Dortmund. Dortmunds Ballverteiler fehlt im DFB-Kader für die EM. Die Nichtberücksichtigung nimmt er sportlich – und will nun den Henkelpott.
Plötzlich kam Julian Brandt auf seinen ehemligen Chef zu sprechen. „Lucien Favre hat mich schon als Stürmer eingesetzt“, merkte der Profi von Borussia Dortmund an. „Da haben alle gesagt: Das kann der nicht!“ Dann lachte Brandt mit der Gewissheit, dass der 28-Jährige selbst am Samstag alle Zweifel daran beiseite geschoben hatte.
Denn das, was Brandt in der 72. Minute gelang, hatte ja viel von dem, wie sich ein klassischer Neuner verhalten würde. Da sah Brandt die Lücke und stieß in den Strafraum vor. Jadon Sancho lupfte in seinen Lauf, und Brandt fackelte nicht lange: Ein wuchtiger, platzierter Abschluss mit links aus spitzem Winkel, sodass der Ball genau neben dem rechten Pfosten einschlug. Es war der Treffer zum 3:0 beim 4:0 (2:0)-Sieg der Dortmunder über Darmstadt 98, bei dem Brandt in der zweiten Halbzeit ins Spiel kam und einen als Angreifer getarnten Spielmacher gab. „Erfolgreicher Nachmittag“, so lautete sein Fazit.
BVB: EM-Aus ärgert Julian Brandt
Dieser dürfte dem eigentlichen Mittelfeldmann auch Genugtuung verliehen haben. Unter der Woche gab Bundestrainer Julian Nagelsmann ja den Kader für die Europameisterschaft bekannt, unter den 27 Namen aber fehlte Brandt. „Ich nehme so etwas sportlich“, sagte er. „Ich bin schon lange im Geschäft, damit ich mit sowas umgehen kann.“ Viel jedoch fehlte freilich nicht zur Nominierung, Brandts Aus war ein Härtefall. Eine „gewisse Enttäuschung, vor allem weil die EM im eigenen Land ist“, verspüre er deshalb.
Doch dass seine Saison nach dem letzten Bundesliga-Spieltag nicht vorbei ist, vertröstet ihn. Am 1. Juni wird er einer der Schlüsselspieler sein, wenn der BVB im Endspiel der Champions League tatsächlich Real Madrid schlagen möchte. „Ich habe mit dem Verein noch ein bisschen Ablenkung. Wir haben die Chance, das Größtmögliche zu erreichen im Vereinsfußball. Da ist der Fokus momentan hier bei Schwarz-Gelb.“
BVB: Julian Brandt denkt an Wembley
Es prickelt schon beim Dortmunder Ballverteiler mit Blick auf Wembley, das „schon gefühlt seit drei Wochen in allen Köpfen ist. Wenn du durch die Stadt gehst, sagt keiner: Viel Glück am Samstag gegen Darmstadt. Sondern: Holt den Champions-League-Pokal. Ausblenden kannst du das nicht.“ Erst danach wird ein wenig abschalten können, oder eher: müssen. Es heißt Urlaub, statt EM. „Für mich wird die Welt nicht untergehen“, sagte er. „Es gibt noch viel zu erreichen im Leben.“ Zum Beispiel am 1. Juni in London.