Essen. Bayer Leverkusen hat die Saison dominiert - wie schon den Transfersommer. Der BVB hingegen hat auch dort nicht gut gearbeitet. Ein Kommentar.

Wann war den Verantwortlichen von Bayer Leverkusen klar, dass sie tatsächlich Deutscher Meister werden können? Diese Frage war nach dem Titelgewinn am Sonntag die wohl am häufigsten gestellte. Die Antworten fielen unterschiedlich aus. Dabei liegt es doch auf der Hand: am Ende des Transfersommers. In diesem arbeitete Bayers Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes herausragend. Ganz anders als etwa Sebastian Kehl bei Borussia Dortmund.

Klar, in der Retroperspektive ist es leicht zu sagen, dass Transfers nicht so aufgegangen sind, wie man sich das etwa beim BVB erhofft hatte. Felix Nmecha war für eine viel größere Rolle vorgesehen. Notkauf Niclas Füllkrug stößt an seine Grenzen, Rami Bensebaini konnte nie überzeugen. Und bei Bayer? Dass Granit Xhaka, Jonas Hofmann, Alejandro Grimaldo und Victor Boniface allesamt herausragende Fußballer sind, lag schon im vergangenen Sommer auf der Hand. Allesamt übrigens Transfers, die vom Volumen her auch der BVB hätte stemmen können. Allesamt Spieler, die der BVB hätte verpflichten können. Wenn er gewollt hätte.

Bayer Leverkusen überzeugt auf dem Transfermarkt

Seit Jahren sprechen sie in Dortmund davon, dass sie da sein wollen, wenn der FC Bayern schwächelt. Wie übrigens auch RB Leipzig. Bayer Leverkusen macht es ihnen nun vor, dass man auch selbst Stärke beweisen kann, indem man es mit einer echten Transferstrategie und einem klaren Trainerkonzept schafft, sich innerhalb von eineinhalb Jahren vom Abstiegsplatz zum Meistertitel zu spielen.

Sebastian Kehl (l.) und Hans-Joachim Watzke verantworten den sportlichen Bereich beim BVB.
Sebastian Kehl (l.) und Hans-Joachim Watzke verantworten den sportlichen Bereich beim BVB. © dpa | David Inderlied

Unbestritten sind Trainer und Mannschaft bei Bayer eine herausragende Symbiose eingegangen. Wichtige Meistermacher arbeiten in Leverkusen aber auch im Hintergrund. Rolfes und den Scouts um den Sohn von Christoph Daum ist es gelungen, auf dem Transfermarkt für Furore zu sorgen. Boss Fernando Carro trat mit dem Ziel Titel an. Wie vor ihm schon Rainer Calmund oder Rudi Völler. Der Meistertitel ist also auch ein Titel des Großdenkens in Leverkusen. Anders als in Dortmund, wo man sich dann doch eher kleinmacht. Nun müssen sie beim BVB aufpassen, dass Leverkusen ihnen nicht auch in Zukunft den Rang als deutsche Nummer zwei abläuft.