Eindhoven. Elfmeter-Verursacher Mats Hummels ließ nach dem 1:1 in Eindhoven auch mit seiner Spielanalyse aufhorchen. Kritisierte er die Taktik?

Inmitten des ganzen Elfmeter-Frusts, der sich bei Mats Hummels entlud, gingen seine Worte mit Interpretationsspielraum beinahe unter. Manche mochten sie später ausschließlich mit Blick auf das Achtelfinal-Rückspiel in Dortmund am 13. März verstanden wissen, andere wiederum erkannten in der Aussage zumindest eine indirekte Kritik an den taktischen Vorgaben des Borussia-Trainers Edin Terzic. „Ich habe hier heute ein sehr schlag­bares Eind­hoven gesehen, gegen das eine Mannschaft, die mit dem Ball konzentrierter, strategischer und dominanter auftritt, gewinnt“, sagte der BVB-Routinier nach dem 1:1 (1:0) bei der PSV. Das Ergebnis brachte die Borussen zwar in eine aussichtsreiche Lage fürs Weiterkommen in der Champions League, das Spiel jedoch zeigte wieder eklatante Schwächen auf, die sie weiterhin nicht behoben haben.

Terzic selbst beklagte hinterher die vielen Ballverluste seiner Mannschaft. „Wir haben es nach unserer Führung nicht geschafft, den Druck aufrechtzuerhalten. Besonders in der zweiten Halbzeit hatte PSV sehr viel Kontrolle“, stellte der 41-Jährige fest. „Wir mussten sehr viel verteidigen, sehr viel hinterherlaufen. Das hat uns nicht so gefallen.“ Der Treffer des ehemaligen Eindhoven-Profis Donyell Malen (24. Minute) hatte dem BVB schon zur Pause eine eher glückliche Führung beschert, in der zweiten Hälfte diktierte nur noch der Tabellenführer der Eredivisie die Partie. In einer Drucksituation wählte Hummels im Strafraum das Mittel einer risikoreichen Notgrätsche gegen Bayern-Leihgabe Malik Tillman.

Notgrätsche: BVB-Routinier Mats Hummels trennt Malik Tillman vom Ball. Der Schiedsrichter entscheidet auf Elfmeter.
Notgrätsche: BVB-Routinier Mats Hummels trennt Malik Tillman vom Ball. Der Schiedsrichter entscheidet auf Elfmeter. © Getty Images | Dean Mouhtaropoulos

Der Innenverteidiger traf dabei zwar zuerst den Ball, räumte aber mit dem anderen Bein im Nachziehen den Gegenspieler ab, Schiedsrichter Srdjan Jovanovic aus Serbien zeigte sofort auf den Punkt. Hummels redete noch beschwichtigend auf seine Mitspieler ein, weil er fest davon ausging, dass die Entscheidung revidiert werde, er lag mit dieser Annahme allerdings daneben. Jovanovic blieb nach Rücksprache mit dem Video-Assistenten bei seiner Entscheidung. Hummels wütete erst im TV, in der Nacht griff er dann zum Handy: „Welch ein Witz von einem Elfmeter gegen uns“, schrieb der 35-Jährige beim Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter: „Schon wieder! Ich kann nicht glauben, dass es Entscheidungen wie heute, gegen Chelsea oder gegen PSG mit dem VAR geben kann.“

Borussia Dortmund fühlt sich betrogen

Die Dortmunder fühlen sich in der Königsklasse offenbar von Strafstoß-Pfiffen zum eigenen Nachteil verfolgt. Nach dem Achtelfinal-Rückspiel beim FC Chelsea im März 2023, wo die 0:2-Niederlage das Aus bedeutete, und dem Gruppenspiel bei Paris Saint-Germain im vergangenen September (0:2) hatten sie sich jeweils über Handelfmeter-Entscheidungen beschwert. Was diese Partien mit jener in Eindhoven zudem gemein hatten: In allen drei Fällen spielte der BVB sehr schwach. „Langsam reicht es“, ärgerte sich BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nun nach dem Remis in Eindhoven: „Diese Schiedsrichter-Entscheidung ist eine krasse Fehlleistung.“ Berater Matthias Sammer schien gar eine größere Verschwörung zu wittern. Es gebe in der Champions League „zu viele Entscheidungen gegen deutsche Mannschaften“, meinte der 56-Jährige. Man müsse sich an die Uefa wenden: „Da müssen wir attackieren.“

Umstrittener Elfmeter: PSV-Kapitän Luuk de Jong beim Strafstoß, der den Ausgleich gegen den BVB bringt.
Umstrittener Elfmeter: PSV-Kapitän Luuk de Jong beim Strafstoß, der den Ausgleich gegen den BVB bringt. © Getty Images | Dean Mouhtaropoulos

Terzic hätte sich gewünscht, dass seine Spieler in der Situation, die zum Strafstoß führte, früher attackiert hätten. „Am besten fängst du dir keine Elfmeter, indem du den Gegner gar nicht erst in den Sechzehner kommen lässt. Die Situation kommt hier erst zustande, weil wir vorher nicht gut verteidigt und die innere Linie nicht geschlossen bekommen haben“, analysierte der Trainer. Auch nach dem Elfmeter-Treffer des früheren Gladbachers Luuk de Jong (56.), der sein wettbewerbsübergreifend 28. Saisontor erzielte, agierte der BVB bei der Abwehrarbeit oftmals inkonsequent und im eigenen Ballbesitz fahrig. Eine eigene Spielidee war auf Dortmunder Seite kaum noch erkennbar.

BVB-Sportdirektor Kehl: „Wir brauchen eine richtig gute Leistung“

„Ich habe heute viele Dinge gesehen, die wir besser machen können“, sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. Auch er weiß, dass sich die Dortmunder im zweiten Duell mit Eindhoven steigern müssen. „Wir brauchen eine richtig gute Leistung in drei Wochen zu Hause. Aber ich traue uns das zu.“ Man darf gespannt sein, ob ihnen das am 13. März gelingen wird. Dann wird es auch am Trainer-Team liegen, die passende Herangehensweise für einen Viertelfinal-Einzug zu wählen.