Dortmund. Der BVB hat Lars Ricken als Sportgeschäftsführer vorgestellt. Der erklärte seine Vision für den Klub und wie es mit Trainer Edin Terzic weitergeht.
Seit dem 1. Mai ist Lars Ricken als neuer Geschäftsführer Sport von Borussia Dortmund im Amt. Hans-Joachim Watzke hat die Gesamtverantwortung für den Sport abgegeben, bleibt aber noch bis Ende 2025 als Vorsitzender der Geschäftsführung im Amt. Nun haben die beiden erstmals öffentlich erklärt, wie die neue Führungskonstellation funktionieren soll. „Lars ist dem absolut gewachsen“, meinte BVB-Boss Watzke, während Ricken verkündete: „Ich bin bereit für diese Aufgabe.“
Die BVB-PK im Live-Ticker zum Nachlesen
11:59 Uhr: Willkommen, liebe Leserinnen und Leser zu unserem Ticker. In wenigen Minuten soll es losgehen.
12:03 Uhr: Zunächst spricht BVB-Präsident Reinhard Lunow, der noch einmal erklärt, wie es zur Lösung mit Lars Ricken kam. „Er hat sein Konzept vorgestellt und er hat den Präsidialausschuss gerockt“, sagt Lunow. „Daher hat ihn der Präsidialausschuss einstimmig gewählt.“
12:05 Uhr: BVB-Boss Hans Joachim Watzke (noch dürfen wir das so schreiben) sagt: „Ein finales Gespräch ist nur mit Lars geführt worden. Wir kennen uns ewig, ich habe ihn 16 Jahre in seiner Rolle im Nachwuchsbereich beobachtet. Da hat er Außergewöhnliches geleistet.“ Der BVB habe einerseits viele Jugendspieler hervorgebracht und andererseits viele Titel im Juniorenbereich gewonnen.
12:07 Uhr: Watzke weiter: „Ich habe das Gefühl - und das hatten auch alle anderen -, dass Lars Ricken dem absolut gewachsen ist.“ Ricken sei „von seiner Vita und von seiner persönlcihen Attitüde her“ der geeignete Mann für den Posten.
12:09 Uhr: Watzke freut sich darüber, dass aus den Gesprächen mit Ricken und dem Präsidialausschuss nichts nach außen drang. „Das hat mich noch einmal in der Entscheidung bestärkt.“
12:11 Uhr: Lars Ricken ist an der Reihe - und nutzt das Podium erst einmal, um den frisch gewonnenen Meisterschaftstitel der U17 anzusprechen. „Ich möchte allen Mitarbeitern im Nachwuchsleistungszentrum danken, denn ohne deren tolle Arbeit wäre ich heute nicht hier.“
12:12 Uhr: Ricken dankt auch der Profiabteilung: „Ich war gerade frisch im Amt, da sind die ins Champions-League-Finale eingezogen, das hat mir den Start leichtgemacht.“
12:13 Uhr: „Für den einen oder anderen mag es überraschend gekommen sein, für mich nicht“, sagt Ricken. „Aki Watzke hat mir vor vier, fünf Jahren schon einmal gesagt, dass er mich mittelfristig in der Geschäftsführung sieht.“ Rickens Antwort damals: „Du musst mir keine Versprechungen machen, ich will hier nicht schnellstmöglich Karriere machen, sondern so lange wie möglich erfolgreich in diesem Verein arbeiten.“
12:15 Uhr: Ricken: „Vor ein paar Wochen hat Aki mich gefragt: Bist du bereit? Ich musste darüber keine Nacht schlafen, ich bin bereit für diese Aufgabe. Das ist natürlich eine große Ehre für mich als gebürtiger Dortmunder.“
12:16 Uhr: Ricken sieht sich vor allem wegen seiner Erfahrungen im Nachwuchsbereich gerüstet für die Aufgabe: „Knapp die Hälfte der Sportverantwortlichen in der Bundesliga kommen aus dem Nachwuchsbereich“, sagt er und erwähnt unter anderem Max Eberl und Oliver Ruhnert. „Man ist in diesem Bereich gefühlt Geschäftsführer, Sportdirektor, Technischer Direktor und Kaderplaner in einem.“
