Dortmund. Das Champions-League-Finale rückt den BVB in das Scheinwerferlicht der Welt-Öffentlichkeit. „Man merkt, dass es groß ist.“
Arbel Eshet hält eine Kamera in den Händen, seine Schultern tragen ein blaues Leibchen, darauf sind die Champions-League-Sterne gedruckt. In Israel sei Borussia Dortmund sehr populär, berichtet Eshet. „Die Menschen lieben, was der Verein symbolisiert, nämlich traditionellen Fußball für Fans.“ Angereist ist der Journalist an diesem Dienstag für den israelischen Sports Channel.
Die Welt besucht den Königsklassen-Finalisten.
Vor allem aber würden die Menschen in Israel schätzen, sagt Arbel Eshet weiter, wie sich der BVB seit dem Anschlag der Hamas am 7. Oktober verhalten habe. „Sie unterstützen das Land und Familien, von denen Teile ermordet wurden.“ Und in diesem Moment rückt der Ball, um den sich derzeit eigentlich alles in der 600.000-Einwohnerstadt dreht, weit in den Hintergrund, bis Eshet ergänzt, dass er der Borussia einen Sieg zutraue. „Ich bin für Dortmund.“
BVB-Trainer Edin Terzic versucht es mit Lockerheit und Professionalität
Vor jedem Champions-League-Endspiel müssen die jeweiligen Klubs den Media Day der Europäischen Fußball-Union durchführen; alle TV-Rechteinhaber werden dafür eingeladen. Montag besuchte der Tross Madrid, jetzt also das Ruhrgebiet. RTL Belgien steht neben CCTV China, Sky Italien neben Viaplay Dänemark. Kameras knubbeln sich in der rechten Ecke des Trainingsplatzes, man nimmt französische Stimmen wahr, englische, asiatische.
Knapp 150 Journalistinnen und Journalisten verfolgen die Einheit, bei der erstens auffällt, dass Marco Reus, Niklas Süle und Julian Ryerson sich die Haare blondiert haben. Und zweitens, dass Trainer Edin Terzic darum bemüht ist, eine Mischung aus Lockerheit und Professionalität herzustellen. Bei allen Spielformen mahnt er zu mehr Tempo, erst sind nur drei Ballkontakte erlaubt, dann wird die Spielfläche verkleinert. Später aber umarmt Terzic seine Fußballer Nico Schlotterbeck und Gregor Kobel fast väterlich. Und bei Pressekonferenz bemerkt der Trainer, dass der Raum noch nie so voll gewesen sei wie heute. „Toll, dass es so viele interessiert und wir etwas Großes erreichen können.“
BVB-Profi Julian Brandt: „Unser Fokus ist viel zielgerichteter, wir sind erwachsener geworden“
Nach dem Training bewegen sich die Dortmunder in Richtung Kabine, danach bringen Golf-Carts sie frisch geduscht zu den Interviewterminen am Rande des Feldes. Dass am Platz so eine Medien-Masse stehe, habe er noch nicht erlebt, berichtet Julian Brandt. „Insofern merkt man schon, dass es groß ist.“ Der Gegner Real Madrid sei speziell. „Mit der Geschichte, die sie haben. Aber auf ihnen wird ein gewisser Druck lasten, dass sie es packen müssen. Wir dürfen uns keinen Kopf machen.“
Schon in der vergangenen Saison bastelte Dortmund an einem Konfetti-Ende. Die Meisterschale war zum Greifen nah, bis Mainz sich in den Weg stellte. Daraus habe die Mannschaft gelernt, sagt Julian Brandt. „Es geht derzeit nicht um irgendwelche Eventualitäten. Es geht nur um Training. Unser Fokus ist viel zielgerichteter, wir sind erwachsener geworden.“
BVB: Dann muss Julian Brandt lachen
Dieses Erwachsenenprogramm beinhaltete am Samstag ein Testspiel gegen die eigene U23, die das System von Real Madrid kopierte. An den folgenden beiden Tagen gab Trainer Edin Terzic seinen Spielern frei. Seit Dienstag richtet sich der Blick nun auf den Abend im Londoner Wembleystadion. „Ich finde es gut, wie der Verein es macht, dass alle Abläufe gleich bleiben“, erklärt Brandt. „Ich versuche alles, so klein wie möglich zu halten. Ich schlafe halt in London und spiele am nächsten Tag ein Fußballspiel.“ Pause, dann lacht Brandt. „Es ist schon etwas Besonderes, das kann man nicht weg reden“, räumt er ein.
Am frühen Nachmittag werden die Kameras wieder eingepackt, es wird ruhiger. Dortmund wird sich die kommenden Tage zurückziehen, bis am Freitag das Flugzeug in Richtung England abhebt. Auch Ye Tao verlässt das Trainingsgelände, er arbeitet für CCTV der China Media Group. „In China ist der BVB sehr populär“, sagt er. Besonders beliebt seien Marco Reus, Mats Hummels und auch Karim Adeyemi. Aber, ganz so berühmt wie Real Madrid sei Dortmund nun nicht.