Dortmund. Der Dortmunder Stürmer hat sich schon wieder verletzt. Wichtig ist für den BVB daher, dass Niclas Füllkrug seine gute Form behält.
Wechselbäder der Gefühle, wer kennt sie besser als Sebastien Haller?
Als die in den Landesfarben der Elfenbeinküste gehaltenen Konfetti nicht mehr wie Schneeflocken durch die Luft rieselten, sondern den Boden des Dortmunder Trainingszentrums bedeckten, hatte Haller Zeit, über einen besonderen Moment zu sprechen. „Ich bin froh, zurück zu sein“, sprach der 29-Jährige mit einem breiten Grinsen in die Kamera. „Es war ein toller Empfang, ein warmes Willkommen. Das war sehr schön.“
Seine Mitspieler hatten ihn am Donnerstagabend nach dem Triumph beim Afrika-Cup euphorisch zurück beim BVB begrüßt. „Wir hoffen, dass er den Schwung mitnimmt und uns hilft, erfolgreich Fußball zu spielen“, meinte auch Trainer Edin Terzic.
Doch rund 24 Stunden später erlitt Haller einen bitteren Rückschlag. Mal wieder. „Untersuchungen am Freitagmorgen in Dortmund haben ergeben, dass Hallers Sprunggelenksverletzung, die er sich Mitte Dezember gegen Mainz zugezogen hatte, wieder aufgebrochen ist und der Angreifer vorerst erneut pausieren muss“, teilte der BVB mit. Statt an diesem Samstag im Kader für das Bundesliga-Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg (15.30 Uhr/Sky) zu stehen, muss sich Haller erneut zurückkämpfen.
Was hat er nur in den vergangenen 18 Monaten alles erlebt?
BVB: Sebastien Haller mit bewegender Geschichte
Im Sommer 2022 wechselte Haller von Ajax Amsterdam ins Ruhrgebiet, der BVB jubelte über einen neuen Mittelstürmer von internationalem Format, der Erling Haaland ersetzen sollte. Doch kurz nach seiner Ankunft erhielt Haller die Schockdiagonse Hodenkrebs. Er kämpfte sich zurück, gab Anfang vergangenen Jahres sein Comeback. Als alles zu schön um wahr zu sein schien, verschoss er gegen Mainz 05 den Elfmeter zur Meisterschaft. Nach Wochen des Formtiefs gewann er nun den Afrika-Cup mit der Elfenbeinküste, ausgetragen in seinem Heimatland. Und weil es ruhig noch ein bisschen kitschiger sein durfte, schoss Haller auch noch im Endspiel beim 2:1 (0:1) über Nigeria den Siegtreffer. Nun muss er sich wieder gedulden, bis er auch für Dortmund wichtige Tore schießen kann.
Einer, der Sebastien Haller am Donnerstag innig umarmte, war Niclas Füllkrug. Der 31-Jährige war ja im Sommer verpflichtet worden, weil Haller nicht so recht in Tritt zu kommen schien.
Dass Füllkrug immer besser in Form kommt, ist zwar für Hallers Aussichten auf den Stammplatz, wenn er demnächst zurückehren wird, nicht wirklich förderlich. Für Borussia Dortmund aber ist dies unheimlich wichtig.
BVB: Niclas Füllkrug in ansteigender Form
Der Nationalspieler ist derzeit gesetzt, wirkt inzwischen besser integriert ins Dortmunder Spiel, er macht häufiger die Bälle fest, leitet sie präziser weiter. Seit Bundesliga-Wiederbeginn hat Füllkrug fünf Tore erzielt und eine Vorlage gegeben. Insgesamt hat Füllkrug nun zehn Treffer auf dem Konto, sechs fehlen noch zur Marke, mit der er in der zurückliegenden Saison Torschützenkönig wurde. Besonders das Kombinationsspiel mit Donyell Malen gegen den SC Freiburg (3:0) erinnert an bessere Dortmunder Zeiten in spielerischer Hinsicht, denn die der gesamten Offensive war über den Winter ja lange alles andere als mitreißend gewesen.
Für Füllkrug kommt die Formsteigerung zum richtigen Zeitpunkt, wird Bundestrainer Julian Nagelsmann doch demnächst seinen Kader für die beiden März-Länderspiele in Frankreich und gegen die Niederlande berufen. Und in dem dürfte neben Füllkrug auch erstmals Stuttgarts Deniz Undav (14 Tore, fünf Assists) stehen, mit dem sich der Dortmunder wohl ein Duell um den Platz im Sturmzentrum bei der Europameisterschaft liefern wird.
BVB: Edin Terzic erwartet noch mehr von Niclas Füllkrug
„Er hat einen Schritt gemacht. Es tat ihm gut, diesen Monat komplett trainieren zu können“, lobte BVB-Coach Terzic mit Verweis auf den zuletzt überschaubaren Terminkalender ohne Englische Wochen, machte aber auch deutlich: „Wir hoffen, dass wir die Grenze noch nicht erreicht haben. Wir erwarten von unseren Offensivspielern, dass sie eine Quote haben. Dafür sind sie bei Borussia Dortmund.“
Ob sich die Machtverhältnisse im Dortmunder Sturm noch mal ändern, ist allerdings fraglich Öffentlich stärken die Verantwortlichen zwar Haller den Rücken, doch hinter vorgehaltener Hand klingen erhebliche Zweifel durch, ob der Ivorer aufgrund der Nachwirkungen seine Erkrankung noch einmal seine alte Klasse erreichen kann. Andererseits will man mit Haller behutsam umgehen, denn noch immer weiß niemand so recht, ob es nicht doch eine medizinische Möglichkeit gibt, Hallers Körper wieder hochzufahren.