12:17 Uhr: „Das NLZ ist die größte Abteilung im Verein“, sagt Ricken. „Da ist Vertrauen und Kommunikation das wichtigste, ohne funktioniert es nicht. Und so will ich es auch im Profibereich halten.“ Sein Verständnis von Führung: „Ich will möglichst starke Leute neben mir haben.“
12:19 Uhr: Die Fragerunde ist eröffnet. Was hat Ricken denn dem Präsidialausschuss erzählt, dass er ihn so gerockt hat? „Puh, ich hatte inzwischen so viele Sitzungen, das weiß ich im Detail gar nicht mehr“, sagt Ricken. Präsident Lunow hilft: „Du hast dein Konzept vollständig vorgestellt und warst perfekt vorbereitet. Du hast nicht nach hinten, sondern nach vorne geschaut, sodass es keine Zweifel gab, dass du der richtige Mann bist.“
12:21 Uhr: Der BVB steht im Champions-League-Finale, in der Liga aber nur auf Rang fünf. Wo sieht Ricken den Klub aktuell? „Ich sehe uns erstmal im Finale der Champions League, das ist ein toller Erfolg“, sagt Ricken, da habe die Mannschaft gewiegt, was mit Willen und Wucht möglich sei. „Aber natürlich müssen wir uns auch an der Bundesliga orientieren“, sagt Ricken, in diesem Wettbewerb gehe es am wenigsten um Tagesform. „Wir stehen auf Platz fünf und ich habe nicht das Gefühl, dass sich die Mannschaften vor uns gerade schlechter aufstellen“, meint Ricken. „Da ist unsere Aufgabe, nächstes Jahr eine wettbewerbsfähige Mannschaft zu haben.“
12:25 Uhr: Eines ist Ricken wichtig: „Ich bin nicht Nachfolger von Aki Watzke, er ist weiterhin da und verantwortet die Bereiche Kommunikation, Strategie und Personal. Ich habe jetzt den Bereich Sport von ihm übernommen.“ Da seien Rickens Erfahrungen als Spieler ein Mehrwert: „Ich weiß, wie es sich anfühlt, mit einem Truck um den Borsigplatz zu fahren. Ich weiß aber auch, wie es sich anfühlt, auf dem Rasen zu stehen, wenn es mal nicht läuft. Es braucht aber kein Spieler Angst haben, dass ich alles besser weiß oder denke, dass früher alles besser war.“
12:32 Uhr: Hans-Joachim Watzke darf auch mal wieder etwas sagen: „Die grundsätzliche Herausforderung ist, dass Lars auf einem relativ hohen Niveau einsteigt“, sagt er. „Normalerweise kommst du in eine Position wie ich damals: Alles liegt in Schutt und Asche, damit musst du klarkommen - du kannst aber auch nicht viel falsch machen, denn schlechter geht es nicht.“ Beim BVB aber sei nicht alles schlecht gelaufen. „Die große Chance aber ist: Du kannst darauf aufsetzen, Dinge noch verbessern - allerdings in einem national schwierigeren Umfeld.“ Denn inzwischen seien zu den Traditionsklubs als Konkurrenten Klubs mit starken Geldgebern im Rücken hinzugekommen. „Lars weiß, dass er eine Mörder-Aufgabe übernimmt“, sagt Watzke. „Es gibt im deutschen Fußball nicht viel Anstrengenderes, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen.“
12:33 Uhr: „Natürlich wird es herausfordernd“, sagt Ricken und verweist darauf, dass der BVB bislang nach seinen Champions-League-Finalteilnahmen in der Bundesliga schwach abschnitt. Aber: „Ich bin als Spieler Meister geworden, ich bin mit der U17 und der U19 mehrfach Deutscher Meister werden“, sagt Ricken. „Diese Ambitionen will ich nicht ablegen.“ Wichtig sei aber auch, dass die Menschen nach BVB-Spielen glücklich nach Hause gingen, weil ihnen die Leistung der Mannschaft gefalle. „Wenn wir das schaffen, werden wir auch sportlichen Erfolg haben.“
