (5000) und im Amphitheater (7000), Düsseldorf am Burgplatz (7950), Gustav-Gründgens-Platz (1200) und an der Unteren Rheinwerft (9200), Köln am Heumarkt (8000), Alter Markt (6000) und am Tanzbrunnen (12.500).
Besondere Sicherheitsanforderungen stellen sich auch im Umfeld der Mannschaftsquartiere. Die Nationalteams aus Frankreich, Italien, Portugal, Albanien und Slowenien haben angekündigt, ihre sogenannten „Team Base Camps“ in NRW aufzuschlagen.
Wie üblich bei solchen sportlichen Großveranstaltungen werden Polizeidelegationen aus den Gastländern eingeladen. In NRW wird das „International Police Cooperation Center“ (IPCC), eingerichtet, in dem internationale Experten ihre Informationen über reisende Fußball-Gewalttäter austauschen und ein bundesweites Lagebild für jeden EM-Spieltag erstellen.