Dortmund. Borussia Dortmund spielt am Samstag beim FSV Mainz 05. Durch das Wembley-Finale ergeben sich aber ganz neue Aufgaben für den BVB.
Es gab in dieser Saison schon Tage, da schien der Himmel auf Borussia Dortmund hinabzustürzen, so negativ war die Gefühlslage im Umfeld des stolzen Klubs aus dem Ruhrgebiet; am Freitagmittag aber wärmt die Sonne die Luft auf über 20 Grad, einige Fans warten vor den Toren des Trainingszentrums in der Hoffnung, Kontakt zu den Profis aufnehmen zu können. Immerhin treffen sie Sportdirektor Sebastian Kehl, der gerade über den kleinen Parkplatz läuft, um zur Ersten Mannschaft zu gelangen. Smartphones werden heraus gekramt, Kehl bekommt einen Stift für Autogramme in die Hand gedrückt.
All das ein Sinnbild für das neue Hochgefühl, das sich beim BVB breitgemacht hat, seitdem der Verein sensationell ins Champions-League-Finale geflogen ist. Am 1. Juni sollen nun die Königlichen von Real Madrid gestürzt werden, davor aber wartet die Bundesligapflicht. An diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) tritt der Tabellenfünfte beim Sechzehnten FSV Mainz 05 an.
Wie umgehen mit dieser eigentlich egalen Begegnung? Der Endspiel-Einzug hat nicht nur die Gefühlslage ins Positive gedreht, er verändert auch die Herangehensweise an das Saisonende. Die Spielzeit dauert nun zwei Wochen länger, dadurch müssen die Trainingspläne erweitert werden, alle Dortmunder sollen ihre Form erhalten.
Es gehe deswegen bei der Rotation „um den richtigen Mix“, sagt Trainer Edin Terzic, trotzdem werde es wieder „Chancen“ für diejenigen geben, die in den wichtigen Spielen auf der Bank sitzen. Beim 5:1 am vergangenen Wochenende gegen Augsburg veränderte Terzic seine Mannschaft auf zehn Positionen. Jeder sollte die Gelegenheit erhalten, sich zu zeigen. Nur sei die Situation diesmal eine andere. Diesmal sei die Pause zwischen dem Königsklasse-Abend und dem Liga-Alltag ein Tag länger, diesmal stehe in der kommenden Woche kein Duell unter der Woche an.
Es wird daher wohl nur vereinzelte Veränderungen geben. Gut möglich, dass wie schon gegen Augsburg Stürmer Youssoufa Moukoko beginnen darf. Dieser traf zweimal. Auch Felix Nmecha drängt ins zentrale Mittelfeld. Dieser traf einmal. Genauso wird wohl Niklas Süle versuchen dürfen, in der Innenverteidigung Gegentore zu verhindern. Dieser traf keinmal, überzeugte trotzdem. Fest steht: Ein Teil der zweiten Reihe soll erneut die Chance erhalten, auf sich aufmerksam zu machen. So hängt etwa Moukokos Zukunft in der Schwebe. Der 19-Jährige spielt zu wenig, um sich weiterzuentwickeln. Ein Abschied scheint möglich.
Klassenerhalt? BVB kann dem VfL Bochum helfen
„Uns ärgert“, sagt Terzic, „dass wir es nicht geschafft haben, in allen Wettbewerben unser bestes Gesicht zu zeigen“. In der Liga stehen die Borussen nur auf Rang fünf, haben sich trotzdem bereits für die Champions League qualifiziert. „Wir wissen aber, dass es für viele Mannschaften noch um sehr viel geht.“ Mainz steckt etwa als Sechzehnter mitten im Abstiegssumpf – vier Punkte hinter dem Dortmunder Reviernachbarn Bochum. Mit einem Sieg kann der BVB dafür sorgen, dass der VfL schon am Samstagabend Fiege-Pils trinken darf. Der Klassenerhalt wäre den Bochumern nicht mehr zu nehmen.
Edin Terzic, 41, hat mal Sportwissenschaften in Bochum studiert. „Einige, die mit mir damals auf der Uni-Bank saßen, arbeiten heute für den VfL. Es gibt einige Spieler, die eine Vergangenheit bei uns haben.“ Aber: „Wir wissen, was sie in der Vergangenheit investiert haben, um uns ein Bein zu stellen. Wir müssen ihnen keinen Gefallen tun.“ Es gehe nur um den eigenen Verein, meint der gebürtige Mendener. Die Mannschaft wolle versuchen, die drei Punkte enteilten Leipziger noch einzuholen. Außerdem werde es nicht funktionieren, „wenn wir jetzt einen Gang zurückschalten, dass wir dann drei Tage vor Wembley unseren Rhythmus wiederfinden“.
Edin Terzic: Zu seiner BVB-Zukunft möchte er nichts sagen
Die ausstehenden drei Wochen sollen „besten Wochen der Saison“ werden, fordert der Trainer. Auch für ihn hat sich die Stimmungslage ins Positive gedreht. Im Winter drohte er noch, seinen Job zu verlieren, jetzt wird über eine Verlängerung seines bis 2025 gültigen Vertrages diskutiert. „Das geht mir das alles zu schnell“, sagt Terzic. „Wir planen natürlich die kommende Saison, und wir planen auch die Zukunft, aber diese Gedanken gehören jetzt nicht in diese Phase, in der wir stecken.“ Wenn er etwas bewiesen habe, dann, „dass es in der Art und Weise, wie ich hier arbeite, Null-Komma-Null-Prozent um mich geht. Ich möchte jetzt alles dran setzen, dass wir gemeinsam dieses Ziel erreichen.“
Dieses BVB-Ziel bedeutet: die Champions League gewinnen.