12:35 Uhr: „Zeit, um organisch in meine Rolle hereinzuwachsen, habe ich nicht“, sagt Ricken. „Aber ich kenne das Gefühl, in der Öffentlichkeit zu stehen, schon aus meiner Spielerzeit - auch wenn es damals Social Media noch nicht gab.“
12:37 Uhr: Lars Ricken wird nach der Zusammenarbeit mit Sebastian Kehl gefragt, der ebenfalls gerne Geschäftsführer Sport geworden wäre. „Als feststand, dass ich Geschäftsführer Sport werde, haben wir uns am nächsten Tag zusammengesetzt und hatten ein offenes, klärendes Gespräch“, sagt Ricken. „Sebastian ist ja auch weiterhin Sportdirektor und Michael Zorc hat beweisen, dass du in dieser Position die Geschicke des Vereins wunderbar mitgestalten kannst.“
12:40 Uhr: Es ist gut, wenn ein Verein aus sich heraus Alternativen hat“, sagt Watzke. „Ich glaube, dass die Zeiten der One-Man-Shows sowieso vorbei ist, dafür ist alles zu groß und kompliziert geworden.“ Am Ende sei doch gar nichts Gravierendes passiert: „Wir sind so aufgestellt wie zu unserer erfolgreichen Zeit, der Watzke heißt aber Ricken, der Zorc heißt Kehl und der Mislintat heißt wieder Mislintat“, so Watzke. „Mit dieser Konstellation sind wir theoretisch sehr gut aufgestellt, praktisch müssen wir es unter Beweis stellen.“
12:43 Uhr: „Die aktuellste Aufgabe ist nun die Kaderplanung für das kommende Jahr“, sagt Ricken auf die Frage nach seiner größten Herausforderung. Er will einerseits junge hungrige Spieler, entweder aus dem eigenen Nachwuchs oder internationale Toptalente, daneben aber auch Spieler mit Erfahrung und starker Mentalität als Stützen.
12:44 Uhr: Watzke zur Zukunft: „Lars wird nun die Elefantenrunde für den sportlichen Bereich leiten, ich habe mich verabschiedet und werde ab und an noch Gast sein. Ich werde den finanziellen Rahmen vorgeben, in dem Rahmen können sie frei entscheiden. Und nicht einmal wird es den Fall geben, dass ich Lars anrufe und ihm sage, wie er es zu machen hat.“ Und wie geht es mit Watzkes anderen Aufgaben weiter? „Das entscheiden wir, wenn es so weit ist. Wir werden es wieder so machen, dass Sie nichts davon mitkriegen“, sagt Watzke zu den Journalisten.
12:48 Uhr: „Edin und ich haben ein besonderes Verhältnis“, sagt Ricken zur Trainerfrage. Beide haben schon im Nachwuchsbereich zusammengearbeitet. „Es ist ein Privileg für ihn, Trainer von Borussia Dortmund zu sein. Er hat unseren letzten Titel geholt, er hat uns jetzt ins Champions-League-Finale geführt und er hat in den vergangenen vier Jahren einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass wir nächsten Sommer bei der Klub-WM spielen. Das war eine tolle Leistung.“ Zu einer möglichen Vertragsverlängerung sagt Ricken: „Edin ist der Erfolg wichtig, er will nicht sofort über einen neuen Vertrag sprechen. Es geht aktuell nicht um ihn, sondern darum, den Pokal zu holen, der Vertrag ist aktuell für uns kein Thema.“
12:52 Uhr: Zur Transferstrategie sagt Ricken: „Ich kenne das Budget, was uns zur Verfügung steht, daran müssen wir uns orientieren. Wir wollen den bestmöglichen Kader zusammenstellen.“
12:54 Uhr: Als Abschlussfrage muss Ricken sagen, ob er zum Finale in Wembley wieder eine Rolle auf dem Rasen spielen werde - wie 2013, als er mit Ritterhelm und Schild gemeinsam mit Paul Breitner den Pokal auf den Rasen trug. „Bislang ist nichts geplant“, sagt Ricken lachend. „Deswegen hoffe ich, dass ich keine Rolle auf dem Platz haben, sondern auf der Tribüne sitzen werde.“ Und mit diesem Schlusswort endet unser Ticker.